Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Schwebten sie schon über ihnen?
    Sie fühlte sich schutzlos oberhalb des Waldes. Ein leichtes Ziel für ein Schlachtschiff.
    »Haben wir noch genug Gas?«, fragte sie.
    Wisbur und Biste saßen bei ihr, Waldron und Segga steuerten das Fluggerät. Es ruckelte, und mitunter flogen sie unvorhergesehene Kurven, aber wenn Wisbur kein Problem damit hatte, beschloss Frafa, würde sie sich auch nicht beschweren.
    »Es reicht«, sprach Wisbur gegen den Fluglärm an. »Es sind nur etwa zwanzig Kilometer pro Weg. Kaum der Rede wert für so eine große Maschine.«
    Beim ersten Flug hatten sie so viele Elfen in ihrem Odontopter mitgenommen, wie eben hineingingen. Dennoch hatten die Gnome ein halbes Dutzend Zauberer zurücklassen müssen, und die wollten sie nun holen. Zumindest blieb diesmal genug Platz, dass Frafa mitkommen konnte.
    »Warum habt ihr ausgerechnet Barsemias dagelassen?«, rief sie.
    Dunklere Schatten glitten draußen über den Wald in der V-förmigen Welle, die der Flügelschlag des Odontopters durch die Baumkronen hinter sich herzog. Frafa kniff die Augen zusammen. Sie wusste nicht, ob diese Schatten ein zufälliges Muster im aufgewühlten Geäst waren oder die Umrisse von Flugwesen, die ihnen folgten.
    Wisbur schürzte die Lippen. »Ist nicht so, dass die Elfen Karten bei uns gezogen haben. Sie haben bestimmt, wer mitfliegt. Der Toröffner und seine Schwester waren nicht dabei. Tut mir leid, wenn du dir deinen hübschen Jungen selbst abholen musst.«
    Er grinste breit, und Frafa bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. Es knisterte und knackte unter dem Rumpf, als der Odontopter kurz die Bäume streifte. Doch rasch gewann er wieder einige Fuß Höhe.
    Wisbur fuhr herum und schaute zum Cockpit. »Verdammt!«, rief er. »Was treibt ihr beiden da?«
    »'s geht schon«, erwiderte Waldron. »'les klar.«
    Frafa horchte auf. Der Gnom hörte sich gar nicht gut an!
    Wisbur schnallte sich los und ging nach vorn. Es gab eine halblaute, heftige Diskussion zwischen den dreien, und als Wisbur zurückkam, brachte er Waldron mit nach hinten.
    »Ich fliege!«, rief Segga. »Ha! Endlich!«
    Wisbur wirkte besorgt, und er stützte seinen Gefährten. Das Innere des Odontopters war nur von einigen Notlichtern erhellt. Trotzdem konnte Frafa erkennen, dass Blässe auf der dunklen Haut des Gnoms lag wie eine käsige Schicht. Seine hohe faltige Stirn war feucht, das strähnige Haar klebte am Kopf. Er zitterte, und Wisbur drängte ihn, sich auf eine Sitzbank zu legen.
    »Was hat er?«, fragte Frafa.
    »Er hat Fieber«, erwiderte Wisbur. »Es geht ihm nicht gut.«
    Er bedachte Frafa mit einem vorwurfsvollen Blick, und sie löste ebenfalls ihren Gurt und untersuchte den Gnom. Sie fühlte seinen Puls, prüfte die Atmung. Aber ohne ihre magischen Sinne konnte sie nicht einmal die Temperatur richtig abschätzen.
    »Zwanzig Kilometer«, sagte sie. »Wir müssten jeden Augenblick da sein. Da sind Elfenzauberer...«
    Der Odontopter erreichte eine Lichtung, die von besonders hohen Stämmen gesäumt war. Ihnen fehlte die bauchige Krone, die alle Bäume im Wald so pilzartig wirken ließ. Stattdessen waren sie kahl, gabelten sich in einige aufstrebende Äste und sahen beinahe aus wie hochgereckte Knochenhände. Das rote Gras auf der Lichtung sträubte sich unter dem Flügelschlag wie dichtes Haar. Ein halbes Dutzend Gestalten erschienen zwischen den Bäumen, als sie landeten.
    »Barsemias!«, rief Frafa. Sie trat an die Luke, hielt kurz inne und strich sich das Kleid glatt, bevor sie den Zugang öffnete. Mit einem würdevollen Schritt trat sie hinaus. Das Haargras umspielte ihre Beine bis zu den Knien und kitzelte ihre Haut.
    »Barsemias«, sagte sie noch einmal und lächelte. »Bist du wieder auf verseuchtem Boden gestrandet? Wie es scheint, muss ich dich ein weiteres Mal nach Hause bringen.«
    Der Elf ging nicht auf ihren Scherz ein. Sein Gesicht war ernst, beinahe abwesend, und bei ihren Worten blitzte in seinen Augen ein Ausdruck auf, den selbst Frafa als schmerzerfüllt zu deuten wusste. »Mein Zuhause gibt es nicht mehr«, sagte er. »Und über die Hälfte meines Volkes ist dort zurückgeblieben. Nicht zu reden von all den Seelen, die mit dem Wald verbunden waren! Ich hätte auch dort bleiben sollen, wenn ich sie schon nicht retten konnte.«
    »Red keinen Unsinn«, fuhr Ledesiel ihn an. »Unser Volk braucht seine Zauberer! Es hätte keinen Sinn ergeben, mit den Verlorenen gemeinsam zu sterben und die Überlebenden ihrer Führung und ihrer

Weitere Kostenlose Bücher