Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
eigenen wahrnehmen. In Mintra würde Levarda dieses Zusammenspiel der Kräfte zweier Menschen nur einem Lebensgefährten, einem Meister oder besonderen Freund gestatten. Sie hoffte, dass er die Intimität dieser Handlung nicht wahrnahm.
    Sachte führte sie ihre eigene Energie mit seiner in den Körper des hohen Lords und ließ sein Handgelenk los. Während ihre linke Hand auf der Stirn des hohen Lords blieb, wanderte die rechte seinen Hals herunter. Mit leichten Berührungen glitten ihre Fingerspitzen Stück für Stück über seinen Körper. Die Atemwege waren in Ordnung, genauso sein Herz. Der Magen wies Spuren von Verdorbenem auf, und Levarda schickte heilende Impulse dorthin. Ihre Hand wanderte weiter bis zu seinem Energiezentrum. Da waren sie, die schwarzen Schatten, waberten in seinem Zentrum und schlossen es fast ein.
    Sie merkte, dass Lord Otis den Rhythmus verlor, konzentrierte sich auf ihn, sandte ihm ihren Herzschlag beruhigend zu. Er nahm ihren Takt auf. Sie überlegte, ob es besser wäre, die Untersuchung abzubrechen. Lord Otis besaß nicht genügend Erfahrung in solchen Dingen. Wenn er unkontrolliert seine Energie durch ihren Körper sandte, konnte das ernsthafte Verletzungen für sie und den hohen Lord zur Folge haben. Nur, würde sich diese Gelegenheit ein weiteres Mal bieten?
    Sie hatte die Ursache der Magenverstimmung erkannt. Jemand hatte ihm ein harmloses Mittel mit Hilfe von Wein eingeflößt. Sie ahnte, dass es Lord Otis gewesen war, und entschloss sich, die Untersuchung fortzuführen.
    Mit ihrer Energie näherte sie sich den Schatten. Ein kleiner Impuls genügte, und sie stoben auseinander, um sich alsbald mit neuer Kraft wieder genau am Energiezentrum des hohen Lords zu ballen. Diese Schatten blockierten seine lebensspendende Kraft, das konnte Levarda deutlich an dem Energiemuster erkennen. Es entsprach der dunklen Hülle, die seine Samen umschloss.
    Sie konzentrierte sich, sammelte Energie aus ihrem Zentrum, visualisierte in ihrem Kopf das Bild eines sachte fließenden Stroms, glitzernd im Licht der Mittagssonne. Sanft ließ sie diesen Fluss durch ihre Hand in die Mitte des hohen Lords fließen. Der glitzernde Strom floss in die Dunkelheit seines Zentrums, vermengte sich mit ihr wie in einem Spiel.
    Levarda spürte, wie die Dunkelheit durstig von ihrer Energie trank. Das fühlte sich völlig falsch an. Ihr Herzschlag veränderte sich. Gleichzeitig bemerkte sie, wie Lord Otis Anstalten machte, ihren gemeinsamen Strom aus der Dunkelheit zurückzuführen, mit der gleichen Behutsamkeit, mit der sie selbst vorgegangen war.
    Dann geschah es.
    Als wehrte sich die Dunkelheit, den glitzernden Energiestrom zu verlieren, kristallisierte sich eine Schattengestalt aus der Dunkelheit hervor, warf sich auf die Energie, und für einen Moment blitzte ein Gesicht in Levardas Bewusstsein auf. So stark und intensiv war dieses Bild mit Gefühlen verwoben, dass Levarda völlig geschockt alle Kontrolle fahren ließ. Von dem plötzlichen Energieverlust sackte sie nach vorn und mit dem Hals in das Messer.
    Feuer flammte ihre Energiebahn entlang, und der Schatten verlor seinen Halt. Mit der letzten Kraft ihrer Energie, gestärkt von der, die ihr Lord Otis sandte, löste Levarda die Verbindung mit dem hohen Lord und nahm ihre Hände von seinem Körper.
    Erst dann griff sie sich an den Hals. Das Messer war fort, dafür spürte sie eine warme, klebrige Flüssigkeit an ihren Fingern. Sie konnte ihr eigenes Blut riechen und sah, wie der hohe Lord sie entsetzt anstarrte.
    »Ihr habt sie getötet«, hörte sie noch. Dann verlor sie das Bewusstsein.

Verbündet
    » V erdammt, Otis, Ihr hättet sie töten können«, vernahm sie die vertraute Stimme von Egris.
    »Beruhige dich, es ist nur ein kleiner Schnitt.«
    »Ein kleiner Schnitt!«, hörte sie Sendad grollen. »Sie hat dir ihr Leben anvertraut und dich gebeten, achtsam mit dem Messer zu sein. Stattdessen schlitzt du ihr den Hals auf.«
    »Ich habe ihr nicht den Hals aufgeschlitzt, sie hat sich auf das Messer fallen lassen!«
    Levarda konnte fühlen, wie ihre Hand in der von Lord Otis lag. Sie spürte die Energie, die von ihm ausging und Impulse zu ihrer Kehle sandte – ein unbeholfener Versuch seinerseits, ihre Heilkräfte zu aktivieren.
    Ihre Energiemuster, so eng miteinander verbunden, gaben ihr Geborgenheit, und der Schock wich aus ihrem Körper. Sie öffnete die Augen.
    Sie befand sich nicht mehr im Raum des hohen Lords. Dieses Zimmer war viel kleiner und vor allem

Weitere Kostenlose Bücher