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Licht vom anderen Ufer

Licht vom anderen Ufer

Titel: Licht vom anderen Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Ernst
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sie lange gar nichts. Erst als sie sich schon Blockstein näherten, brach es aus Matthias heraus: »Das hätt ich ihm nicht zugetraut, dem Vater.«
    »Was hättest du ihm nicht zugetraut?«, fragte Anna.
    »Dreißigtausend Mark. Das ist ja Wahnsinn!«
    »Der Hof ist zweihunderttausend wert, wenn nicht mehr. Hättest vielleicht du alles allein haben mögen?«
    »Zehntausend Mark hätten es auch getan, noch dazu, wo die andere Klausel drinsteht, dass ich dich erhalten muss bis ans Lebensende.«
    Anna unterdrückte nur mühsam ein Lächeln. »Vorausgesetzt, dass ich nicht heirate.«
    Da riss es ihm den Kopf in die Höhe. »Hat vielleicht doch noch einer angebissen? Da hast aber Glück gehabt.«
    »Es hat keiner angebissen und ich will auch kein Glück haben in dem Sinn.«
    Dann sprachen sie wieder nichts mehr, bis sie daheim ankamen. Dort wartete bereits die Cilli ungeduldig. Und kaum dass Matthias im gemeinsamen Schlafzimmer verschwunden war, um sich umzuziehen, folgte sie ihm.
    »Wie ist es ausgegangen?«
    »Schlecht genug. Jetzt hast ihn, deinen Herrn Schwiegervater, auf den du geschaut hast wie auf deinen Augapfel. Dreißigtausend Mark soll ich ihr auszahlen.«
    Die Cilli erschrak darüber gar nicht. Sie überlegte nur eine Weile, dann fand sie ihr Lachen wieder.
    »Dreißigtausend? Das ist doch kein Problem.«
    »Du hast bloß fünf mitbracht«, antwortete er schroff und zerrte an seinem Selbstbinder.
    War die Cilli über diesen versteckten Vorwurf beleidigt? Keine Spur. Wenn es sein musste, konnte sie genauso schonungslos sein.
    »Wir sind ja auch fünf Geschwister und jeder sollte was haben. Dabei stehen bei uns nur fünfzehn Stück Vieh im Stall und im Goldenen Grund dreißig. Und außerdem hab ich noch was mitgebracht, das dir ganz und gar fehlt.«
    »So? Was war denn das?«
    »Ein helles Köpfchen, das in einer Minute schneller denken kann, als du an einem ganzen Tag. Was sind schon dreißigtausend Mark? Zwei Küh bloß, wenn du verkaufst, hast du sie.«
    Matthias schaute sie perplex an.
    »Freilich nicht an den Metzger«, fuhr sie fort. »Schwarz musst du sie verkaufen. Und bald muss das sein. Wer weiß, wie lange sich das Geld noch hält. Später wäre es dann wirklich ein Problem, aber jetzt nicht. Lass nur mich machen, du bist ja doch zu ungeschickt dazu.«
    Jetzt verschwand der finstere Ausdruck aus seinem Gesicht. »Du bist doch ein Prachtstück. Wenn ich dich nicht hätt.«
    »Du hast mich aber und ich bring schon alles in Ordnung. Ist sonst auch noch was geschrieben für sie?«
    »Das hätt ich jetzt beinah vergessen. Lebenslanges Wohnrecht ist ihr zugesichert und sorgen müssen wir für sie, wenn sie alt wird.«
    Herzfrisch quirlte das Lachen der Cilli durch die Kammer. »Die wird nicht alt auf dem Grundhof, das garantier ich dir. Entweder sie heiratet bald, oder ich mach ihr das Leben so zur Hölle, dass sie gern geht. Ich hab bloß alles hinuntergeschluckt, solange der Alte gelebt hat. Jetzt muss sie sich ducken. Die Magd ist sie hier und sonst gar nichts. Und je eher wir sie draußen haben, desto besser ist es. Ich habe keine Lust, mir dauernd ihr Rühr-mich-nicht-an-Gesicht anzuschauen. Den Vorwurf in ihren Augen zu lesen, was ich da zu reden hätte. Der brech ich ihren Hochmut, verlass dich drauf. Möcht bloß wissen, worauf sie sich so viel einbildet. So eine wie die hat es gerade nötig, den Kopf so hoch zu tragen. Dass ich nicht lache.« Und sie lachte wieder.
    Matthias hatte die Feiertagskleidung abgestreift und schlüpfte nun in die Werktagshose.
    »Recht hast ja, Cilli. Auf der anderen Seite ist sie eine verlässliche Kraft. Noch dazu, wo man heutzutage niemanden mehr kriegt.«
    »Ich hab schon eine für Lichtmess. Zwei sogar, weil es ja jetzt nicht mehr sein muss, dass ich mich so abrackere. Das hab ich bloß am Anfang auf mich genommen. Jetzt möcht ich es dann auch ein bissl schöner kriegen. Oder legst du Wert darauf, in zehn Jahren eine abgearbeitete Frau zu haben?«
    Immer wieder musste er staunen über ihre Art, mit der sie alles voraus bedachte und plante. Er legte den Arm um ihre Schulter.
    »Das will ich freilich nicht haben. Cilli, du bist doch ein gescheites Frauenzimmer. Mit dir hab ich einen guten Griff gemacht.« Er küsste sie und hielt dann ihr Gesicht in den Händen. »Du kannst einem einheizen, du kleiner Teufel. Magst mir jetzt eine Brotzeit herrichten? Aber nicht so fett, wenn ich bitten darf. Ich möcht nämlich ein bissl länger leben als der Vater.«
    In den

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