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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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vertrauen?«
    »Es liegt daran, dass ich einem Mann aus Mintra, wenn er sich ungebührlich verhält, ein blaues Auge verpassen kann, ohne verbannt oder hingerichtet zu werden.«
    »Ich verspreche Euch, Ihr dürft mir ein blaues Auge verpassen, sofern ich mich ungebührlich benehme, ohne dass es Konsequenzen für Euch hat.«
    Levarda bückte sich, holte ein Ölfläschchen aus Ihrer Tasche und reichte es ihm. Dann drehte sie sich so, dass er ihren Nacken vor sich hatte.
    Statt das Öl auf ihre Haut zu tropfen, hörte sie, wie er es in seinen Händen verrieb. Bevor sie fragen konnte, warum er das tat, legten sich seine warmen Hände auf ihren Nacken. Ein leises Stöhnen entwich ihr, weil es so viel angenehmer war, als wenn er das kalte Öl auf ihren Nacken getropft hätte. Seine Fingerspitzen glitten an ihrem Nacken auf und ab, massierten die Stelle hinter ihren Ohren, und die Kopfschmerzen ließen nach. Mit festen Bewegungen fuhren seine Hände über den Bereich zwischen Nacken und Schultern, soweit es ihr Kleid zuließ.
    Levarda war mit dem Umgang seiner Energie so vertraut, dass sie die Wärme seines Feuers überall spüren konnte. Alles in ihr wurde weich und nachgiebig. Auf ihrem Arm bildete sich eine Gänsehaut vor Wohlbehagen. Entspannt bog sie sich seinen Händen entgegen, und er ließ abrupt von ihr ab.
    »Fertig.« Er nahm eine Serviette von dem Tisch, wischte sich die Hände ab und setzte sich ihr gegenüber, die steile Falte zwischen den Augenbrauen.
    »Danke. Wo habt Ihr das gelernt?«
    Jetzt lächelte er, antwortete aber nicht. Levarda fragte sich, ob er das tat, bevor er eine Frau verführte oder nachdem er sie verführt hatte.
    Immerhin konnte sie Adrijana ein wenig besser verstehen. Sie selbst war sich nicht sicher, was sie getan hätte, wären seine Hände weiter ihren Rücken heruntergewandert. Nein, der Gedanke war absurd.
    »Ihr wolltet Euren Gedanken fortführen, Lady Levarda, bevor Euch Eure Verspannung ablenkte.«
    »Vielleicht, wenn ich das Buch hätte, könnte ich genauer sagen, ob die Zeit reicht«, ergänzte sie ihren Gedankengang von zuvor.
    »Ich habe es mir mehrmals durchgelesen. Es steht nichts von Schatten oder Energie ohne ein Element darin.«
    »Auch nicht, weshalb sie ihren Kristall ablegte?«
    »Nein, aber das kann ich Euch sagen. Sie tat es, nachdem bei dem Brand in der Festung Menschen durch ihr Feuer starben.«
    Levarda nickte – ja das war eine Erklärung, allerdings nicht dafür, weshalb der Kristall Lord Otis diente.
    »Steht über König Shahid etwas in dem Buch? Schließlich soll Bihrok laut Egris mit Euch zusammen bei der letzten großen Schlacht gewesen sein.«
    »Nichts.«
    Sie schwiegen und aßen von der Mahlzeit. Levarda konnte nicht verstehen, warum er sich weigerte, ihr das Buch zum Lesen zu geben.
    »Ich kann es nicht in die Festung mitbringen«, erklärte er unaufgefordert, »selbst, es zu Hause zu haben, stellt eine große Gefahr dar.«
    »Warum?«
    Er lächelte sie schief an. »Ich bitte Euch! Stellt Euch vor, was passiert, wenn die Menschen erfahren, dass ihr großer Held in Wahrheit eine Frau war.«
    »Ich verstehe.«
    »Nein, das tut Ihr nicht.« Er sagte es gelassen, ohne eine Spur von Sarkasmus. Seine Stimme klang todmüde. »Habt Ihr noch eine Idee, was wir tun können?«
    Sie schwieg. Tatsächlich war ihr eine weitere – riskante – Idee gekommen. Vor kurzer Zeit hatten Adrijana und sie ein langes Gespräch über Bettzofen und Fruchtbarkeit geführt. Levarda war neugierig gewesen, wie viele Kinder Lord Otis bereits gezeugt haben mochte. Die Magd hatte ihr daraufhin erklärt, dass es keine Kinder von Lord Otis gäbe, weil er etwas benutze, worin er seine lebenspendenden Kräfte auffange, so dass die Frau sie nicht empfangen könne. Er hüte dieses Hilfsmittel wie seinen Augapfel, das wusste Adrijana von Rika, die einmal versucht hatte, es zu stehlen, um ein Loch hineinzumachen. Sie hatte gehofft, dass Lord Otis sie dann zur Frau nähme, wenn sie schwanger würde, da er schließlich ein anständiger Mann sei.
    Levarda wollte darüber kein Streitgespräch vom Zaun brechen. Zwar war durch diese Geschichte eine Idee aufgeblitzt, aber sie hatte sie gleich wieder verworfen.
    Nun kam ihr der Gedanke erneut.
    »Habt Ihr einen Schluck Wein?«
    Er hob überrascht die Augenbrauen.
    Auf seinem Tisch stand ein voller Krug. Er nahm ein Glas, füllte es, nippte daran und blinzelte ihr zu. »Nur damit Ihr sicher sein könnt, dass nichts Verdächtiges darin ist.«
    Levarda

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