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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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hüllte sie ein. Sie konnte den entsetzten Schrei einer Frau hören und sofort fiel ihr Zorn in sich zusammen. Sie versuchte einen Blick auf den Schaden zu erhaschen, den sie angerichtet hatte. Es gelang ihr nicht und kein Geräusch drang mehr zu ihr. Als würden sie sich in einem abgeschlossenen Raum befinden. Wie machte er das?
    Ihr Atem ging stoßweise. Seine Augen fixierten sie belustigt.
    »Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein. Keine ist wie du.«
    Sie schloss die Augenlider, spürte die Hitze seines Körpers auf sich, beherrschte den Impuls, ihn von sich zu stoßen.
    »Was ist mit ihnen passiert?« Zögernd kam die Frage über ihre Lippen. Sie wollte die Antwort nicht hören, doch sie musste es wissen.
    »Nur eine hat die Prozedur überlebt. Aber sie konnte mir kein Kind gebären, was ein Jammer ist, denn sie ist mir treu ergeben. Ihr habt sie übrigens kennengelernt, im Tempel von Tinau.«
    Levarda spürte, wie die Tränen unter ihren Lidern die Wange herabliefen.
    »Weint Ihr aus Mitleid?« Erstaunen klang aus seiner Stimme. Der Druck auf ihren Körper löste sich.
    »Nein, ich habe nur was in die Augen bekommen«, flüsterte Levarda, dankbar für das Gefühl der Trauer über die Frauen, die einen so qualvollen Tod gefunden hatten. Diese Wahrnehmung von Verlust gehörte zu ihr. Es stand keinem Menschen unter dem Einfluss der Dunkelheit zu. Das entnahm sie seinem Staunen. In ihr existierte weiterhin ein Teil von Lishar, irgendwo verborgen in der Dunkelheit, sie musste es nur suchen.
    »öffnet die Augen«, befahl er und sie gehorchte, wollte verhindern, dass Misstrauen in ihm aufkeimte.
    »Ihr habt Dreck darin«, er rümpfte die Nase »und Ihr stinkt erbärmlicher als verdorbener Fisch.«
    Er zog sie hoch. Die Welt um sie herum existierte wieder. Entsetzt sah sie den Streifen verbrannter Erde von zwei Fuß Breite, der sich kreisförmig um sie zog.
    Die Männer seiner persönlichen Leibwache hielten einen respektvollen Abstand mit gezückten Schwertern. Drei hatten sich die Kleider vom Leib gerissen. Sie lagen auf der Erde und qualmten. Finstere Blicke musterten sie.
    Eisiger Schrecken packte Levarda. Es war nur Glück gewesen, dass sie niemanden getötet hatte. Die Ebene war voller Krieger, so weit das Auge reichte. Zwischen den lagernden Gruppen standen Zelte, manche geschmückt mit Zeichen, andere einfach ohne Zierde. Das Wissen, dass dies hier die Armee von Eldemar war, erfüllte sie mit Entsetzen. Der Krieg hatte begonnen.
    Prinz Tarkan feixte, als er ihren Blick sah.
    »Ja, wir sind bereit für Euren Mann. Bald seid Ihr Witwe und nichts steht unserer Heirat mehr im Wege.«
    Mit zittrigen Knien folgte Levarda ihm einen schmalen Pfad entlang, der durch den Wald führte. Ein kurzes Zeichen, und die Männer der Leibgarde blieben zurück. Die Bäume lichteten sich und kurz darauf erreichten sie einen See, der dunkel und kalt schimmerte.
    »Solus, der See des Lethos.« Er legte seinen Waffenrock ab, knöpfte sein Hemd auf, zog die Hosen aus, bis er komplett nackt vor ihr stand.
    Statt ihre Augen abzuwenden, starrte sie ihn an. Seine Statur, die kräftigen Muskeln, die ausgeprägte Brust – und sie verwehrte sich den Blick auf seine Männlichkeit – erinnerten sie an die Statue im Tempel.
    »Du kannst mich ruhig betrachten, Levarda, das alles gehört bald dir.«
    Sie verzog ihr Gesicht und wandte sich ab. Prinz Tarkan lief ins Wasser und ließ sich hineinfallen.
    »Komm rein.«
    Sie erfasste mit einem Blick, dass sich außer ihnen niemand beim See befand. Die Männer lagerten hinter dem Wald. Sie wusste nicht, ob ihr der Vorsprung reichen würde, aber sie konnte sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen. Sie rannte los, kam keine fünf Schritte, bevor sie vom Ausgreifen seiner Macht umschlungen ins Wasser gezogen und untergetaucht wurde.
    Anstatt sich zu wehren, entspannte sie sich einfach, und die Dunkelheit zog sich zurück. Levarda blieb unter Wasser, tauchte ein in die Stille ihres Elements. Aber der See bestand nicht aus reinem, klarem Wasser, war dickflüssig, schwarz, träge – Dunkelheit – sie begriff. Es war die Flüssigkeit in der Phiole, Seewasser, das man ihr gewaltsam eingeflößt hatte, damit die Dunkelheit Besitz von ihrem Körper ergreifen konnte. Solus, der See des Lethos, das Gegenstück von Luna, dem See der Lishar.
    Sie wurde gepackt und an die Wasseroberfläche gezogen, schnappte japsend nach Luft.
    Prinz Tarkan zerrte sie aus dem Wasser und legte sie auf die Seite.
    Sie

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