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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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ihren Leib derart mit Heilzaubern durchtränkt, dass sie dafür weder Konzentration noch Kraft brauchte.
    Sie keuchte. Hörte Stimmen im Wind und wusste, dass es nur eine Halluzination war.
    In einer Nische zwischen den Felsen hielt sie inne und legte eine Rast ein. Sie kauerte sich an den Stein, sammelte ihren zerstreuten Geist und schaffte es endlich, in die Meditation einzutauchen. Nur eine Stunde. Vielleicht zwei. So lange sollte der Vorsprung halten ...
 
    Erst im Morgengrauen fühlte Frafa sich kräftig genug, um den Weg fortzusetzen. Im Nordwesten sah sie einen Einschnitt zwischen zwei weißen Berggipfeln, fast so etwas wie einen hohen Pass, und sie wanderte quer über den Hang darauf zu. Immer wieder spähte sie misstrauisch zurück, aber der Horizont über den Bergen blieb leer. Die Verfolger zeigten sich nicht.
    Um die Mittagsstunde erreichte Frafa den Sattel. Links von ihr entsprang ein Gletscher, und auf der anderen Seite des Berggrats ging es in die Tiefe, steil zuerst, bis der Hang mit sanftem Gefälle auslief und sich zu einem Talkessel weitete.
    Ein bunter Blütenteppich bedeckte den Talgrund, von Waldflecken gesprenkelt. Klare Bäche flossen in der Mitte zu einem silbrigen See zusammen. Die Berge, die das Tal umgaben, waren mit hohen Almwiesen überzogen, auf denen Bergziegen weideten. Ein, zwei Braza unterhalb von Frafa begann das Leben, karg nach den Maßstäben des Tieflands, doch eine Oase hier in den Bergen.
    Frafa konnte kaum glauben, was sie da sah.
    Einen Augenblick setzte sie sich einfach nieder, auf den steinigen Grat ganz oben an der Wasserscheide, und ließ den Anblick auf sich wirken. Dann spähte sie genauer hin und kniff die Augen zusammen. Sie sah keine Häuser, keine Anzeichen für eine Besiedelung. Keine größeren Geschöpfe außer den Bergziegen an den Hängen ... die doch ein wenig zu zahm wirkten, um auf sich allein gestellt hier zu leben.
    Misstrauisch begann sie den Abstieg.
    Es war ein weiter und mühsamer Weg, auf dem ersten Teil mehr ein Klettern als ein Wandern. Als Frafa Gras unter den bloßen Füßen spürte, fühlte sie sich wohler. In der toten Luft des Hochgebirges war es schwer, vom Äther zu zehren, nun aber ließ sie ihre Aura in das lebende Feld der Pflanzenwelt eintauchen wie eine Biene, die Nektar sammelte. Mit jedem Schritt fühlte sie sich stärker. Das Leben in diesem Tal hatte etwas Reines, das sie lange vermisst hatte.
    Unter dem tiefen steinernen Sockel von Leuchmadans Zinnen floss das Blut der Erde nicht - das Blut, das inzwischen nicht nur die Vegetation von Falinga beeinflusste, sondern auch von fast ganz Bitan. Die Finstervölker kamen mit den Veränderungen besser zurecht als die Menschen ... Und doch, als Frafa in das unberührte Tal hinabwanderte, erkannte sie, dass es selbst für Nachtalben eine stete unbewusste Anstrengung erforderte, mit der veränderten Aura über dem vergifteten Boden zu leben.
    In Daugazburg lieferte das Blut der Erde Licht und Wärme, es betrieb die Drehmomentanschlüsse in der Küche und ungezählte Maschinen. Doch hier, an diesem unberührten Ort in den Bergen, fragte sich Frafa, ob das alles den Preis wohl wert war. Was für Zauber sie wohl wirken könnte, wenn sie eine Weile auf diesem reineren Boden lebte?
    Der Abstieg zog sich endlos. Allmählich wurde es wärmer. Der Sommer kehrte zurück, er wartete am Talgrund auf Frafa und umschmeichelte sie mit einer milden Luft, die nach dem eisigen Wind am Pass fast zum Greifen dicht wirkte. Der Nachmittag schritt voran, und die Gipfel im Westen warfen schwarze Schatten über die blühenden Wiesen.
    Frafa sog den Geruch der Abendblüten ein, beobachtete die letzten Insekten, die im Zickzack dazwischen flogen, auf der Suche nach einem späten Mahl oder einem Unterschlupf für die Nacht. Bald watete sie bis zu den Knien in Gras und Buschwerk und überlegte sich, ob sie selbst einen Platz zum Rasten suchen oder lieber die Zeit der Dunkelheit nutzen sollte, um das Tal zu erkunden. Da fiel ihr auf, dass sich noch etwas anderes unter den süßen Geruch von Blumen und Kräutern mischte ...
    Sie sah genauer hin. Kleine Gestalten saßen auf dem Rücken der großen Libellen, die jetzt in weitem Bogen um sie kreisten. Gnome! Schon teilte sich das Gras vor ihr, und eine Gestalt schoss hervor.
    Frafa fuhr zurück.
    Der Gnom reichte ihr selbst in seiner natürlichen Gestalt kaum bis zur Hüfte, aber er hielt eine Pistole in der Hand. Die Libellenreiter rückten näher heran, zogen engere

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