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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Originalversion existiert bereits …«, ich versuchte mich zu erinnern,
wann Omar Khayyam gelebt hatte, »… seit ein paar hundert Jahren. Aber es wird
erst im nächsten Jahrhundert ins Englische übersetzt.«
    »Das ist eine ziemlich lange Zeit zum Warten.« Daniel sah mich an,
als hätte ich soeben etwas Faszinierendes getan. »Es wundert mich, dass du es
für mich zitiert hast. Normalerweise hütest du dein Wissen über die Zukunft sorgfältiger.«
    Ich gestand ihm, dass ich meine Schwäche auf den Sherry
zurückführte.
    »Verstehe.« Er nahm schelmisch lächelnd die Flasche in die Hand.
»Dann lass mich die Becher noch einmal füllen, damit du mir von Indien erzählst.«

ZWEIUNDDREISSIG

    T rotz des Sherry, der
mich entspannte und wärmte, gelang es mir nicht einzuschlafen.
    Stattdessen beobachtete ich Daniel von der Hängematte aus. Er hatte
mehr getrunken als ich und einen härteren Tag hinter sich und war auf dem Stuhl
sitzend, die Beine unter dem Tisch ausgestreckt, das Kinn auf der Brust, eingenickt.
    Sonderlich bequem sah das nicht aus. Von Zeit zu Zeit hob er kurz
den Kopf, der dann ganz langsam wieder hinuntersank. Irgendwann stand ich aus
der Hängematte auf und ging zu ihm, um ihn zu wecken. Meine Hand hatte kaum
seine Schulter berührt, als seine Augen sich schon öffneten.
    »Eva?«
    »Das kann nicht bequem sein.«
    Er schloss die Augen wieder. »Doch.«
    »Nein. Der Stuhl ist zu klein für dich. Lass mich darauf schlafen,
und nimm du die Hängematte.«
    »Nicht nötig.« Seine Stimme klang vom Alkohol undeutlich. In diesem
Zustand hätte ihm vermutlich ein Straßengraben als Bett genügt.
    Nur mit Mühe schaffte ich es, ihn zum Aufstehen zu überreden. Da er
unsicher auf den Beinen war, musste ich ihn auf dem Weg zur Hängematte stützen.
Als er sich schließlich artig hineinlegte, ließ er nicht los, sodass er mich
mit hineinzog.
    Ich versuchte, mich aufzurichten. »Daniel.«
    Er schlief bereits wieder.
    Daniel hatte behauptet, dass eine solche Hängematte durchaus das
Gewicht zweier Menschen aushielt, also nahm ich ihn beim Wort. Nach kurzem
Manövrieren lag ich so, dass mein Kopf an seiner Schulter ruhte und ich den
gleichmäßigen Schlag seines Herzens hörte.
    Er hatte recht gehabt mit seiner Vermutung, ich hätte auf dieser
Schmuggelfahrt romantische Abenteuer erwartet. Inzwischen war mir klar, was
wirklich vor sich ging.
    Natürlich hätte ich mir einreden können, dass Daniel wie üblich
Wolle gegen Brandy und Spitze getauscht hatte, aber die Fracht von dem französischen
Schiff musste in Verbindung mit dem geplanten Aufstand stehen. Obwohl ich
wusste, dass er fehlschlagen würde, war mir noch nicht klar, was das für
Daniel, Jack, Fergal und die Männer der Sally sowie ihre Familien bedeutete, denn den Geschichtsbüchern waren sie keine Erwähnung
wert.
    Für mich jedoch waren sie keine Namenlosen. Ich legte schützend die
Hand auf die Brust des Mannes neben mir. Daniel wachte wieder halb auf und zog
mich näher zu sich heran. Irgendwann lullte das Auf und Ab des Schiffs auch
mich ein.
     
    Als es an der Tür klopfte, war es hell in der Kabine, und
ich spürte Daniels warmen Körper neben mir.
    Er hatte sich in der Nacht kaum bewegt. So lag ich immer noch an ihn
gedrückt, den Kopf an seiner Schulter, seine Hand auf meiner Hüfte. Sonderlich
bequem konnte das nicht für ihn sein. Ich stand vorsichtig aus der Hängematte
auf und ging zur Tür.
    Fergals Blick glitt kurz über mein zerknittertes Kleid und das
gelöste Haar, bevor er sich der Hängematte näherte und ausdruckslos zu mir
zurückkam. »Wecken Sie ihn auf, ja?«, bat er mich. »Er wird an Deck gebraucht.«
    Dann wandte er sich kommentarlos ab. Ich spürte seine Missbilligung.
    Als wir später in der Kombüse das Geschirr spülten, versuchte ich,
mit ihm zu reden.
    »Was Sie gesehen haben … es war nicht, wie Sie meinen. Es ist nichts
passiert.«
    Fergal schwieg.
    »Ich habe gesagt …«
    »Sie sollen nichts sagen«, fiel er mir ins Wort. »Das geht mich
nichts an.«
    Ich wusste, dass er nicht wütend, sondern besorgt war, und ahnte,
dass diese Sorge nicht mir, sondern seinem Freund galt, der schon einmal einen
schweren Verlust erlitten hatte. Egal, wie gut Fergal mich leiden konnte: Er
hielt das, was sich zwischen Daniel und mir entwickelte, für den sicheren Weg
ins Verderben.
    Möglicherweise hatte er recht.
     
    Meine düsteren Gedanken begleiteten mich, als die Sally sich ihrem geschützten
Ankerplatz vor den schwarzen

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