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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Lage oder einer hoffnungslosen Situation gerettet hatte. Der schweigsame Mitas war deshalb so schweigsam, erfuhr sie, weil man ihm die Zunge abgeschnitten hatte.
    Als Adrijana keinerlei Anstalten machte, aufzuhören, während Melisana und Lina gebannt an ihren Lippen hingen, verdrehte Levarda die Augen. »Du solltest ihm einen Sockel bauen, auf den du ihn stellen und ihn anbeten kannst.«
    Als sie die gerunzelte Stirn von Adrijana sah, die über ihren Vorschlag nachdachte, setzte sie stöhnend hinzu: »Das war ein Scherz, Adrijana, nur ein Scherz!«
     
    Die Kutsche hielt und Levarda sah aus dem Fenster. Sie standen vor den Toren einer Stadt, die sich, soweit sie blicken konnte, vor ihr ausbreitete. An der einen Seite führte ein Fluss entlang, auf dem Schiffe fuhren: Kriegsschiffe, Handelsschiffe, Segelschiffe und kleine Fischerboote. Mehr konnte Levarda von ihrer Seite aus nicht sehen.
    »Wieso sitzt Ihr in dieser Kutsche, Lady Levarda?«
    Sie zuckte bei den scharfen Worten zusammen. Sendads Gesicht schob sich in ihr Blickfeld.
    »Es war der Wunsch von Lady Smira.«
    Sendad drehte sein tänzelndes Pferd einmal über die Hinterhand. »Lady Smiras Wünsche sind mir egal. Ich habe meine Befehle. Wechselt die Kutsche!«
    »Euch mögen die Wünsche der hohen Gemahlin egal sein, ich hingegen werde sie respektieren.« Levarda war versucht, die Arme vor der Brust zu verschränken, doch sie beherrschte sich.
    Ein Blick aus schmalen Augen traf sie. Sendad bellte einige Befehle an die Soldaten, dann verschwand er aus ihrer Sicht.
    »Ich bin gespannt, was jetzt passiert«, bemerkte Lina.
    »Sei still, Lina«, schalt Melisana.
    »Worum gehts?«, fragte Adrijana leichthin.
    »Lord Otis hat Lady Smira vor zwei Tagen davon in Kenntnis gesetzt, dass Lady Levarda in ihrer Kutsche mitreisen soll. Er möchte, dass sichtbar wird, welche Stellung sie am Hof des hohen Lords einnimmt. Das hat Lady Smira gar nicht gepasst. Sie mag es nicht, wenn irgendjemand von ihr ablenken könnte.«
    Levarda lachte bei der Vorstellung, dass sich jemand für sie interessieren könnte, selbst wenn sie aus der Kutsche von Lady Smira stieg.
    »Lady Smira war der Meinung, es wäre der Stellung der hohen Gemahlin nicht angemessen, wenn eine zweite Frau in ihrer Hochzeitskutsche säße.«
    »Womit sie recht hat«, warf Melisana mit einem schnellen Seitenblick auf Levarda ein.
    »Egal. Jedenfalls meinte Lord Otis, er hätte das zu entscheiden. Sie hat so getan, als würde sie nachgeben. Aber in Wahrheit spuckte sie die letzten zwei Tage nur Gift und Galle.«
    »Lina!«, rief Melisana aus.
    Sendad erschien erneut vor der Kutsche und machte die Tür auf, an der Levarda saß. Er reichte ihr die Hand. »Kommt auf mein Pferd, ich bringe Euch rüber. Ich möchte nicht, dass Eure Schuhe oder das Kleid Dreck abbekommen.«
    Levarda wollte protestieren, doch als sie den Zorn in seinen blauen Augen sah, schwieg sie, stieß sich ab, und Sendad zog sie vor sich auf sein Pferd. Dann brachte er sie zu der anderen Kutsche.
    Die kunstvoll drapierte Schleppe war zur Seite geschoben worden. Lady Smira hatte ihr Gesicht abgewandt. An ihrer geballten Faust war ihre Wut erkennbar.
    Seufzend kletterte Levarda geschickt von Sendads Pferd in die Kutsche. Zuvor flüsterte sie ihm noch zu: »Ich hoffe, Ihr wisst, was Ihr mir damit angetan habt.«
    Er nickte ihr nur kurz zu. Dann wendete er sein Pferd, galoppierte nach vorn, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung.
     
    Der Anblick der geschmückten Straßen, der vielen Menschen in ihrer festlichen Kleidung, die sie säumten, überwältigte Levarda.
    Kinder und Frauen winkten ihnen zu. Sie sah aufgeregte Fingerzeige auf Lady Smira und fragende auf sich gerichtet. Je näher sie der Festung kamen, desto dichter wurde die Menschenmenge.
    Schließlich passierten sie ein zweites Tor. Hier standen Leute in edlen Gewändern Spalier. Die Häuser waren größer und die Wände mit Figuren verziert.
    Sie kamen durch ein drittes Tor. In Sechserreihen säumten die Männer der Garde ihren Weg. Hier öffnete sich die Straße zu einem riesigen Platz voller prächtig gekleideter Männer und Frauen, umsäumt von der Garde in Gewändern mit goldgestickten Emblemen: der Schlange für die Männer von Timbor, dem Pferd für die von Lemar, dem Löwen für die von Egris, dem Adler von Sendads Männern.
    Levarda sah Embleme mit den gekreuzten Schwertern, dem Wappen von Lord Otis, und welche mit einer Axt, einem Schild und einem Bogen. In ihrem Magen bildete

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