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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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könnte.«
    »Auch er ist nicht frei in seinen Entscheidungen. Er muss die Herrschaftshäuser hinter sich wissen.«
    »Vielleicht sind unsere Länder nicht so verschieden, wie ich immer dachte.«
    »Es gibt etwas, das ich Euch seit Langem sagen möchte, aber ich weiß nicht, wie Ihr es aufnehmen werdet«, erklärte Lady Eluis vorsichtig.
    »Nur zu. Ich halte kein Weinglas mehr.«
    Nachdenklich schaute Lady Eluis sie an. Diese Zurückhaltung bei der älteren Frau war Levarda neu.
    »Ihr seid viel zu gutmütig, was die Launen von Lady Smira angeht. Es wäre an der Zeit, dass Ihr Eurer Cousine Grenzen setzt.«
    Levarda seufzte. Sie wusste, wie sehr das stimmte. »Sie tut mir einfach leid, weil sie in dieses Schicksal gezwungen wurde.«
    »Und das ist der zweite Punkt. Wie kommt Ihr darauf, dass sie sich nicht selber dafür entschieden hat?«
    Verwirrt sah Levarda sie an. »Das müsstet Ihr doch am besten wissen.«
    »Nein, ich weiß es nicht.«
    »Niemand kann die Ehre ablehnen, wenn der hohe Lord sich eine Tochter aus hohem Hause wählt.«
    »Wer hat Euch gesagt, dass Gregorius das getan hat?«
    »Lord Blourred und Lady Tibana.«
    «Beide?«
    Levarda zögerte, dachte nach. »Nein, eigentlich nur Lady Tibana.«
    »Dann solltet Ihr eines wissen: Nach der letzten Hinrichtung weigerte sich Gregorius, eine neue Frau zu nehmen. Er meinte, es sei für das Volk an der Zeit, zu akzeptieren, dass er keinen Nachfolger zeugen könne. Ich fand das sehr mutig von ihm.«
    »Warum hat er dann die Hinrichtung nicht verhindert?«
    »Weil es den Schmerz brauchte, für den Tod einer weiteren Gemahlin verantwortlich zu sein, damit er bereit war, die Konsequenzen seines Entschlusses zu tragen. Ihr müsst wissen – ein hoher Lord kann nicht ersetzt werden. Erst sein eigener Tod macht Platz für einen Nachfolger.«
    Levarda hörte regungslos zu.
    »Nach dem ersten Schock fing sich der Rat überraschend schnell. So etwas ist in der Geschichte des Landes Forran noch nicht vorgekommen. Die Konsequenz, nämlich ihn hinrichten zu müssen, ließ einige der Ratsmitglieder erschreckend kalt. Die Frage, welche Blutlinie in Zukunft über das Land herrschen sollte, führte hingegen zu hitzigen Diskussionen. Schließlich musste es einer aus ihren Reihen sein. Mehr als einmal griff die Garde ein. Die Schwierigkeit besteht darin, eine Person zu finden, die neben der Unterstützung der Herrschaftshäuser auch den Respekt und das Vertrauen der Truppen hat. Die Feinde des Landes Forran müssen seinen Namen fürchten. Einen König Shahid mit seinen Begehrlichkeiten hält niemand mit bloßen Worten in Schach. Im Grunde gibt es nur einen Menschen, auf den all dies zutrifft – und das ist Lord Otis.«
    Levarda stieß die Luft, die sie angehalten hatte, aus.
    Lady Eluis trank einen Schluck von ihrem Wein und sprach weiter. »Er weigerte sich, diese Ehre anzunehmen. Er ist Gregorius gegenüber absolut loyal. Seit Jahren verteidigt er dessen Leben mit seinem eigenen, wie könnte er Zeuge – oder gar Grund – seiner Hinrichtung sein? Niemand aus dem Rat wagte es, offen gegen seine Entscheidung anzugehen. Ihr habt keine Ahnung, unter welcher Anspannung dieses Land seitdem steht.«
    Der Blick von Lady Eluis streifte Levarda. Dann seufzte sie tief. »Als es keine Lösung mehr zu geben schien, trat Lord Blourred hervor. Hättet Ihr nur den gierigen Glanz seiner Augen gesehen! Er berichtete, seine Tochter habe sich bereit erklärt, hohe Gemahlin von Lord Gregorius zu werden, das war die ungewöhnliche Bedingung des hohen Lords. Ihr müsst Euch das vorstellen – die ausdrückliche Einwilligung einer Frau, die hohe Gemahlin zu werden! Auch das gab es noch nie zuvor in Forran.« Die alte Dame schüttelte den Kopf. »Lord Blourred muss sich absolut sicher sein, dass seine Tochter dem hohen Lord ein Kind gebären kann. Doch er hat eines dabei vergessen.«
    Sie schwieg, und Levarda spürte, wie ihre klugen Augen auf sie gerichtet waren, vermied es, ihrem Blick zu begegnen.
    »Dass eine Frau nicht ohne den Samen eines Mannes ein Kind zur Welt bringen kann.« Lady Eluis trank den Rest ihres Weines.
    »Ihr seht, Lady Levarda, es gibt nur eine Person, die Ihr bedauern solltet, und das seid Ihr selbst. Dennoch hoffe ich, dass Ihr Erfolg haben werdet, denn das würde diesem Land den langersehnten Frieden und Einigkeit bringen.«
    Fassungslos schwieg Levarda. Sie konnte nicht glauben, was sie eben gehört hatte.
    »Ihr lügt mich an.«
    »Aber nein, mein Kind«, die alte Dame

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