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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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ich.«
    Achtalon zögerte, dann nickte er und erwiderte das Lächeln. Das Zögern war kurz, das Nicken kam ein wenig zu schnell. Frafa wusste, dass Achtalon nicht wirklich überzeugt war. Ihm war bewusst geworden, wohin seine Schlussfolgerungen führten, und er hatte dankbar die Gelegenheit ergriffen, sich davon zurückzuziehen.
    Und doch, in jenem Augenblick, ehe ihn der Mut verließ, hatte Achtalon denselben Pfad beschritten, auf dem auch Frafas Gedanken seit dem Überfall der Schattenwesen wandelten. Also war ihr Unbehagen mehr als eine müßige Einbildung.
    Denn wenn es dämonische Kreaturen gewesen waren, die im Schlafzimmer nach ihr gegriffen hatten, dann führte diese Fährte zu Aldungan, genau wie das Gespräch, das sie am Abend davor belauscht hatte, und genau wie der Überfall im Nexus. Alles deutete auf Aldungan hin, auf ihren Lehrherrn, ihren Arbeitgeber und ihren Freund. Er war derjenige, bei dem sie Hilfe suchen sollte, und zugleich war er auch der Einzige, der hinter den Angriffen stecken konnte.
 
    Ein leises Rauschen erfüllte den Raum, der kaum größer war als Frafas Wohnzimmer. Stahlregale standen so dicht aneinander, dass sie die Schultern einziehen musste, und wo dicke Folianten oder unsauber aufgestapelte, mit Kordeln gesicherte Manuskriptstapel in den Raum hineinragten, musste sie sich seitlich daran vorbeischieben. Sie holte tief Luft. Es war lange her, dass sie so viele Blätter auf einem Fleck gesehen hatte, so viele richtige Bücher, die alt genug waren, um eine Seele zu entwickeln, eine Aura, die man mit allen Sinnen spüren konnte.
    Achtalon schob Bücher zur Seite, wälzte Folianten. Er blätterte in alten Notizen und sammelte Schriften in der Armbeuge. Sie erreichten einen kleinen Tisch in einem Winkel des Raums. Eine rostige Leselampe stand darauf, ein Stuhl davor. Es erinnerte Frafa an die Studierzimmer aus alter Zeit, die sie noch gekannt hatte, aber es war ein erbärmlich nüchterner Ort.
    Achtalon legte die Bücher ab. »Ich hab dir einige Werke herausgesucht, die ich kenne. Nützliche Hinweise zur Dämonologie im Allgemeinen und ein Kompendium über dämonische Geschöpfe. Vielleicht findest du darin, was du suchst.«
    Er wartete, bis Frafa sich gesetzt hatte und eines der Bücher zur Hand nahm. Er knetete nervös seine Finger.
    »Ich weiß nicht...«, sagte er schließlich.
    Frafa schaute ihn an. »Lass es«, erwiderte sie. »Ich habe selbst noch nicht durchschaut, was hier geschieht. Doch was am Ende auch dabei herauskommt: Es ist nicht nötig, dass du mit hineingezogen wirst. Jedenfalls nicht mehr, als du es ohnehin schon bist.«
    Achtalon nickte. »Gut. Dann gehe ich wieder nach oben; die Arbeit wartet. Du findest dich sicher zurecht, ich meine, immerhin warst du meine Lehrerin!«
    Er entfernte sich rückwärts gehend, schaute verlegen zur Seite und flüsterte dann: »Es tut mir leid, Frafa. Ich würde dir gern mehr helfen, aber ich bin ja kein Zauberer. Nur ein Beamter im Grunde, und ich könnte dir allenfalls mit Worten von Nutzen sein.«
    »Es ist gut«, erwiderte Frafa. »Du hast genug getan. Du hast mich gerettet, einfach nur, indem du mir deine Sprechverbindung überlassen hast. Mehr kann ich nicht von dir verlangen. Lebe wohl, Achtalon. Und vielen Dank.«
 
    Sie blieb in dem Kellerraum und las, solange sie es wagte. Die Schattengestalten, die sie gesehen hatte, fand sie in den umfangreichen Kompendien nicht beschrieben. Tatsächlich schien es, als wäre kein Dämon, von dem berichtet wurde, je ein zweites Mal in Erscheinung getreten.
    Etwas mehr Erkenntnisse lieferten die theoretischen Texte. Frafa fand die magische Struktur beschrieben, die sie selbst erlebt hatte: eine Form von gebündelter, gelenkter Ätheressenz, die sich nicht richtig fassen ließ. Mehr und mehr kam sie zu der Überzeugung, dass sie auf der richtigen Fährte war. Wenn man wusste, womit man es zu tun hatte, war es möglich, sich davor zu schützen. Wenn man den Schriften glauben durfte, waren Dämonen nur in der Zeit von Leuchmadans frühem Wirken aufgetaucht. Leuchmadan hatte sie benutzt, um Macht über die Finstervölker zu gewinnen, und er hatte sie benutzt, um die frühen Angriffe der Völker des Lichts zurückzuschlagen.
    Aber schon im ersten großen Krieg waren Dämonen kaum noch in Erscheinung getreten. Elfen und auch menschliche Zauberer hatten gelernt, mit ihnen umzugehen, sie zu fassen und sie zu bannen. Artefakte waren geschaffen worden, um die vielfältigen Schwächen der Dämonen

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