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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Auseinandersetzungen
darüber, wer ihr auf den Thron nachfolgen sollte – ihr Halbbruder James Stuart,
der Katholik war und im französischen Exil lebte, oder der protestantische
deutsche Prinz Georg Ludwig, ein entfernter Verwandter. Ich las Berichte
darüber, wie wenig Einigkeit in der damaligen Politik herrschte; die Tories,
die sich für den jungen James engagierten, kreuzten die Klingen mit den Whigs,
die Prinz Georg unterstützten. Und auf die Krönung von Georg zum König von ganz
Großbritannien folgten Unruhen.
    Das führte mich ins Frühjahr 1715, in dem die Jakobiten, die
Anhänger von James, einen bewaffneten Aufstand planten, um ihn auf den Thron zu
bringen.
    Die meisten Bewohner von Cornwall hatten offen mit den Tories und
James Stuart sympathisiert, weshalb das von den Whigs kontrollierte Parlament
King Georges sich rasch daranmachte, die schwelenden Unruhen im Keim zu
ersticken.
    Der Duke of Ormonde, ein Volksheld, hatte sich im Zentrum des
Geschehens befunden. Drei Jahre zuvor, als der mächtige Duke of Marlborough in
Ungnade gefallen war, hatte der flotte Ormonde ihn als Befehlshaber der auf dem
Kontinent kämpfenden britischen Truppen ersetzt und durch seine Heldentaten
eine Popularität erlangt, die die Whigs verunsicherte. Als Ormonde sich dann
auf die Seite der Jakobiten schlug, gingen die Whigs gegen ihn vor. Er und ein
anderer führender Tory namens Lord Bolingbroke wurden des Hochverrats
beschuldigt. Obwohl es beiden durch Landesflucht gelang, der Verhaftung und
Einkerkerung zu entgehen, verurteilte das Parlament sie in Abwesenheit, enthob
sie ihrer Rechte und ihres Status und machte sie zu Gesetzlosen.
    So weit war ich mit meinen Recherchen, als Susan zurückkam.
    »Wer ist das?«, fragte sie.
    »James Butler, der zweite Duke of Ormonde.« Ein Mann, von dem ich am
Vortag das erste Mal gehört hatte und der vielleicht genauso real war wie der
rote Hausmantel.
    »Und wer soll das sein?«
    Ich fasste seine Lebensgeschichte kurz für Susan zusammen und fügte
hinzu: »Er hat eine wichtige Rolle bei den Jakobiten-Aufständen in Cornwall
gespielt. Vielleicht hatte er Verbindungen zu Trelowarth. Man kann nie wissen.«
    Susan runzelte die Stirn. »Ich dachte, die Jakobiten waren
Schotten.«
    »Ich auch. Aber anscheinend gab es viele von ihnen in ganz England.«
    Susan sah sich das Porträt genauer an. »Hübsche Perücke.«
    »Ja, so eine trugen damals die meisten Männer.« Ich suchte nach
einer Ähnlichkeit des Duke mit dem Mann in Braun, der gesagt hatte, er sei ihm
durch das gemeinsame Blut verpflichtet, konnte jedoch keine erkennen. Das
Gesicht des Duke of Ormonde war weich und rund, die Nase lang und groß, der
Blick stolz und herablassend.
    »In welchem Jahr fanden diese Unruhen statt?«, erkundigte sich
Susan.
    »1715.«
    »Also bevor die Halletts hierherkamen. Aber wie du schon sagst: Man
kann nie wissen. Es wäre schön, wenn wir eine Geschichte für die Touristen
fänden, und die Jakobiten-Rebellion ist gut.«
    Nicht für die Jakobiten, dachte ich. Für sie waren die Dinge nie
sonderlich gut gelaufen. Zumindest der Ire Fergal schien geahnt zu haben, dass
dieser Kampf sich nicht lohnte, und ich fragte mich, ob es ihm gelungen war,
den Mann in Braun von seiner Sichtweise zu überzeugen. Vielleicht würde ich das
nie herausfinden.
    Ich schob den Gedanken beiseite und machte mich daran, mit Susan die
Presseinfo zu erarbeiten, wie ich es mit anderen Kunden Hunderte von Malen
getan hatte. Susan trug ein paar gute Ideen bei.
    »Die Worte ›romantisch‹ und ›verschwunden‹ sollten in dem Text
vorkommen«, meinte sie. »Das schafft eine gewisse Atmosphäre. Das Spannende an
Trelowarth ist meiner Meinung nach, dass es hier so viele Rosenarten gibt, die
ohne unsere Gärten ausgestorben und vergessen wären. Durch sie wird Trelowarth
zu einer Art … Zeitmaschine. Hier fühlt sich der Besucher hundert Jahre
zurückversetzt.« Sie strahlte. »Das ist doch ein prima Slogan, findest du
nicht? ›Reisen Sie in die Vergangenheit – besuchen Sie die alten Rosen von Trelowarth.‹«
    Ich gab ihren Vorschlag in den Computer ein. »Ja, klingt gut.«
    Reisen Sie in die Vergangenheit. Der Satz ging mir nicht aus dem Kopf, nicht einmal, als Susan schon längst
wieder im Gewächshaus war.
    Ich versuchte es mit einem neuen Ansatz für meine Recherchen und gab
»Zeitreise« ein.
    Keine Ahnung, was ich erwartet hatte, vermutlich merkwürdiges Zeug,
aber ich wurde überrascht: Ich stellte fest, dass Physiker

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