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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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aus dem Schlafzimmer von Lady Smira. Kein einfaches Unterfangen, das sie aber geschickt über Lady Eluis einfädelte, da sie in keinem Fall Lord Otis begegnen wollte, der jeden Kontakt mir ihr genauso vermied.
     
    Als Folge der Verbannung aus dem Schlafzimmer seiner Gemahlin wurden die Sitzungen mit dem hohen Lord unerträglich, und Levarda sah sich zweimal gezwungen, sie abzubrechen. Zum Glück war Sendad ihr Fels in der Brandung, ließ sich weder von den Launen des hohen Lords noch von denen Levardas aus dem Konzept bringen. Er gab ihr ein äußeres Gleichgewicht – und er besaß ein Feingefühl für ihre Stimmungen.
    Eines Abends küsste er sie scheu auf die Wange, als er sie in ihre Räumlichkeiten gebracht hatte.
    Der Unterschied hätte für Levarda nicht deutlicher sein können. Sie liebte Sendad als einen Freund – einen sehr guten Freund. Er löste keine Reaktion ihrer Energie aus und ließ das helle Licht in ihr nicht aufstrahlen.
    Sanft schob sie ihn zurück, und er sah sie mit seinen blauen Augen lächelnd an.
    »Verzeiht, ich bin zu weit gegangen«, sagte er. »Ich wünschte, ich könnte Euch in Eurem Kummer helfen.«
    »Das macht Ihr jeden Tag, Sendad.«
    »Einst sagte ich zu Euch, dass ich Euch nicht mehr helfen könne, wenn Ihr erst einmal in der Festung des hohen Lords seid.«
    »Ich weiß, und Ihr wisst auch, dass ich das niemals von Euch erwarten würde.«
    Er nahm ihre Hände und hielt sie fest in seinen. Es strömte keine Energie von ihnen aus, und die Berührung verursachte keine Gänsehaut bei ihr, aber sie gab Halt.
    »Die Zeit rennt Euch davon. Ihr sollt eines wissen: Ich werde nicht zulassen, dass Ihr Euer Leben verliert.«
    »Ihr seid der zweite Mensch, der mir das sagt.«
    Überrascht sah er sie an. »Lord Otis hat Euch das ebenfalls gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er wird tun, was dieses Land ihm abverlangt. Wenn er mir dafür sein Schwert durchs Herz stoßen muss, so wird er nicht zögern. – Es war Lady Eluis.«
    »Er verdient Euer Verständnis nicht, aber ich danke Euch für die Information über Lady Eluis, die zu gegebener Zeit von Nutzen sein kann.«
    »Ich erzähle das, weil ich es eben nicht in Anspruch nehmen werde.«
    Sendad nickte. »Ich weiß.« Er machte Anstalten, zu gehen.
    »Sendad, ich danke Euch für alles und hoffe, Ihr versteht, dass Ihr mir nicht gleichgültig seid.«
    »Ihr habt mein Leben gerettet. Ich möchte Euch nur wieder lachen sehen.«
     
    Die Kunde von Lady Smiras Schwangerschaft ging schneller um, als sich ein Feuer durch trockenes Holz frisst. Das beginnende Leben hatte sich fest in ihrem Körper eingenistet. Levarda konnte den Herzschlag spüren, der Bauch wölbte sich ein wenig, und Lady Smiras Körper hatte alle Anpassungen wunderbar überstanden. Inzwischen wusste sie, dass die werdende Mutter einen Sohn in sich trug.
    Der hohe Lord selbst überzeugte sich von der Schwangerschaft. Als Levarda sah, wie ehrfurchtsvoll er die Hand auf Lady Smiras Bauch legte, wie sein Blick den ihren suchte, konnte sie die Liebe zwischen ihnen körperlich fühlen. Die Pein ihres Verrates pochte elendiglich in ihrem Herzen.
    Auch diesmal begleitete Sendad den hohen Lord, was zu allerlei Gerüchten über das Verhältnis zwischen Lord Otis und dem Lord Gregorius führte.
    Eines der Gerüchte besagte, dass Lord Otis mit Zustimmung des hohen Lords der Vater des Kindes sei. Zum Glück gab es keinerlei Hinweise, dass dies der Wahrheit entsprach. Dennoch gab es eine Krisensitzung, bei der jeder verhört wurde, angefangen vom hohen Lord selbst über Lady Smira, Lord Otis und die Dienstmägde bis hin zu Levarda.
    Als sie den Sitzungssaal betrat, breitete sich ein flaues Gefühl in ihrem Magen aus. Wenn ihr jemand eine direkte Frage stellte, blieb ihr nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. Ihre Hoffnung lag darin, dass niemand wusste, welche Frage er stellen musste.
    Der Zeremonienmeister baute sich vor ihr auf.
    »Ihr seid vor das höchste Gremium dieses Landes geladen, um Zeugnis abzulegen über das ungeborene Kind der hohen Gemahlin. Schwört Ihr bei Lethos, dem Schöpfer der Erde, des Himmels und sämtlicher Geschöpfe, dass Ihr die Wahrheit sagen werdet?«
    Levarda sah den Zeremonienmeister fragend an. Sie hatte keinen Schimmer, wie sie den Schwur abgeben sollte.
    Eine gefährliche Stille entstand im Saal.
    Levardas Blick fiel auf Sendad, den einzigen Offizier im Gremium. Er bewegte kurz seine linke Hand, sein Blick ging nach oben. Zögernd hob

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