Licht über den Klippen
Klippen von Trelowarth näherte.
Wir waren im Schutz der Dämmerung mit der Flut hereingekommen. Als
die Männer mit dem Entladen fertig waren, gab es kaum noch genug Licht in der
Kabine, um Fergals Gesichtszüge auszumachen, der mich holte.
»Danny wartet an der Höhle«, teilte er mir mit.
Wir verließen das Schiff als Letzte.
Fergal half mir in das neu erworbene bretonische Ruderboot. Die
Überreste des anderen, das wir an Creeds Komplizen verloren hatten, entdeckte
ich zerborsten am Strand, als Fergal uns schweigend zum Cripplehorn ruderte.
Der Constable war bestimmt nicht begeistert gewesen, seinen Spion an
Land vorzufinden. Trotz Jacks Behauptung, dass örtliche Geschworene die
Butler-Brüder niemals verurteilen würden, durfte man den Constable nicht
unterschätzen. Was Creed innerhalb der Grenzen des Gesetzes tun konnte und was
er darüber hinaus wagte, waren unterschiedliche Dinge.
Der Boden des Boots scharrte über den Muschel-Kiesstrand. Fergal
hielt es fest, während ich hinauskletterte und neben dem Wasserfall wartete,
der nun, im Sommer, viel schmaler war. Zum Glück kannte ich den geheimen
Eingang bereits, sonst hätte mich das unvermittelte Auftauchen der Gestalt aus
dem Felsen wahrscheinlich erschreckt.
Daniel berührte meinen Arm. »Wir müssen das Boot näher heranziehen.
Wartest du bitte so lange drinnen?«
Ich nickte und schob mich durch den langen Spalt im Felsen an ihm
vorbei.
Die Stille in der Höhle überraschte mich genauso sehr wie an dem
Tag, an dem ich mit Mark hierhergekommen war. Das Rauschen des Meeres klang
weit entfernt; nur das Tropfen von Wasser hallte von den feuchten Steinwänden
wider.
Allerdings war dies nicht der verlassene Ort, den ich mit Mark
besucht hatte. In die Gerüche des Meeres und der vom Salzwasser feuchten Steine
mischten sich menschliche – nach Pfeifenrauch, neuen Holzfässern und gerade
erst gelöschten Kerzen. Die einzige brennende stand in geschmolzenem Wachs auf
einem kleinen Zinnteller auf einem Fass – einem von vielen entlang der
gewölbten Wand zu meiner Rechten. Ich hätte gewettet, dass sich nichts
Trinkbares darin befand.
Wahrscheinlicher waren sie mit Waffen für die Rebellion gefüllt. Aus
den Artikeln, die ich gelesen hatte, wusste ich, dass der Duke of Ormonde plante,
im westlichen Teil Englands eine Armee aufzustellen, die unter seiner Führung
für den jungen James Stuart kämpfen würde, wenn er übers Meer käme, um Anspruch
auf den Thron zu erheben.
Und James Stuart würde kommen, das wusste ich. Er würde im Norden,
oben in Schottland, landen und Männer von der ganzen Insel um sich scharen, die
dafür mit ihrem Leben bezahlten, und am Ende wäre der Kampf verloren. Das
Risiko, das diese Männer eingingen, um die Waffen oder was auch immer
herzubringen und zu verstecken, war vergebens.
Ich wurde sehr traurig. Doch mir war klar, dass ich Daniel, selbst
wenn ich ihn warnte, nicht von seinem Kurs abbringen konnte. Er würde seinem
König die Treue halten, egal, wie die Konsequenzen aussahen, denn das
diktierten ihm Herz und Ehrgefühl.
Da hörte ich leise Schritte und sah Daniel am Eingang. »Fertig«,
sagte er. »Würdest du mir bitte die Kerze bringen, Eva?«
Ich nickte und ging auf den glitschigen Steinen vorsichtig zu dem
Fass hinüber. Als ich die Kerze von dem Zinnteller hob, flackerte das Licht
kurz über schimmerndes Metall auf dem Boden – die Klinge von Daniels Dolch.
Fast hätte ich mich gebückt, um ihn aufzuheben …
Hier also hatte er ihn verloren. Und hier würde Mark ihn später
finden. Es stand mir nicht zu, mich in den Lauf der Dinge einzumischen.
Daniel bemerkte mein Zögern. »Alles in Ordnung?«
»Ja«, antwortete ich und brachte ihm die Kerze.
Er nahm sie, bedankte sich und blies sie zu meiner Überraschung aus.
»Ich möchte nicht, dass unsere Arbeit durch Feuer vernichtet wird«, erklärte
er.
»Brauchen wir das Licht denn nicht für den Heimweg?«
Eine dumme Frage an einen Schmuggler, dachte ich später. Daniel
lächelte nur, ein Lächeln, das ich nicht sehen, dafür aber spüren konnte, als
seine Lippen leicht die meinen berührten. Es war der Hauch eines Kusses; für
mehr war keine Zeit, denn draußen wartete Fergal.
»Manchmal«, meinte Daniel, »ist es besser, im Dunkeln zu bleiben.«
DREIUNDDREISSIG
A m nächsten Tag schliefen wir lange. Jack war als Erster
auf den Beinen. Ich hörte ihn in der Küche vor sich hin pfeifen, bevor er zu
den Ställen hinausging. Daniel regte sich im Zimmer
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