Licht über den Klippen
bedeutete, dass er die Butlers unverhohlen Diebe und Gauner
nannte.
»Dann kommen Sie doch mit und schützen Sie ihn«, sagte Jack wütend.
Der Constable hatte Mühe, seinen Zorn zu unterdrücken und den
Vorteil des Arrangements zu erkennen. »Gut. Dann nehme ich Ihre freundliche
Einladung an.«
Daniels Miene blieb ausdruckslos.
»Es tut mir leid, dass wir nicht genug Platz für euch alle haben«,
entschuldigte er sich bei den anderen Männern. »Aber wenn ihr gleich jetzt nach
Trelowarth House reitet und Fergal sagt, ich hätte euch geschickt, gibt er euch
bestimmt einen Krug Ale und tränkt eure Pferde.«
Einer der Männer blieb kurz neben Daniel stehen.
»Danke, Danny.« Er neigte das Haupt, und Daniel antwortete mit einem
Nicken.
»Peter.«
»Wir konnten nichts machen«, erklärte er verlegen und schloss sich
den anderen an, die bereits in Richtung Wald davonritten.
Die Stille, die sie hinterließen, hatte etwas Gefährliches.
Der Händler, der sich nun mir zuwandte, schien das nicht zu
bemerken. »Mrs Butler«, sagte er mit einer Verbeugung. »Ich hoffe, Sie vergeben
mir.«
»Das ist nicht Mrs Butler«, fiel der Constable ihm ins Wort. Nicht
zum ersten Mal fragte ich mich, in welcher Beziehung er zu Ann Butler gestanden
hatte.
Daniel, der nicht auf seinen Einwand einging, stellte mich dem
Händler vor.
»Sie sind nicht mehr im Bett«, stellte Jack überrascht fest, der
mich erst jetzt wahrzunehmen schien.
Als der Händler die Stirn runzelte, rettete Daniel meinen Ruf, indem
er erklärte: »Sie ist die letzten Tage krank gewesen.«
»Jetzt sieht sie wieder ganz gesund aus«, sagte der Constable nach
eingehender Musterung.
Jack war offensichtlich nicht seiner Meinung. Er sprang aus dem
Sattel und landete trotz der gefesselten Hände geschickt auf den Füßen. »Eva
soll mein Pferd nehmen. Es ist ein ganzes Stück Weg bis zum Haus, und sie
ermüdet sicher schnell.«
Er streckte Daniel die Hände hin, der den Dolch aus dem Gürtel zog
und die Fesseln mit einem schnellen Schnitt durchtrennte.
Da war sie wieder, die Spannung zwischen den Brüdern, die ich im
Stall gespürt hatte. Jack, der Daniels Blick auswich, forderte mich auf:
»Kommen Sie, Eva, ich helfe Ihnen in den Sattel.«
Doch es war Daniel, der mich seitlich auf den Sattel setzte, was ich
schrecklich unbequem fand. Ich hielt mich fest, so gut ich konnte, als Daniel
die Zügel in die Hand nahm.
»Was ist das Ziel Ihrer Reise, Sir?«, fragte er den Händler.
»Lostwithiel.« Er erklärte, dass er eigentlich schon dort sein
wollte, der Diebstahl ihn jedoch gezwungen habe, in St. Non’s Waren zu
verkaufen, um Lebensmittel erwerben zu können. Während der Händler seine
Geschichte erzählte, warf Daniel seinem Bruder einen vorwurfsvollen Blick zu.
Jack ignorierte ihn.
»Zum Glück«, schloss der Händler, »ist der Wirt des Cross Oak wie
Sie ein verständnisvoller, mitfühlender Mensch und hat mich auf das bloße Versprechen
hin, ihm später Geld zu geben, ein Zimmer beziehen lassen. Dass ich dieses
Versprechen jetzt einlösen kann, habe ich Ihnen zu verdanken.«
Er tätschelte seinen Mantel, unter dem sich die prall gefüllte Börse
befand. Der Constable wirkte alles andere als beeindruckt.
»Sie täten gut daran aufzupassen, wohin Sie sich begeben«, warnte
der Constable den Händler. »Es sind gefährliche Zeiten hier in Cornwall.«
»Nicht nur hier, Sir«, meinte der Händler. »Auf dem Land riecht es
nach Rebellion, und die Städte sind in Aufruhr. In den letzten Monaten habe ich
immer wieder von Invasionsplänen des jungen Prätendenten gehört.«
»Und wie ist die allgemeine Stimmung in dieser Sache Ihrer Ansicht
nach?«, fragte der Constable.
Der Händler zuckte mit den Schultern. »Das kümmert mich nicht, Sir,
denn ich bin weder Whig noch Tory und mische mich nicht in die Politik ein.«
»Hier gibt es Etliche, die sich zu sehr einmischen«, stellte der
Constable, den Blick auf Daniel gerichtet, fest.
»Mir würde so mancher einfallen, dem ein in England geborener und
der englischen Sprache mächtiger König recht wäre«, bemerkte Daniel.
Die Augen des Constable verengten sich. »Solche Äußerungen klingen
sehr nach Verrat.«
»Tatsächlich?«
»Aye. Ich an Ihrer Stelle würde meine Zunge hüten. Ihr Verwandter
muss sich bereits eines solchen Vergehens wegen vor den Lords verantworten.«
Der Händler sah zuerst ihn, dann Daniel an. »Ihr Verwandter? Sie
sind mit dem Duke of Ormonde verwandt?«
Daniel nickte.
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