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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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schlafen.«
    »Das wollte ich gar nicht. Ich habe gewartet.«
    »Das sehe ich.«
    »Du bist lange weg gewesen.«
    »Aye, wir hatten viel zu besprechen und mussten die Fracht
herüberbringen.«
    Sie hatten die Waren bereits von dem französischen Schiff auf die Sally verladen?
    »Habe ich das verschlafen?«
    »Anscheinend.« Daniel zog mich auf die Füße. »Fergal hat deine Tür
die meiste Zeit bewacht. Ich bin erst mit der letzten Ladung zurückgerudert.«
    »Wie bist du reingekommen?«
    Daniel hob eine Hand, sodass ich den Messingschlüsselring darin
sehen konnte. »Das ist das Vorrecht des Kapitäns. Ich habe dir etwas zu essen
gebracht.«
    Erst jetzt merkte ich, dass mir der Magen knurrte; ich hatte seit
dem Frühstück nichts mehr gegessen.
    Auf dem Schreibtisch neben der Kerze lagen ein Kanten in Musselin
eingewickelter Käse, zwei Birnen und ein paar runde Brötchen, die zerdrückt
aussahen, als hätte er sie in den Taschen getragen.
    »Danke.« Ich nahm ein Brötchen und biss hinein. »Mm, sehr gut. Was
ist das?«
    »Französisches Brot.« Er ging zum Bücherregal, schob eine Wandtür
beiseite und tastete in dem Hohlraum dahinter herum.
    »Wo sind die anderen?«, erkundigte ich mich, als ich merkte, wie
ruhig es auf dem Schiff war.
    »Ein Mann hält oben Wache. Alle anderen essen auf Einladung des
Kapitäns mit dessen Crew auf dem französischen Schiff.«
    Ich hob fragend die Augenbrauen. »Auch Fergal?«
    »Fergal hat nur sehr wenige Schwächen, aber die französische Küche
gehört dazu. Als er erfahren hat, dass dieses Schiff erst vor Kurzem auf den
Kanarischen Inseln gewesen ist und sich eine ansehnliche Ladung starker
kanarischer Sherry an Bord befindet, war seine Entscheidung getroffen.«
Inzwischen hatte Daniel gefunden, was er suchte. Er richtete sich mit etwas
silbrig Glänzendem in der Hand auf und schob die Tür wieder zu.
    »Sherry?«
    Er nahm eine grüne Flasche aus seiner Jackentasche. »Ja.«
    »Und den mag Fergal?«
    »Mehr noch als Apfelwein.« Daniel stellte die Flasche mit den beiden
kleinen Silberbechern aus dem Wandschrank auf den Tisch, zog den Korken heraus
und füllte die Becher. »Möchtest du welchen?«
    »Gern.«
    Als raues Gelächter und Musik von dem französischen Schiff
herüberdrangen, sagte ich: »Klingt, als würdest du den ganzen Spaß verpassen.«
    Daniel prostete mir zu. »Mir ist deine Gesellschaft wichtiger.«
    Obwohl das Essen, das er mir gebracht hatte, einfach war, schmeckte
es vorzüglich, besser als in jedem Gourmetrestaurant, weil ich das Vergnügen
genoss, mit Daniel bei Kerzenschein am Tisch zu sitzen, während die
Schiffsbohlen im sanften Auf und Ab des Meeres knarrten, als wäre der Rest der
Welt sehr weit weg.
    Wir unterhielten uns über unsere Familien. Ich sagte ihm nicht, dass
ich aus Jacks Buch bereits Einzelheiten über die seine wusste. Dafür erzählte
ich ihm von Katrina, unseren Sommern in Trelowarth und dem Grund meiner
Rückkehr.
    »Du hast die weite Reise auf dich genommen, weil deine Schwester
ruhen wollte, wo sie einmal glücklich gewesen ist?«, fragte Daniel.
    »Ja.«
    »War sie denn anderswo nicht glücklich?«
    »Doch, natürlich, nur nicht so wie dort. Trelowarth war – und ist
noch immer – ein besonderer Ort.«
    »Trelowarth«, entgegnete er, »sind Räume unter einem Dach, nichts
weiter.« Er füllte unsere Becher neu. »Ich glaube, es sind nicht die Orte, die
unsere glücklichsten Erinnerungen hervorrufen, sondern die Menschen, mit denen
wir sie besuchen. Deshalb können wir diese Erlebnisse später nicht wiederholen.«
    Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Vielleicht stimmte das, was
er sagte. Vielleicht war das der Grund, warum nichts im Trelowarth meiner Zeit
sich so anfühlte wie erhofft, obwohl Claire, Mark und Susan sich bemühten, mir
ein heimisches Gefühl zu geben. Der Ort war derselbe, aber die Zeit nicht
stehen geblieben. Meine Schwester und meine Eltern hielten sich nicht mehr dort
auf. Und das Mädchen, das ich damals gewesen war … gab es nicht mehr.
    »›Der wandernde Finger‹.«
    Daniel sah mich fragend an.
    »Das ist ein sehr schönes Gedicht.« Ich zitierte eine Strophe für
ihn:
     
    Der Finger schreibt,
    Dann ist er fort.
    Und kein Gebet, kein Geistesblitz
    Und keine Träne, die du weinst,
    Löscht auch nur eine Zeile aus.
     
    »Du hast recht, ein schönes Gedicht«, sagte Daniel.
»Leider kenne ich es nicht.«
    »Das wundert mich nicht. Es ist noch nicht geschrieben. Das heißt,
die arabische

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