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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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genug, um das Mündungsfeuer und die Explosion durch die Ferngläser und Teleskope hindurch sehen zu können, die mit Sicherheit auf die FAYZ gerichtet waren.
    Außerdem bringe ich niemanden um, gestand sich Albert beinahe wehmütig ein. Ich mache Geschäfte.
    Langsam kehrte er zur Villa zurück, um Alicia und Leslie-Ann ihren Gast anzukündigen.
    »Oh Gott, tut das weh!« Der Rothaarige stolperte schluchzend dahin, hielt zwischendurch an, um voller Entsetzen auf den Stumpf zu starren, vergoss bittere Tränen und redete wirres Zeug. Sein T-Shirt war voller Blut, aber inzwischen großteils trocken.
    Er es nicht gewohnt zu leiden, dachte Diana. Schon gar nicht wie ein Tier.
    Willkommen in der FAYZ , Mister.
    Gaia ging voraus. Sie legte ein ziemliches Tempo vor und folgte weiterhin der Barriere.
    Mittlerweile war es Abend geworden. Sie hatten den nordöstlichen Rand der FAYZ erreicht und befanden sich nicht weit entfernt von der Stelle, wo der Güterzug entgleist war: ein Dutzend Waggons, die von den Schienen in den Sand gekippt und aufeinander draufgefahren waren.
    Ihre Schatten wurden immer länger. Bald wäre es Nacht.
    »Der Nutella-Zug«, murmelte Diana.
    Sam, Dekka und Jack hatten ihn entdeckt. Der Großteil der Fracht war nutzloser Krempel gewesen: Kloschüsseln, Baseballkappen und Gartenmöbel. Doch dann waren sie auf Gold gestoßen: Paletten über Paletten mit Nutella-Gläsern, Instantnudeln und Pepsi-Dosen. Der Fund war als einer der Höhepunkte in die Geschichte der FAYZ eingegangen.
    Diana war so hungrig, sie hätte für einen Teller Nudeln glatt ihre Seele verkauft. Alles Essbare war längst zum See gebracht und entweder verbraucht oder für den Tauschhandel mit Perdido Beach verwendet worden. Während Diana schwanger gewesen war, hatte sie sich hauptsächlich von Nutella ernährt. Sam und Edilio waren ihr gegenüber großzügig gewesen – dem Baby zuliebe. Diesem Wesen zuliebe, das nun darauf aus war, sie alle zu vernichten.
    »Was ist das?«, fragte Gaia.
    Gaias Wissen war lückenhaft. Sie wusste viel, aber längst nicht alles. Eine Schwäche. Etwas, was sie angreifbar machte.
    »Das ist ein Zug.«
    Wann hatte Diana begonnen, bei ihrem Kind nach Schwachstellen zu suchen? Wann hatte sie aufgehört, sich für das kleine Mädchen verantwortlich zu fühlen? Und seit wann dachte sie darüber nach, wie man Gaia aufhalten könnte?
    Gaia trug den gebratenen Arm über der Schulter. Vom Oberarm und den Fingern war nicht mehr viel übrig, bloß der Daumen war noch nicht angeknabbert.
    Diana wusste, wie Menschenfleisch schmeckte. Für diesen Tabubruch war sie bestraft worden: mit Gaia. Mit diesem Kind, das wie ein Fluch war und sich über ihre Skrupel lustig machte, ihr einen Spiegel vorhielt.
    »Warum bringt ihr mich nicht zum Arzt?«, stieß der Rothaarige hervor.
    »Weil es hier keinen gibt«, erwiderte Diana.
    »Verflucht! Ich halte diese Schmerzen nicht mehr aus!« Tränen strömten ihm übers Gesicht.
    »Denk nicht darüber nach. Dann geht es dir besser«, riet ihm Diana. »Die Wunde blutet nicht mehr und …«
    »Sie isst meinen Arm auf!«
    Diana entdeckte einen langen Stab. Ein Schirmständer, der zu den Korbmöbeln gehört haben musste und im Sand lag. Sie hob ihn auf. Er war ungefähr zwei Meter lang und nicht besonders schwer. Die Spitze war abgebrochen und gezackt, während das untere Ende in einer Messinghülse steckte. Der perfekte Gehstock.
    »Stich sie damit ab!«, zischte der Mann.
    Diana hätte beinahe gelacht. »An deiner Stelle würde ich so etwas nicht einmal denken.«
    »Sie ist ein Monster.«
    »Ja, davon haben wir hier einige. Doch sie ist das Schlimmste von allen. Mit einem Stab bringst du sie nicht um.«
    Sein Gesicht war aschfahl. Er hatte Unmengen von Blutverloren, stand unter Schock und litt schreckliche Schmerzen. Die Wunde war nicht richtig verheilt, aber wenigstens so weit geschlossen, dass er nicht verblutete.
    Gaia hielt nichts von kosmetischen Kinkerlitzchen. Sie hatte ja nicht einmal ihr eigenes Gesicht wiederhergestellt. Er würde so lange leben, bis Gaia etwas zu essen brauchte. Mehr interessierte sie nicht.
    »In meinem Rucksack ist ein Messer.«
    Diesmal lachte Diana. »Mach schon: Versuch es.«
    Er erschrak über ihren Zynismus.
    »Bist du … so wie sie?«
    »Ich bin ihre Mutter.«
    »Oh, Scheiße …«
    »Du sagst es.« Diana mochte ihren Stock. Es fiel ihr damit leichter, Gaia im weichen Sand hinterherzustapfen.
    »Wer seid ihr?«
    Seltsam, dass er diese Frage nicht

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