Licht (Gone) (German Edition)

sie nicht, jedenfalls nicht wie Leslie-Ann oder Pug.
    Auf die Insel hatte er sie nur deshalb mitgenommen, weil er sich seit einiger Zeit für Mädchen interessierte. Und als es so aussah, als würde die FAYZ in ewiger Dunkelheit versinken, hatte Albert gedacht, dass er unter den Umständen vielleicht …
    Daraus war nichts geworden. Stattdessen hatte er sie jetzt am Hals.
    Im Moment leuchtete sie mit einer Taschenlampe nach unten und sah Quinn dabei zu, wie er an einem Seil die Klippe hochkletterte – Stück für Stück und mit der Geschicklichkeit eines Affen.
    »Sieh dir diese Muskeln an«, sagte sie.
    »Er rudert ja auch den ganzen Tag.«
    »Tja, Albert, du solltest mehr Sport treiben. Wir haben einen Fitnessraum. Du hast Arme wie eine Spinne.«
    Albert suchte noch nach einer schnippischen Antwort, als Quinn bereits über den Rand der Felswand kam, aufstand, den Staub aus seinen Klamotten strich und ihm zunickte.
    »Wer schickt dich?«, fragte Albert knapp. An Small Talk war er nicht interessiert.
    Alicia war mit einem Gewehr bewaffnet, und Pug, die etwas abseits stand und Quinn nicht aus den Augen ließ, hielt einen Revolver in der Hand.
    »Ich freu mich auch, dich zu sehen, Albert.«
    Albert zögerte ein paar Sekunden, dann nickte er und sagte: »Gehen wir rein, da können wir reden.« Er machte kehrt und stolzierte auf das Haus zu, ohne auf Quinn zu warten.
    Alicia fiel zurück und blieb hinter Quinn.
    Im Haus schien elektrisches Licht – ein Luxus, den es in Perdido Beach schon seit Monaten nicht mehr gab. Es war aber nur eine Glühbirne, denn der Treibstoff wurde langsam knapp.
    Sie gingen in das Wohnzimmer mit dem riesigen Erkerfenster und dem Panoramablick. Perdido Beach war nur als Silhouette erkennbar, ein dunkler Fleck, der sich von der hell erleuchteten Außenwelt abhob.
    Leslie-Ann brachte einen Krug mit eisgekühltem Tee und ein paar Gläser, in denen Eiswürfel knisterten. Quinn starrte das Eis an, als wäre es ein Wunder.
    »Also?«, drängte Albert, während Quinn sich ein Glas einschenkte, Zucker hineinrührte – noch so ein längst vergessener Luxus – und einen Schluck nahm.
    »Also, Albert«, sagte er. »Mir ist aufgefallen, dass du mich nicht versenkt hast.«
    »Nein.«
    »Das heißt, du willst wissen, was los ist. Und deshalb hörst du jetzt auf, dich wie ein arroganter Hausbesitzer aufzuspielen. Ich arbeite nicht mehr für dich. Ich bin nur hier, weil Edilio mich darum gebeten hat.«
    »Edilio?« Albert runzelte die Stirn. »Nicht Caine?«
    »Tja, Albert, woher sollst du das auch wissen? Als die Aussichten immer schlechter wurden, hast du es ja vorgezogen, dich aus dem Staub zu machen. Aber jetzt ist die Barriere durchsichtig und das ändert einiges, nicht wahr?«
    »Ja. Tagsüber ist es heller«, erwiderte Albert trocken.
    »Die Leute am Highway – ich meine, die Erwachsenen da draußen – kleben Tag und Nacht mit der Nase an der Barriere. TV -Crews, Eltern, Verrückte. Es herrscht völliges Chaos, weil …«
    »Das sehe ich auch«, fiel ihm Albert ins Wort. »Lass mich raten: Niemand arbeitet mehr, sie hängen nur noch rum und winken ihren Eltern und schon bald werden alle wieder sehr, sehr hungrig sein.«
    Quinn ersparte sich die Antwort.
    »Und Caine?«, fragte Albert.
    »Caine und Sam sind auf der Suche nach dem Gaiaphage, der seit Neuestem im Körper eines kleinen Mädchens steckt. Das Kommando hat jetzt Edilio.«
    Albert trank einen Schluck Tee und dachte darüber nach. Mit Edilio könnte er arbeiten. Verglichen mit Caine war er ein Ausbund an Vernunft.
    »Edilio will, dass ich zurückkomme, damit ich die Leute wieder zum Arbeiten bringe, richtig?«
    »Ja.«
    »Hier habe ich alles, was ich brauche.« Albert hielt zum Beweis sein Glas mit den Eiswürfeln hoch. Dann deutete er mit einem Nicken auf Alicia und vollführte mit seinem Arm schließlich noch einen Schwenk durch den eleganten Raum.
    Quinn stellte sein Glas ab und strich sich mit beiden Händen durchs Haar – eine Geste, die seine beachtlichen Armmuskeln anspannte und dazu führte, dass Alicia auf ihrem Stuhl ein wenig vorrutschte und Albert sich vor Ärger auf die Lippen biss.
    Quinn ließ die Hände sinken. »Okay, Mann, ich sag dir jetzt was. So, wie die Dinge liegen, gehst du als feige Ratte in die Geschichte ein.«
    »In die Geschichte ?«, höhnte Albert.
    Quinn zuckte mit den Schultern. »Alle rechnen damit, dass die Barriere fällt. Bevor ich losfuhr, habe ich Bilder von einem Typen gesehen – einem