Licht über den Klippen
das Geräusch
der Reifen wieder.
Kurz darauf gesellte Susan sich zu uns, allein.
»Ich habe Nein gesagt«, teilte sie uns mit. »Unsere Leben sind zu
unterschiedlich; es würde nicht klappen.« Sie sah sich müde um. »Mark ist im Garten,
oder? Ich erzähle ihm alles. Dann braucht er sich keine Gedanken mehr zu
machen.«
Oliver, der zuverlässige Freund, trat einen Schritt auf sie zu. »Ich
weiß, wo er steckt. Komm, ich bringe dich zu ihm.«
Als sie weg waren, sagte ich zu Claire: »Du scheinst nicht
überrascht zu sein.«
»Nein. Nigel ist nicht der Richtige für sie.«
»Weil der Altersunterschied zu groß ist?«
Sie schüttelte den Kopf. »Weil es nicht sein soll. Jede Beziehung
hat ihre Hürden, Liebes. Wie du richtig festgestellt hast, war das auch bei
Onkel George und mir so. Und bei dir wäre es nicht anders, wenn du hier
jemanden kennenlernen solltest.« Sie schien Oliver zu meinen. »Du würdest
praktische Entscheidungen treffen müssen, zum Beispiel wo ihr leben und
arbeiten wollt. Außerdem gäbe es Unterschiede im Lebensstil, an die man sich gewöhnen
müsste. Es ist eine Sache, einen Sommer in Trelowarth zu verbringen oder eine
Weile ein Cottage zu mieten, und eine andere, das ganze Jahr über in Polgelly
zu sein. Einschneidende Veränderungen sind nie einfach.«
Ich nickte und senkte den Blick.
»Aber«, fuhr Claire fort, »all das ist nicht wichtig, wenn du
jemanden liebst. Glaub mir, Eva, wenn ich in der Lage war, mich anzupassen,
schaffen andere das auch.«
ACHTUNDZWANZIG
V on jenseits der Wand
hinter meinem Bett hörte ich leise Stimmen.
»Ich denke, du wirst meine Hilfe brauchen.«
»Ich habe genug Männer auf der Sally .«
Es war Daniel. »Ich kann dich nicht mitnehmen.«
»Dann nimm Jack mit.«
»Soll ich mich die ganze Zeit mit ihm darüber streiten, wer das
Schiff führt? Nein, danke. Ich kann auch nicht Jack allein schicken, weil in
der Botschaft klar und deutlich nach mir verlangt wird.«
Kurzes Schweigen.
»Diese Frau bringt uns ganz schön in Schwierigkeiten«, meinte
Fergal.
»Daran bist du selbst schuld, du hast sie zu einer O’Cleary
gemacht.«
Sie sprachen also über mich. Ich zwang mich, die schweren Augenlider
zu öffnen.
Es war Morgen und hell, und ich lag auf dem großen Himmelbett. Die
Tür zum Flur war geschlossen, die Verbindungstür zu Daniels Zimmer offen.
Fergal stand darin mit dem Rücken zu mir.
Blinzelnd versuchte ich, mich zu erinnern. Ich war mit Jacks
Tagebuch in der Hand in meinem eigenen Bett eingeschlafen.
»Ich habe ihr meinen Schutz zugesichert«, sagte Daniel. »Du musst
hierbleiben und dich um sie kümmern, falls sie zurückkehrt.«
Gerade, als ich mich zu Wort melden wollte, fragte Jack: »Von woher
zurückkehrt?«
Ich hatte weder seine Schritte auf dem Flur gehört noch, wie er die
Tür zu Daniels Zimmer öffnete. Fergals Reaktion bewies, dass auch er und Daniel
von Jacks Auftauchen überrascht waren.
»Ich wollte gerade sagen«, antwortete Daniel ganz ruhig, »wenn sie
wieder zu uns Gesunden zurückkehrt.«
Fergal veränderte seine Position so, dass er den Eingang zu meinem
Zimmer versperrte.
Jack sagte nun etwas, das ich nicht verstand. Offenbar war es derb,
denn sein Bruder ermahnte ihn: »Achte auf deine Ausdrucksweise. Es ist eine
Frau im Haus.«
»Ach, tatsächlich?« Als die Bodendielen unter Jacks Schritten
knarrten, schaute ich mich hektisch nach einer Decke um, unter der ich meinen
Pyjama verstecken konnte.
»In den letzten Tagen hast du mich zweimal weggeschickt, um
unwichtige Dinge zu erledigen, und während der ganzen Zeit habe ich deine
Schwester weder gesehen noch gehört, Fergal. Trotzdem wollt ihr mir weismachen,
dass sie hier ist«, sagte Jack.
»Was hätten wir davon, dich zu belügen?«, fragte Daniel.
Jack kam näher. »Das weiß ich nicht, aber genau das macht mich
misstrauisch. Wie übrigens auch die Erinnerung an ihre Stimme.«
Da die einzige verfügbare Decke außer Reichweite über der
Kleiderpresse lag, zog ich die Laken bis zum Kinn hoch. Fergal nahm das leise
Geräusch wahr. Er wandte sich mir zu, als Jack sich erkundigte: »Wie geht es
ihr denn heute Morgen?«
Wieder einmal bewunderte ich Fergals Geistesgegenwart. Ohne eine
Miene zu verziehen, antwortete er: »Sie schläft.«
Ich schloss artig die Augen.
»Sie schläft sehr ruhig«, stellte Jack fest.
»Dann vergewissere dich selbst, wenn du uns nicht glaubst.« Fergal
trat beiseite, und das Knarren der Bodendielen näherte sich meinem Bett.
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