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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Verschwendung reden?«
    Sie hatten die vorderste Reihe erreicht und wandten sich zu den Sitzenden um. Lemar trat einen Schritt zur Seite und wies auf den letzten freien Platz in der ersten Sitzreihe neben einer Dame, deren Alter Levarda auf gut sechzig Jahre schätzte. Ein missmutiger Ausdruck und zusammengepresste Lippen prägten ihr Gesicht.
    »Wo sitzt Ihr?«, wisperte Levarda.
    Mit dem Kopf zeigte Lemar nach vorn zum Podium, auf dem zwei prunkvolle Stühle standen. Soeben ließen sich der hohe Lord und Lady Smira darauf nieder. Neben Lady Smira stand Lord Otis, hinter ihm Sendad und Timbor. Auf der anderen Seite hatten sich Lord Hector und neben ihm drei weitere Männer in Gardeuniformen platziert.
    Levarda setzte sich, während Egris und Lemar zu den anderen Offizieren aufschlossen.
    Ein Mann in schwarzem Gewand trat vor. Er hob einen Stab mit einer Kugel am Ende und klopfte dreimal auf den Boden. Der Ton donnerte durch die Halle, viel stärker als er normalerweise hätte klingen sollen. Sofort verstummte das Gemurmel der Menschen in der Halle.
    Levarda spürte, wie von dem schwarzgewandeten Mann eine Spur von der Energie des Elements Erde abstrahlte.
    Er sprach in die Stille hinein: »Wir haben uns heute versammelt, um den hohen Lord Gregorius den Vierten mit Lady Smira aus dem Geschlecht der Tokaten in einem Gelöbnis zu verbinden. Erhebt jemand unter den Versammelten dagegen einen Einwand?«
    Die Spannung in der Stille konnte Levarda als Vibration in der Ebene der Luft fühlen, doch keiner erhob sich oder wagte, die Stimme zu erheben.
    Der Schwarzgewandete begann den Familienstammbaum des hohen Lords zu rezitieren, eingeschlossen die Heldentaten seiner Ahnen. Danach folgte die Aufzählung von Lady Smiras Stammbaum. Die Anzahl der Heldentaten dieses Geschlechts war genauso lang wie die des Herrscherhauses. Nur die mütterliche Linie blieb unerwähnt.
    »Der Stammbaum stimmt, das Aussehen stimmt, fragt sich nur, ob sie innerhalb eines Jahres einem Thronfolger das Leben schenkt«, flüsterte die alte Dame neben Levarda vor sich hin.
    Als Levarda nicht reagierte, bekam sie einen Finger in den Arm gestochen. »Ihr seid die Lady, die die hohe Gemahlin begleitet, richtig?«
    Levarda nickte nur, da sich hinter ihnen Leute beschwerten.
    »Ihr seht überhaupt nicht verunstaltet aus. Allerdings scheint es, als wäret Ihr stumm, aber das muss ja nicht unbedingt von Nachteil sein.«
    »Ich bin nicht stumm«, raunte Levarda hastig zurück, da sie die Hartnäckigkeit in Stimme und Haltung der älteren Dame bemerkte, »aber wir sollten leise sein und die Zeremonie nicht stören.«
    »Oh, Ihr könnt reden!«
    Lord Otis warf der Frau einen mahnenden Blick zu und sie verstummte. Die Aufzählung von Heldentaten und Stammbäumen war beendet. Die Vermählung der zwei Menschen begann. Levarda hatte noch nie eine solche Zeremonie gesehen.
    »Hmm, Ihr habt einen wachen Blick. Aber trotzdem könnt ihr dumm sein.«
    Halb verärgert, halb amüsiert von den Bemerkungen der Dame neigte Levarda sich ihr zu. »Mein Name ist Lady Levarda und Eurer?«
    »Lady Eluis, die erste Hofdame, zumindest im Moment noch; vielleicht gedenkt Ihr ja, meinen Platz einzunehmen.« Ihre Augen funkelten, als sie Levardas entgeisterten Blick auffing. »Wäre allerdings sowieso nur für die Dauer bis zu Eurer Hinrichtung.«
    Levarda hatte sich gefangen und seufzte ergeben. »Was wollt Ihr von mir wissen, damit wir der weiteren Zeremonie still folgen können?«
    »Meine Worte bringen Euch nicht aus der Fassung?«
    »Nein, ich weiß, dass ich sterben werde, wenn Lady Smira kein Kind bekommt.«
    »So?« Die Stirn gerunzelt, verstummte Lady Eluis.
    Eine Weile konnte Levarda der Zeremonie folgen. Dann bekam sie die nächste Frage serviert.
    »Wieso begleitet Ihr Lady Smira?«
    »Weil ich ihre Cousine und beste Freundin bin und nicht wollte, dass sie allein in ein fremdes Land geht.«
    »Papperlapapp, das könnt Ihr jemand anderem auftischen.«
    Von hinten kamen mehr mahnende Laute.
    Levarda betrachtete Lady Eluis genauer. Der missmutige Ausdruck in ihrem Gesicht war verschwunden. Wache blaue Augen musterten sie eindringlich. Viele Falten konzentrierten sich um ihre Augen und den Mund, sicher lachte Lady Eluis gerne. Levarda hatte sie schon ins Herz geschlossen.
    »Denkt Ihr, wir haben auf der Feier Gelegenheit, ein wenig zu plaudern?«
    Ein breites Lächeln schob sich auf das Gesicht der Älteren. »Selbstverständlich, mein Kind, dafür werde ich sorgen.«
    Sie

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