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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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daumengroßen Spinnen, die mit selbst gewebten Tüchern für Sauberkeit sorgten, hielten inne und starrten sie aus funkelnden Knopfaugen an. Zwei Skalkare, magische Diener mit Flügeln, Schnabel und langen Armen, verharrten besorgt in dem Durchgang zwischen Diele und Wohnzimmer.
    Frafa seufzte und schickte sie mit einem Gedanken fort. Durch das Gespräch, das sie belauscht hatte, hatte der Abend eine eigentümliche Wendung genommen.
    Frafa bedauerte nicht, was sie getan hatte. Ihre Neugier war geweckt, und ein wenig von der Frische, die sie im Kampf gegen den fliegenden Elfenwald empfunden hatte, kehrte in sie zurück. Ein Rätsel, etwas Neues. Das war selten und kostbar in diesen Tagen.
    Ob sie es wagen konnte, Aldungan darauf anzusprechen? Oder sollte sie auf eigene Faust mehr herausfinden? Sie schaute zu ihrer Sprechverbindung, einem alten Apparat, der an dem jahrhundertealten Kabelnetz hing und nur innerhalb von Daugazburg funktionierte.
    Nein, sie würde nicht übereilt handeln.
    Um sich abzulenken und um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen, ging sie in die Küche. Sie war lange weg gewesen, und in den Schränken fehlte es an frischen Zutaten ... doch sie war eine Meisterin des Lebens! Sie konnte mit ein wenig Magie aushelfen und die Dinge verändern, die sie in die Schüssel tat.
    Sie legte sich im Kopf das Rezept für eine Pastete zurecht, steckte das Rührgerät an der Drehmomentbuchse ein und vermischte die Zutaten. Dann bereitete sie eine Backform vor und rollte den Teig aus. Während ihre Finger sich mit alltäglichen Dingen befassten, während sie kleine Magie wirkte, die ihr zur Routine geworden war, spürte sie, wie ihre Neugier verblasste.
    Der Vorfall in Aldungans Kaminzimmer kam ihr so unwirklich vor, als hätte sie die Szene auf dem Bühnenprojektor in ihrem Wohnzimmer gesehen. Was auch immer die beiden Zauberer beredet hatten - am Ende war es doch nur wieder eine kleinliche Intrige, wie sie in ihrer Laufbahn schon so viele erlebt hatte. Sie konnte froh sein, wenn Aldungan sie außen vor ließ.
    Ihre Spinnen huschten über die Arbeitsfläche, wischten Mehlreste beiseite oder schleppten Krümel zum Abfallkorb. Frafa suchte Büchsenfleisch für die Füllung. Da klingelte es an der Tür. Frafa wischte sich die Finger ab und ließ mit ein wenig Magie Teigreste abbröseln. Dann eilte sie zum Sprechgerät.
    »Hier ist ein Doktor Descidar«, sagte der Kobold, der den unteren Zugang zum Apartmenthaus verwaltete. »Ein Mensch. Er meint, Sie hätten eine Verabredung.«
    »Eine Verabredung?« Frafa zog eine Braue hoch. »Eine gewagte Behauptung.«
    »Soll ich ihn wegschicken?«, knurrte der Kobold.
    Ein Lächeln schlich sich auf ihre schmalen Lippen, als ihre Gedanken zu dem bitanischen Doktor wanderten. Gewagte Streiche schienen eine Spezialität dieses frechen Menschen zu sein, wie der Vorfall am Buffet bewies. »Nein«, sagte sie zu dem Kobold, dessen langnasiges Gesicht ihr vom Bildschirm entgegenstarrte. »Lass ihn rein.«
    »Sehr wohl, Herrin«, schnarrte der Pförtner, und sein Antlitz verschwand.
    Frafa klatschte in die Hände. Dem ersten Skalkar, der auftauchte, warf sie die Schürze zu. Dann schickte sie zwei von ihnen in die Küche, damit sie dort alles in Ordnung brachten; die übrigen verbannte sie in eine Abstellkammer. Die Spinnen und andere winzige Dienstkreaturen verkrochen sich in einen finsteren Winkel, der lebende Teppich raschelte ein letztes Mal, bevor er erschlaffte.
    Als ihr Besuch vor der Türe stand, war Frafa bereit.
    Sie empfing Descidar mit zwei Gläsern für einen Willkommenstrunk. »Wir hatten eine Verabredung?«, fragte sie, als er das langstielige Glas entgegennahm. Sie schenkte ihm aus der Flasche ein, die sie auf dem Tischchen bei der Tür bereitgestellt hatte, und stellte sie wieder zurück. »Davon wusste ich gar nichts!«
    Sie gab ihrer Stimme einen schalkhaften Ton und stieß klingend ihr Glas gegen seines.
    »Aber sicher«, sagte Descidar. »Hatten Sie mir nicht eine ausführlichere Unterhaltung versprochen? Und da ich morgen abreise ...«
    Er schenkte ihr ein Lächeln und trat auf sie zu. Frafa machte einen Schritt zur Seite und ließ den Doktor ein. Der blickte den Flur entlang.
    »Ich wollte immer mal sehen, wie eine tausendjährige Zauberin lebt.«
    Frafa folgte ihm, während Descidar durch die Wohnung ging, an dem prickelnden Wein nippte und durch angelehnte Türen spähte. Im Wohnzimmer bückte er sich und ließ die erschlafften Fasern des Teppichs durch die Finger

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