Lichtbringer - Lichtbringer

einen Streifen Festland, der bis zum Wasser mit dichtem Urwald bewachsen war. Zumindest sah es von oben aus wie ein Dschungel, auch wenn man die einzelnen Pflanzen nicht unterscheiden konnte.
    »Das ist es«, sagte sie. »Das ist der richtige Platz für eine Landung.«
    Gemurmel erhob sich. Einige der Elfen bekundeten offen ihren Unmut. Es stand Frafa nicht zu, den Landeplatz zu bestimmen!
    »Das ist ein schlechter Ort«, meinte ein Elf. »Viel zu viel Dickicht.«
    Frafa wies auf einige Lichtungen. »Es gibt geeignete Landeplätze in der Nähe.«
    »Trotzdem ist es dort unübersichtlich«, beharrte der Elf. »Wer weiß, was uns erwartet auf Leuchmadans Welt? Wir sollten als Erstes auf einer kleinen Insel landen, mit übersichtlichem Gelände und wo es nicht so viele Verstecke gibt für gefährliches Getier. Das da ist kein Wald, so wie wir ihn kennen. Das Land ist unrein!«
    Frafa wies auf die Karte. »Ich wollte nicht des Waldes wegen landen, sondern deshalb.«
    Mitten auf der ausgebreiteten Decke, in den verwischten farbfleckigen Umrissen des Urwalds, war eine dunkle Linie auszumachen, die auf eine Verwerfung in der Landschaft hinwies. Eine weitere Linie lief darauf zu und bildete einen rechten Winkel.
    »Wir sollten uns anschauen, was sich hier unter den Bäumen verbirgt«, sagte Frafa.
    Das Gemurmel verstummte. Die Elfen beugten sich weiter vor, untersuchten das Muster. Sie stellten noch einmal das Teleskop ein, vergrößerten das Abbild, aber der Urwald gab seine Geheimnisse nicht preis. Die Linien faserten aus, als das Bild größer wurde, der Pflanzenwuchs nagte an den Konturen. Es war nicht schärfer zu bekommen.
    Der missmutige Elf verzog das Gesicht. »Warum sollten wir auf eine fremde Welt fliegen, um dort einen rechten Winkel zu untersuchen?«, fragte er.
    »Die Natur kennt keinen rechten Winkel«, erwiderte Frafa.
 
    Bald erfuhr Frafa, was Barsemias Sorgen machte: Die Elfen von Porfagilia wollten die Fremden bereitwillig mit hinunternehmen, aber er selbst sollte im Wald zurückbleiben. Immerhin war er der Einzige, der den Wald zurück nach Hause bringen konnte - oder überhaupt irgendwohin. Auch Frafa wollte eigentlich nicht, dass er bei der Erkundung sein Leben auf Spiel setzte. Doch obwohl ihr Kopf dieselbe Entscheidung traf, fühlte sie in ihrem Herzen eine dumpfe Enttäuschung bei dem Gedanken, dass sie allein mit den anderen Elfen dort unten wäre.
    Barsemias runzelte düster die Stirn. »Es ist, als wäre ich hier im Wald gefangen«, stellte er fest, in einem ruhigen Augenblick, während sämtliche Gruppen ihre Vorbereitungen trafen - diejenigen, die hinuntergehen sollten, ebenso wie die, die zurückblieben. »Und das wegen einer Fähigkeit, über die sie alle vor Kurzem noch die Nase gerümpft haben. Jetzt würden sie mich am liebsten wegschließen wie einen Schatz!«
    Frafa versuchte, es heiter zu nehmen und sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. »Ja«, sagte sie. »So ist es nun mal. Wie bei den Alben, die nichts von Naturmagie halten, aber trotzdem gern auf ihre verspotteten Brüder und Schwestern zurückkommen, wenn in ihrem Land etwas wachsen soll. Da sind wohl alle Völker gleich: Sosehr sie etwas auch verachten, sie greifen doch beherzt zu, wenn sie sich einen Gewinn davon versprechen.«
    »Ja.« Barsemias seufzte schmerzerfüllt. »Erinnere mich nicht daran. Die Welt war leichter, bevor ich mein Volk durch deine Augen gesehen habe.«
    Sie lenkte das Gespräch auf ein weniger verfängliches Feld. »Bringst du uns hinunter?«
    »Sozusagen.« Barsemias wechselte in einen geschäftsmäßigen Tonfall. »Ich kann auf dem Boden von Leuchmadans Welt keine Tore öffnen, er ist schlimmer verseucht als die Union. Wir setzen unsere Späher in fliegenden Kapseln ab, genau wie auf dem Bruchstück. Ich öffne ein Tor hoch oben in der Atmosphäre, und die Kapseln treiben hindurch und landen wie Ballons. Auf dem umgekehrten Wege holen wir euch später wieder zurück.«
    »Leuchmadans Welt ist groß«, sagte Frafa. »Und wir wissen nicht genau, wonach wir überhaupt suchen. Womöglich müssen wir lange dort verweilen ...«
    »Wir haben neue Landekapseln wachsen lassen, während der Wald um die Sonne kreiste«, erklärte Barsemias. »Sie sind größer als die alten und besser ausgestattet. Wir können euch versorgen, solange es nötig ist. Hoffe ich.«
    Frafa dachte nach. »Wir haben noch den Odontopter der Kopfgeldjäger. Er fliegt sicher besser als eure Ballonkapseln. Kannst du mich und die Gnome