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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Steines entschied darüber, für welche Aufgabe sie die Kraft daraus nutzen konnte. Die meisten ihrer Steine taugten zur Heilung von Wunden und zur Stärkung der Fruchtbarkeit.
    Levarda hatte Lady Smiras Rhythmus im Zyklus so angepasst, dass erst nach der Hochzeitsnacht die Tage der Fruchtbarkeit beginnen würden. Ihre Mutter Kaja hatte es ihr so empfohlen. Der Genuss von viel Essen und Alkohol war keine gute Basis für die Zeugung eines Kindes. Für die nachfolgenden Tage wäre eine hohe Fruchtbarkeit wichtiger.
    Es fiel Levarda schwer, in dieser Art über die Verbindung von Lady Smira mit dem hohen Lord zu denken. Sie fragte sich, wie es für ihre Cousine sein würde. Die Vereinigung zweier Menschen auf körperlicher Ebene galt in ihrem Volk als etwas Reines, Vollkommenes, gewidmet der Verehrung der irdischen Fruchtbarkeit. Sie diente nicht der Machterhaltung, und es kam niemals infrage, dass ein Partner zur Vereinigung gezwungen wurde.
    Hier herrschten andere Sitten. Väter verheirateten ihre Töchter zum Zweck strategischer Allianzen und Beziehungen. Söhne bekamen zwar ein Mitspracherecht, aber nur, soweit es zu den Plänen der Eltern im Streben nach Macht passte.
    Die Berührung ihrer Lippen durch Lord Otis‘ Zeigefinger – eine überschreitung jeglicher höfischen Etikette – und ihre darauffolgende Schwäche waren Anlass für grenzenlosen Tratsch unter den Frauen. Es hatte zwei Tage gedauert, bis sich Eila beim Nähen wagte, Levarda danach zu fragen, was für ein Gefühl es gewesen sei. In dem Raum war es mucksmäuschenstill geworden, weil alle auf die Antwort warteten. Levarda hatte sich für die Wahrheit entschieden.
    »Kalt, grausam und erbarmungslos.«
    Die Frauen hatten sie angesehen, als zweifelten sie an ihrem Verstand. Danach ignorierten sie Levarda, aber dennoch konnte sie spüren, wie ihre Gespräche um sie kreisten. Es war kein angenehmes Gefühl, wenn hinter ihrem Rücken über sie gesprochen wurde. Zum ersten Mal taten ihr die Männer leid, die sonst im Mittelpunkt der Frauengespräche standen.
     
    Als Levarda am Tag ihrer Abreise die Kutsche sah, in der sie zusammen mit Lady Smira und deren zwei Dienerinnen reisen würde, konnte sie sich gemischter Gefühle nicht erwehren. Das Gefährt wirkte so klein! Sie war es nicht gewohnt, den Tag über dicht mit anderen Menschen eingesperrt zu sein.
    Schließlich bestieg sie seufzend die Kutsche, nicht ohne einen kurzen, neidvollen Blick auf die Pferde mit ihren Reitern zu werfen. Als der Tross sich in Bewegung setzte, winkte Lady Smira aus dem Fenster und hörte nicht auf, bis sich die Burg ihren Blicken entzog. Levarda hatte sie nachdenklich beobachtet. Als ihre Cousine in unkontrolliertes Weinen ausbrach, nahm sie Smira in die Arme und bettete ihren Kopf an ihre Brust, strich ihr beruhigend übers Haar und summte leise ein Lied.
    Die Dienerinnen wischten sich ebenfalls verstohlen die Augen. Während Lina gefasster wirkte, gab sich Melisana hemmungslos ihrem Kummer hin. Levarda hatte sich die Namen der zwei Zofen, die Lady Smira begleiteten, endlich eingeprägt und fragte sich, ob auch die beiden Dienstboten dem Tod geweiht waren, wenn es keinen Thronfolger gab.
    »Erzählt eine Geschichte von der Liebe«, bat ihre Cousine.
    Wenn die Tage kürzer wurden im Land Mintra und sich das Volk in die Höhlen am Berg Asambra zurückzog, dann kam die Zeit der Geschichten. Viele handelten von der Liebe.
    Also begann Levarda mit ihren Erzählungen. Bald hatte auch Melisana mit dem Weinen aufgehört und lauschte gebannt ihren Worten, bis sie schließlich nach einer Weile wie die anderen von ihrer Stimme getragen in einen ruhigen Schlaf fiel.
    Das Rumpeln der Kutsche war für die Frauen ungewohnt und anstrengend. Levarda beschäftigte ihren Geist mit dem Aufsagen schwieriger Beschwörungsformeln für die verschiedenen Elemente. Die Enge in dem Gefährt verursachte ihr körperliches Unwohlsein.
     
    Gegen Mittag hielt die Kutsche an. Sie stiegen aus, vertraten sich die Beine und verrichteten ihre Bedürfnisse im Wald. Dafür wurde ein Bereich mit einem Sichtschutz aus Stoff abgetrennt, und die Soldaten bewachten mit einem weiträumigen Abstand das Refugium der Frauen.
    Wie kompliziert das Reisen im Land Forran war, dachte Levarda, der es im Wald hinter den Büschen angenehmer gewesen wäre, wie sie es sonst tat, egal, ob sie mit Frauen oder Männern auf Reisen war. Sie spürte die Abhängigkeit der Frauen in jeder Hinsicht. Und sie vermisste ihren Bogen.
    Kein

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