Lichtbringer - Lichtbringer
das Wurzelwerk musste diesen Boden halten.
Barsemias gab ein wenig von seiner Essenz, und der Wald vervielfachte sein Wirken wie ein riesiger Hebel, unterlegte jeden kleinen Zauber mit einer gewaltigen Kraft. Fast ließ Barsemias sich mitreißen von diesem Hochgefühl. Was konnte er nicht alles erreichen, wenn er seine eigenen, seine mächtigsten Zauber durch dieses Netzwerk sprach?
›Es ist genug‹, vernahm er die Gedanken von Ledesiel, seiner Schwester.
Barsemias hielt inne. Die Bindung der Wurzeln festigte sich, dann ruhte sie. Der Wald sammelte Essenz, und die Elfen gaben ihr eine neue Richtung. Unter den tiefsten Ausläufern der neuen Wurzeln strömte Leuchmadans Blut, und das Leben darüber strebte davon fort. Nun fand der Wald die Kraft, aus diesem Streben eine Bewegung zu bilden.
Der Boden hob sich. Lebende Bäume in der Ferne gerieten in Bewegung, wie von einem unsichtbaren Strudel erfasst. Barsemias fühlte es mit den Sinnen des Waldes, denn sein eigener Leib war ihm fern und bedeutungslos. Mit jeder Verbindung, die sich löste, ging es schneller. An den Grenzen des Landes wurden Furchen zu Rissen, Risse zu Gräben und Gräben zu klaffenden Spalten.
Da zuckte ein Schwindel durch seinen Geist, fast ein Schmerz. Barsemias wollte die Hände an den Kopf pressen, aber da war kein Kopf, da waren keine Hände - es war der Leib des Waldes selbst, den er spürte, von dem er nun ein Teil war. Einige Stränge der Magie hatten sich zu neuen Formen gefügt, so schnell und so heftig, dass es Barsemias fast überwältigt hätte.
Der Schutzschirm des Waldes hatte sich entfaltet und eine Rakete abgefangen. Weitere folgten, und die Erschütterungen gingen bis in die tiefsten Wurzeln. Ein leises Entsetzen kroch in Barsemias' Seele. Sie griffen den Wald an! Wie konnten sie es wagen?
Dennoch, der Zauber musste weitergehen. Sie mussten den Boden hinter sich lassen und davonschweben.
›Mut‹, sagte seine Schwester. ›Bald sind wir fort.‹
›Sie werden uns folgen.‹
›Wir bleiben an der Grenze, wir fliegen über die Länder unserer Freunde. Sie werden ihre Kräfte mit den unseren vereinen. Ein Schiff der Union kann nicht gegen so viele kämpfen. ‹
›Sie werden Verstärkung holen‹, wandte Barsemias ein.
›Bis dahin sind wir östlich der Berge‹, beruhigte ihn Ledesiel.
Und dann ...
Ein Schlag fuhr durch das Netz. Die magische Welt in Barsemias' Geist zerbarst. Plötzlich steckte er wieder in seinem fleischlichen Leib, er wand sich auf dem Boden, er roch Qualm, spürte die Erde unter den Fingern, als sich seine Hand in den Waldboden krallte.
Er kreischte vor Grauen, vor abgründiger Furcht, und vergaß alle Magie.
Frafa schickte die Gnome fort, unter dem Vorwand, sie sollten Biste suchen. Dann sprang sie selbst hinten von dem Wabenbau der Elfen hinab in den Haselwald. Das Geäst beugte sich widerstrebend ihrem Willen, fing ihren Sturz ab und machte Raum, sodass sie im Unterholz untertauchen konnte.
Unter ihr zitterte der Boden, über ihr raschelten die Zweige wie im Sturm. Trotzig ging Frafa weiter. Wenn die Elfen ihr nicht trauten, musste sie eben einen Weg finden, ihnen dennoch zu helfen. Einst hatte sie Macht gehabt, und doch war stets jemand da gewesen, der ihr ihren Platz zugewiesen hatte. Sie hatte einen Meister gehabt, und sie hatte ihn verloren. Sie war nicht hier, um sich von jemand anderem den Weg vorgeben zu lassen!
Doch es war schwer, mit dem Geist in den Elfenwald zu tauchen, sich dort einzunisten, während sie gleichzeitig an ihren Leib denken musste. Der kleine Haselhain hielt nicht einmal die Gnome auf -wie viel weniger konnte sie sich darin vor den Elfen verstecken. Sie brauchte einen geschützten Ort, um ihre Zauber wirken zu können.
Frafa trat an eine Hasel mit festem Stamm. Das Holz zitterte unter ihrer Hand, als es die Stöße vom Boden weiterleitete. Sie versenkte sich darin, spürte die Abwehr der Pflanze und drückte sie heraus. Es dauert nur einen Augenblick, dann war die Hasel entzaubert, und Frafa konnte ihre eigene Magie darauf wirken. Sie tauchte die Finger in das Holz, drückte ihren Leib dagegen und verschmolz mit dem Baum. Ihr Körper fügte sich zwischen die Fasern, schlug Wurzeln. Nun war sie wahrhaft eins geworden mit dem Wald und konnte ungehindert ihren Geist auf Wanderschaft schicken.
Sie senkte die Aura in ihre Wurzeln hinab, ließ ihre Essenz in das Geflecht fließen, das den Elfenwald zusammenhielt. Sie beobachtete, erspürte, wich zurück, wenn sie den
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