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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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sie. Niemand stand in ihrer Nähe.
    »Wenn Ihr mir versprecht, nicht zu fliehen und Euch von mir festmachen zu lassen, helfe ich Euch.«
    Zunächst war Levarda nicht sicher, ob sie die leisen Worte wirklich mit ihren Ohren gehört hatte. Sie schienen direkt von dem Baum zu kommen, an den sie gebunden war. Dann fühlte sie weiche Hände an ihren Handgelenken.
    »Ich verspreche es bei Lishar.«
    »Pah, bei Lishar, zu ihr werdet Ihr nicht mehr lange beten, denn hier an diesem Ort hilft sie Euch nicht.«
    Sie spürte, wie sich der Druck der Riemen löste. Ihr Körper schmerzte und war steif von der einseitigen Haltung, als sie sich erhob. Rasch schlug sie sich ins Gebüsch. Sie wollte die Frau mit ihrem Mitleid nicht in Gefahr bringen. Bevor sie sich erneut fesseln ließ, streckte und dehnte sie jeden einzelnen Muskel in ihrem Körper.
    »Ich danke Euch. Sagt Ihr mir, welches Euer Energie-Element war?«
    »Das Feuer.«
    »Hat man Euch aus Mintra entführt?«
    »Nein, ich bin freiwillig von Mintra weggegangen. Dort gibt es keinen Platz für Menschen wie mich.«
    »Das tut mir leid.«
    »Tut Euch selber leid«, sagte die Frau. »Mein Leid ist vorbei.«
    Levarda lehnte an dem Baum, die Fesseln kaum lockerer als sie Prinz Tarkan gebunden hatte. Sie zog vorsichtig daran, doch die Frau beherrschte ihr Handwerk im gleichen Maße wie der Prinz. Die Riemen schnitten ihr in die Handgelenke.
    Der Tag zog sich dahin. Mittags bekam sie erneut etwas zum Essen und Trinken, sorgsam überwacht von Lord Eduardo. Levarda trank nur so viel wie notwendig, während sie das Essen, bis auf das Fleisch, hemmungslos verschlang. Neben Brot, Früchten und Fleisch gab es eine dickflüssige Gemüsesuppe. Sie bemerkte, dass die Flüssigkeit, die man ihr gab, weiterhin aus Dunkelheit bestand.
    Am späten Nachmittag trat Prinz Tarkan mit etwa zwanzig Männern aus dem Versammlungszelt, der Kleidung nach zu urteilen, ranghohen Persönlichkeiten.
    Er kam zu Levarda und ging vor ihr in die Knie. »Bin ich so abstoßend für dich, dass du immer noch nicht nachgibst?«
    Statt einer Antwort drehte sie ihren Kopf weg.
    Er rümpfte die Nase. »Ihr riecht erbärmlich.« Er erhob sich. Aus seinem Zelt holte er eine Tasche, löste Levarda die Fesseln, packte sie am Handgelenk und zog sie mit sich – in Richtung See. »Werdet nicht leichtsinnig, weil ich mich heute in Nachsicht mit Euch übe. Es liegt nur daran, dass ich ausgezeichneter Laune bin, weil mein Plan aufgeht.« Er gab ihr ein Stück duftender weicher Masse.
    Angezogen schritt sie in den See hinein.
    Prinz Tarkan zog sich aus und folgte ihr. Immerhin blieb er auf Distanz, gewährte ihr einen Freiraum, eine Geste, die Dankbarkeit aufkommen ließ. Auch dass er sie wieder mit der höflichen Anrede ansprach, gab ihr Hoffnung.
    Die Dunkelheit des Sees schmiegte sich an ihren Körper, als sie kurz hineintauchte. Als sie hochkam, war er ein Stück dichter herangeschwommen.
    Sie zog ihre Sachen aus.
    Die Sonne, im Sinken begriffen, schickte ihre letzten Strahlen über die Oberfläche. Der See war so dunkel, dass sie ihre eigene Haut nur sehen konnte, wenn sie sich knapp unter der Oberfläche befand. So geschützt begann sie, sich zu waschen. Die Masse gab den Duft von Rosenöl ab. Levarda entspannte sich, dehnte ihren Körper in alle Richtungen, behielt ihren Kopf aber oben, damit Prinz Tarkan keinen Grund hatte, sich ihr zu nähern.
    »Gebt mir die Seife, ich möchte mich auch waschen.«
    Weil er herankam, warf sie ihm hastig die weiche Masse zu und beeilte sich, ihre Kleidung im Wasser anzuziehen.
    Während er sich wusch, ruhte sein Blick auf ihr, was ihr ein unangenehmes Kribbeln verursachte.
    »Erlaubt Ihr mir, zu schwimmen?«
    »Was gebt Ihr mir dafür?«
    Ohne eine Antwort lenkte sie ihre Schritte aus dem See heraus.
    Er lachte laut auf. »Ihr seid sturer als ein Esel.«
    Levarda war insgeheim froh, dass er ihren Widerstand diesmal mit Humor nahm. Sie spürte den Griff seiner Macht, dann seinen Arm um sich. Er hielt sie einfach nur fest, und sie wagte es nicht, sich zu rühren. Sie konnte seine Erregung deutlich spüren.
    »Was macht er, das ich nicht mache?«, flüsterte er mit heiserer Stimme in ihr Ohr. Sie stieß ein kurzes, frustriertes Lachen aus.
    »Ich kann Euch sagen, was Ihr macht, das er nicht macht. Er schlägt keine Frauen, er fesselt sie nicht, er foltert sie nicht und er nimmt mir auch nicht meine Energie, um mich mit seiner zu füllen.«
    »Er hat Euch gezwungen, ihn zu heiraten.«
    »Ja,

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