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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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fast um Haupteslänge.
    Die Frisur machte es Smira schwer, den Kopf demutsvoll gesenkt zu halten. Erst als Levarda ihre Haltung sah, fiel ihr ein, dass es auch ihr nicht zustand, den hohen Lord mit seinen zwei ranghöchsten Offizieren so offen anzustarren. Sie senkte den Kopf und richtete ihren Blick auf die letzte Stufe, die vor ihr lag.
    Die Stimme des hohen Lords war laut und trug weit, als er sprach: »Lady Smira, seid willkommen in meinem Reich.«
    Er besaß einen wohlklingenden Bariton, der einem angenehm ins Ohr floss.
    »So weit führte Euch der Weg von Burg Hodlukay bis hierher in meine Festung. Ich fühle mich geehrt, dass Ihr all dies auf Euch genommen habt, und ich hoffe, was ich Euch zu bieten habe …«, seine Arme breiteten sich aus, « … kann sich Eurer Mühe wert erweisen.«
    Er wandte sich an sein Volk: »Heißt meine Braut willkommen!«
    Die Menschenmenge brach in Jubel aus.
    Levarda zuckte bei dem Lärm zusammen und schaute auf. Der hohe Lord nahm Lady Smiras Hand, hob sie an seine Lippen und küsste sie. Die beiden anderen Männer verbeugten sich knapp.
    Der Herrscher von Forran legte die Hand der Braut auf seinen Arm. Flankiert von Lord Otis auf Lady Smiras Seite und von Lord Hector auf der Seite des hohen Lords, gingen sie auf die Festung zu.
    Levarda zögerte. Sie wusste nicht, ob sie den Dreien folgen sollte oder nicht. Sie stieg die letzte Treppe hoch und sah Lemar und Egris vor sich. Egris lächelte sie an. Das erste Mal, seit sie aus der Kutsche gestiegen war, fühlte sie sich geborgen. Hier standen zwei Menschen, die sie kannte und mochte.
    »Kommt, Lady Levarda, sonst verlieren wir den Anschluss«, forderte sie Egris auf, dem Brautpaar zu folgen.
    Von den beiden Männern flankiert, schritt Levarda hinter Lady Smira her und fühlte tausende Augen auf sich gerichtet.
    »Wieso kann ich nicht einfach am Ende gehen? Ich mag es nicht, wenn mich so viele Menschen anstarren.«
    Lemar lachte. »Das hätte Euch heute sowieso geblüht. Immerhin wart Ihr in den letzten Tagen Gesprächsthema Nummer eins am Hof.«
    »Lemar, mach ihr nicht noch mehr Angst«, ermahnte ihn Egris.
    »Eingeschüchtert, Lady Levarda?«, schmunzelte Lemar.
    »Beeindruckt«, verwendete sie die Worte von Sendad.
    Statt in die Eingangstür zur Festung zu gehen, bogen sie zu einem runden, hoch aufragenden Gebäude ab. In der Mitte lief es auf einen Turm zu, der die Form einer Zwiebel besaß. Auf dem Dach ragte an einem Stab befestigt eine golden glänzende Sonne empor. Direkt unter dem Dach leuchteten Fenster in bunten Mustern.
    »Was ist das?«, fragte sie leise.
    »Die Sirkadel, erbaut von dem ersten hohen Lord für seine Krönung zum Herrscher. Hier finden die Hochzeiten statt, die Begrüßung der Neugeborenen eines hohen Lords auf Erden, die Krönungen und die Todesfeiern«, flüsterte Egris zurück.
    Die Tür öffnete sich, und Musik kam aus dem Inneren der Sirkadel. Beim Eintreten zog Levarda scharf den Atem ein, riss die Augen auf und blieb stehen. Die Halle erstrahlte in einer leuchtenden Farbenflut. Mehrere Bänke standen um ein Podium in der Mitte, direkt unter der Spitze des Turms. Die Fenster hatten keine Muster, sondern zeigten Szenen aus dem Leben. Wessen Leben, fragte sich Levarda. Egris holte sie mit einem Räuspern aus ihrer Betrachtung. Hastig schloss sie zu ihnen auf.
    In jeder Reihe, die Levarda mit den beiden Offizieren hinter sich ließ, fing leises Getuschel an. Unsicher sah sie an sich herunter und fragte sich, ob sie irgendetwas an sich hatte, das diese Reaktion auslösen konnte. Lemar bemerkte ihre Verunsicherung und neigte seinen Kopf zu ihrem Ohr.
    »Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Ihr seht in dem Kleid wunderschön aus.«
    »Warum tuscheln die Leute dann, wenn wir vorbeigehen?«, raunte Levarda zurück.
    »Zum einen, weil jeder inzwischen weiß, dass Lord Otis Euch das Kleid hat anfertigen lassen.«
    Levarda runzelte finster die Stirn. Jetzt kannte sie den Grund, weshalb Adrijana auf dem Kleid bestanden hatte.
    »Lemar«, mahnte Egris von der anderen Seite.
    Der zog kurz die Augenbrauen hoch, ließ sich aber von Egris nicht stoppen. »Zum anderen strahlt Ihr heute einen Zauber aus, dem selbst ich mich nicht entziehen kann.«
    Wider Willen musste Levarda lächeln. Dieser Mann besaß eine eigene Art, ihr Gemüt aufzuhellen.
    »Lemar, Ihr solltet mich inzwischen gut genug kennen, um zu wissen, dass solche süßen Worte an mich verschwendet sind.«
    »Ihr habt gelächelt, wie könnt Ihr da von

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