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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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er erkannte, dass sie mit ihm gespielt hatte.
    »Also steigt Ihr darauf ein?«
    »Dreht Euch um.«
    Er rührte sich nicht.
    »Dreht Euch um, habe ich gesagt.«
    Er verharrte in seiner Haltung.
    Levarda drehte sich um, öffnete ihr Kleid vorne und holte ihren Beutel, der unterhalb ihrer Brust befestigt war, heraus. Sie schnürte ihr Kleid zu, versah es sicherheitshalber mit einem doppelten Knoten und drehte sich zu Lord Otis herum.
    Er lag regungslos an seinem Platz, nur seine Energie glühte und durchbrach an einigen Stellen ihren Schutzschild. Sie musste ihn schnell loswerden. Levarda legte ihren Beutel ab.
    Bevor sie ihn loslassen konnte, lag die freie Hand von Lord Otis auf ihrer. Die Wirkung faszinierte sie. Ihr Schutzschild brach im selben Augenblick zusammen. Das Licht, so lange in der Enge gehalten, brach aus ihr hervor. Ihre Feuerenergie flammte über ihre Haut, verband sich mit seiner rotglühenden und beide wirbelten umeinander.
    Levarda verfolgte wie erstarrt das Geschehen. Erst, als sich seine Lippen auf ihre legten, bemerkte sie die Gefahr. Sie schloss die Augen, unfähig, ihn abzuwehren. Ihr ganzer Körper wurde von einem Verlangen überschwemmt, das sie weich und nachgiebig machte.
    Seine Lippen wanderten ihr Gesicht entlang. Seine Hand streichelte ihren Hals. Es fühlte sich an wie glühende Lava, die sich an ihrem Körper entlangbewegte. Das konnte nicht sein. Sie sollte zu solchen Gefühlen nicht fähig sein! Ihr Leben gehörte nicht ihr selbst, sondern Lishar, sie durfte nicht schwach werden, sich dem nicht hingeben.
    Sie stöhnte auf, seine Lippen legten sich erneut über ihre, die sich öffneten und seinen Kuss erwiderten. Nur einmal, nur einen kostbaren Moment lang fühlen, spüren, lieben.
    Es gab eine Art kleine Explosion, und abrupt ließ Lord Otis von ihr ab, nahm den Beutel und sprang aus dem Bett.
    Levarda keuchte auf, benommen von der Energie, die in ihr tobte, und die zu kontrollieren ihr schwerfiel.
    Sein Blick ruhte auf ihr. »Wir sind zu weit gegangen.« Erregung lag in seiner Stimme. »Wir beide wissen, wohin das führt.«
    Er bewegte sich auf das Fenster zu und verschwand in der Nacht.
    Levarda wartete, bis sich der Sturm in ihrem Innern gelegt hatte. Wie konnte sie nur so leichtsinnig sein? Stöhnend setzte sie sich auf, so viel Energie war in ihr, dass sie alles, was sie besaß, damit auffüllte. Danach ging es ihr besser.
    Das helle Licht verbannte sie in ihr tiefstes Inneres. Irgendwann würde sie sich mit dieser Energie, die sich so völlig ihrer Kontrolle entzog, auseinandersetzen müssen, aber nicht jetzt. Sie musste sich auf das konzentrieren, was vor ihr lag.
    Sie stand auf, sah aus dem offenen Fenster hinaus in die schwarze Nacht. Dabei war sie sicher, dass sie das Fenster nicht offen gelassen hatte. Zu kalt waren die Nächte in den letzten Tagen. Der Neumond stand am Himmel und die Nacht war dunkel – die perfekte Nacht für das, was sie heute zu tun gedachte. Sorgfältig schloss sie das Fenster, hob ihren Rock und befestigte den vollen Beutel an einem Band an ihrer Taille. Sie hatte das Gefühl, jeder, der in ihre Nähe kam, würde die Kraft und Energie darin spüren.
    Um die Kontrolle über ihre Energie komplett zurückzugewinnen, begann sie, eine komplizierte Abfolge von Versen aufzusagen, die sie in einen meditativen Zustand versetzten. Sie brauchte ihre Konzentration, damit ihr kein Fehler unterlief, wenn sie die Samen von Lord Otis der Pflanze zuführte. Eine zweite Chance würde sich ihr gewiss nicht bieten. Sie öffnete das Fenster. Wenn er diesen Weg gewählt hatte, konnte sie das schon lange. Ein Geräusch ließ sie stocken, hastig sprang sie zurück ins Bett. Es klopfte.
    »Lady Levarda?«, hörte sie die verweinte Stimme der ersten Magd der hohen Gemahlin.
    »Was ist?«
    »Bitte, Ihr müsst kommen, Lady Smira geht es furchtbar schlecht.«
    Levarda ließ einen Moment verstreichen, bevor sie die Tür öffnete, damit sich das Mädchen nicht wunderte, dass sie angezogen war. Erst, als sie sich mit ihr im Flur befand, spürte sie den Beutel an ihrem Bein. Zu spät, um zurückzukehren. Sie hoffte nur, dass die Magd den Energiestrom nicht bemerkte.
     
    Sie gab Lady Smira einen beruhigenden Trank wie häufiger in letzter Zeit, da ihre Cousine verstärkt unter Albträumen litt, denn ihr wurde bewusst, dass ihre verbleibende Lebenszeit sich unaufhaltsam dem Ende zuneigte. Tränen rannen ihr die Wange herab.
    »Ich will nicht sterben«, sagte Lady Smira leise. Sie

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