Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
das Euch Lady Eluis gemalt hat – ist das der See Luna?«
    Sie schwieg, starrte aus dem Fenster.
    Er trat an das Bild und betrachtete es. »Er sieht geheimnisvoll aus. Wer ist die Frau, die am Ufer steht?«
    Überrascht rutschte sie von ihrem Fenstersims herunter und stellte sich neben ihn. »Welche Frau?«
    Er lächelte sie an. »Ihr habt also Eure Sprache doch nicht verloren.«
    Sie warf ihm einen deutlichen Blick zu und ging zurück zum Fenstersims. Er folgte ihr und schwang sich auf der anderen Seite auf das Sims. Da dieses nicht viel Platz bot, berührten sich unweigerlich ihre Beine. Levarda rutschte ein wenig dichter an die Wand und zog ihre Füße zu sich heran.
    »Wie werde ich Euch wieder los?«, fragte sie ihn mürrisch.
    »Indem Ihr mir ein Lächeln schenkt.«
    Sie verzog Ihr Gesicht zu einem Lächeln, schaffte aber nur eine Grimasse.
    »Warum ist Lady Smira nicht wieder schwanger geworden?«
    Sie biss sich auf die Lippen. Bisher hatte sie noch mit niemandem darüber gesprochen, und das, obwohl ihre Cousine sie mehrmals zu sich gerufen hatte, nachdem ihr Mann bei ihr gewesen war, was er mit Sicherheit wusste. Sie wagte es nicht mehr, Lord Gregorius‘ lebensspendenden Kräften mit Energie nachzuhelfen. Es war, als läge ein dunkler Schatten auf ihnen. Sie musste unbedingt den hohen Lord untersuchen, damit sie die Ursache für den Schatten fand. Konnte sie darüber mit ihrem Gegenüber sprechen? Ihr Blick ging zu den Soldaten hinüber, die an der offenen Tür standen.
    »Ich kann sie nicht wegschicken, aber wenn Ihr leise redet und in Eurer Sprache, können sie nicht verstehen, was Ihr sagt«, beantwortete er flüsternd ihre unausgesprochene Frage.
    »Es ist irgendetwas mit Lord Gregorius, das ich so nicht behandeln kann.«
    »Ist er in der Lage, Leben zu spenden?«
    »Doch, er könnte es, allerdings ist da etwas, das seine Lebenskraft blockiert.«
    »Was ist es?«
    »Ich weiß es nicht, dafür müsste ich ihn untersuchen.«
    Er schwieg und betrachtete sie nachdenklich.
    Levarda legte in Gedanken versunken ihren Finger an die Scheibe, und diesmal formte sie ein Pferd, was ihre volle Konzentration erforderte. Lord Otis glitt vom Fenstersims herunter.
    »Ich werde darüber nachdenken.«
     
    Nach dem folgenden Fest bekam sie ihre Gelegenheit. Adrijana wollte ihr eben aus dem Kleid helfen, als Sendad an der Tür erschien. Hastig drehte er sich um.
    »Verzeiht, Mylady, ich vergaß anzuklopfen. Lord Otis bat mich, Euch zum hohen Lord zu geleiten. Er fühlt sich unwohl.«
    Adrijana verschloss ihr Kleid wieder. Levarda nahm ihre Tasche und folgte Sendad. Der Offizier legte ihr eine Augenbinde an, bevor er sie die Treppe hinunter in die Gänge der Garde führte.
    »Ihr wisst, dass Euch das nichts bringt?«, knurrte sie, weil ihr bei dem Gedanken, ihm hilflos ausgeliefert zu sein, nicht ganz wohl war. Er platzierte ihre Hand auf seiner Schulter.
    »Das wisst Ihr, ich weiß es und Lord Otis, aber alle anderen nicht. Abgesehen davon solltet Ihr wissen, dass Ihr mir vertrauen könnt.«
    »Sagte der Wolf zu dem Schaf.«
    »Es liegt mir fern, Euch als Schaf zu betrachten.«
    Schließlich erreichten sie die Tür zum Schlafzimmer des hohen Lords.
    »Es wird nicht angenehm sein. Ihm ist übel.«
    »Keine Sorge, ich bin nicht empfindlich.«
    Sie öffnete die Tür und trat in das Schlafgemach ein. Beherrscht wurde es von einem Bett, in dem Levarda mit allen ihren Geschwistern Platz gefunden hätte. Der Raum war riesig und verschwenderisch ausgestattet, voller Prunk und Protz. Sie fragte sich, wie jemand nur so viel Kram besitzen konnte. Ein scharfer Geruch lag im Zimmer.
    In dem Gemach befanden sich außer dem hohen Lord noch zwei Diener, Lord Otis und Egris. Levarda trat an das Bett, wo der hohe Lord bleich in seinen Kissen lag, die Stirn glänzend von kaltem Schweiß.
    »Normalerweise empfange ich in so einem Zustand keinen Damenbesuch«, krächzte er heiser, »aber man versicherte mir, Ihr wäret in der Lage, mir zu helfen.«
    Levarda reagierte gleich, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. Bevor der Diener reagieren konnte, schnappte sie sich die Schüssel aus seiner Hand und hielt sie Gregorius hin. Der würgte pure Galle heraus.
    Sie setzte sich zu ihm, legte ihre Hand auf seine Stirn – und hatte im selben Augenblick ein Messer an ihrem Hals.
    »Sachte, Lady Levarda, nicht so eilig.« Lord Otis hockte mit einem Knie hinter ihr auf dem Bett, seine Hand mit dem Messer umschlang sie.
    Gregorius‘ Krämpfe hörten auf.

Weitere Kostenlose Bücher