Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
»Einverstanden, das macht es mir leichter. Allerdings kann ich Euch nicht ...«, sie suchte nach einem unverfänglichen Wort, »... mitnehmen, wie Ihr es nennt.«
    Lord Otis runzelte die Stirn. »Weshalb nicht? Ihr habt mich damals bei der Behandlung von Sendad mitgenommen.«
    »Ihr könnt das nicht miteinander vergleichen. Damals habt Ihr mir Energie gegeben, die mir fehlte. Dies ist eine andere Situation.«
    »So oder überhaupt nicht.«
    »Ich muss mich konzentrieren und kann mich nicht um die Kontrolle Eurer Energie kümmern«, probierte Levarda ihn umzustimmen. Sie mochte nicht sagen, dass es für den hohen Lord gefährlich werden konnte, versuchte aber, es mit ihrem Blick zu verdeutlichen.
    »Keine Sorge, ich kontrolliere meine Energie.«
    Er verstand sie nicht oder wollte sie nicht verstehen.
    »Auf Eure Verantwortung«, gab sie sich geschlagen, weil sie keine andere Möglichkeit sah, bei dem hohen Lord eine genaue Untersuchung durchzusetzen.
    Er nickte spöttisch.
    Sie setzte sich an Gregorius‘ Bettkante, Lord Otis trat hinter sie und legte eine Hand auf ihre Schulter.
    »Nein, wenn Ihr die Hand auf meine Schulter legt, kann ich Euch nicht mitnehmen. Ihr müsst Eure Gedanken kontrollieren und Euch zuerst auf mich konzentrieren. Ich warne Euch: Ein Fehler, und Ihr seid raus.«
    Das Ganze hatte noch einen anderen Aspekt, der ihr erst bei ihren eigenen Worten ins Bewusstsein drang.
    Der hohe Lord ließ seinen Blick amüsiert zwischen ihr, deren Gesicht kühle Entschlossenheit ausdrückte, und seinem obersten Gardeoffizier hin und her schweifen. Levarda wusste, dass es selten oder nie vorkam, dass jemand diesem Mann mit der Narbe im Antlitz drohte. Sie presste die Lippen zusammen und hoffte, dass Lord Otis sie nicht missverstehen würde. Sie strich ihre offenen Haare auf die rechte Schulter, sodass ihre linke Halsseite freilag. Tief durchatmend richtete sie ihre Konzentration nach innen und kontrollierte den Zugang zu all ihren Energien, hob zuletzt die rechte Hand zu ihrer Schulter.
    »Gebt mir Eure linke Hand.«
    Sie konnte die Wärme seiner Finger in ihrer Hand fühlen. Er kontrollierte seine Energie, sodass diese nicht in sie drang. Sie führte seine Hand an ihren Hals, zu einem Punkt knapp über ihrem Schlüsselbein. Für einen Moment spürte sie Widerstand.
    »Nehmt am besten Euren Zeige- und Mittelfinger und legt sie genau an die Stelle, wo Ihr meinen Puls fühlt«, erklärte sie ihm sachlich.
    Noch immer zögernd näherte er sich diesem Punkt, seine Finger berührten ihre Haut. Diesmal schoss seine Energie durch ihren Körper. Levarda reagierte sofort, schloss die Augen und fing den Fluss ab, bevor er sich mit ihrer Energie vereinigen konnte.
    »Ich sagte, Ihr sollt es kontrollieren«, fauchte sie ihn an.
    Im Raum herrschte gespannte Stille. Der intensive Blick des hohen Lords erschwerte Levarda zusätzlich die Arbeit. Sie fokussierte ihre Konzentration erneut auf ihren Energiefluss. Lord Otis tat es ihr gleich, was sie am Abschwellen des Energiestroms merkte.
    »Besser?«, fragte er leise nach.
    »Ja.« Sie öffnete die Augen. »Könnt Ihr meinen Herzschlag fühlen?«
    »Ruhig und gleichmäßig«, antwortete er ihr.
    Klang da Bedauern in seiner Stimme mit? Sie schob auch diesen Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe.
    »Orientiert Euch daran. Das ist der Rhythmus, dem Ihr lauschen und dem Ihr folgen sollt, damit Ihr nicht verlorengeht. Ich brauche für die Untersuchung nicht Eure Energie, sie ist lediglich die Verbindung zu mir, damit Ihr sehen könnt, was ich sehe. Habt Ihr das verstanden?«
    Sie ließ seine Hand los. Statt einer Antwort legte sich sein Messer an ihren Hals. Sie unterdrückte ihren Ärger über die Art, wie er sie behandelte.
    »Muss das sein?«
    »Ja«, antwortete er kurz und bündig.
    »Dann seid wenigstens achtsam.«
    »Ich bin niemals unachtsam mit einem Messer in der Hand.«
    Sie legte eine Hand an das Handgelenk, welches das Messer hielt. Gerade in der ersten Phase der Untersuchung fühlte sie sich so sicherer. Er ließ sie gewähren.
    Langsam näherte sie sich dem hohen Lord, legte ihre andere Hand auf seine Stirn. Der Herrscher von Forran schloss bei der Berührung entspannt die Augen, als würde er es nicht zum ersten Mal erleben. Levarda tat es ihm nach. Sie orientierte sich in ihrem Innern, bis sie die Präsenz von Lord Otis‘ Energie kanalisiert hatte.
    In diesem Moment wurde er zu einem Teil ihrer selbst. Er konnte ihre Gedanken und Gefühle wie seine

Weitere Kostenlose Bücher