Lichtbringer - Lichtbringer
fragte sich, wie lange das noch dauern sollte. War diese ganze Gesandtschaft womöglich nur ein einziger großer Gnomenscherz? Eine Bosheit der Finstervölker, die ihren Spaß daran fanden, einen Elf auf eine nutzlose Reise zu schicken und ihn in Verlegenheit zu bringen? Wie lange sollte er noch warten, wenn weiterhin nichts geschah, was die Unbequemlichkeit rechtfertigte?
Eine Präsenz erschütterte die Ruhe des Äthers. Barsemias spürte die winzigen Wesen der Luft, die Organismen, die sich an die Höhlenwand klammerten ... und eine machtvolle Aura, die herannahte und ganz beiläufig Besitz ergriff von allem, was in der kleinen Kammer lebte. Selbst die Fäden der Wolle unter ihm krümmten sich mit einem Mal unter der Macht von etwas Fremden!
Eine Nachtalbe erschien am Zugang zur Felskammer, drei Gnome drängten sich um sie.
Barsemias sprang auf.
Die Albe verneigte sich. »Herr Elf. Barsemias. Ich bin Frafa. Nifarfa von den Fatu hat mich Euch anempfohlen. Mit Eurer Unterstützung, so sagte sie, könnte ich in der Heimat Eures Volkes Hilfe und Zuflucht finden.«
Barsemias verschlug es die Sprache. Er musterte sie von oben bis unten. Ihre Haut war dunkel, die Augen ausdruckslose Löcher über einer winzigen Nase. Das schwarze Haar fiel ihr fast bis auf die Schultern und umrahmte ein Gesicht von trügerischer Kindlichkeit. Aber Barsemias spürte ihre Aura, eine verderbliche Macht, die sie umgab, stärker als alles, was er bisher erlebt hatte.
Nur das braunrote Kleid aus grober Wolle, das sie trug, wollte so gar nicht zu der Erscheinung passen. Es sah aus wie ein Flickenkleid, so ungleichmäßig war es gefärbt. Es war oben zu weit geschnitten und an den Beinen zu kurz, und als Barsemias auf die Füße schaute, blinzelte er. Die Nachtalbe trug Filzschuhe mit aufgenähten Augen und einem maulartigen Zickzackmuster!
Die Albe kreuzte die Arme vor der Brust und schaute verlegen drein.
»Meine Sachen haben die ... Reise nicht gut überstanden. Die gastfreundlichen Gnome haben mir ausgeholfen.«
»Die Drachenköpfe auf den Schuhen waren meine Idee«, warf einer der Gnome ein.
»Sie passen zu einer gefährlichen Nachtalbe«, ergänzte sein Gefährte. »Verleihen ihr eine bedrohliche Würde.«
»... oder was du als Außenstehender in Sachen Würde darunter verstehst«, sagte der dritte Gnom. Barsemias kannte ihn. Es war Wisbur, der in diesem Dorf so etwas war wie ein Hauptmann. Die beiden anderen mussten dann seine unerträglichen ständigen Begleiter sein, Segga und Waldron.
Die Albe lächelte gequält.
Barsemias wandte den Kopf ab. Er spürte, dass er rot wurde. »Was interessieren mich albische Gewandfragen? Und was die Reise angeht...«
Er stockte. Dann schaute er die Nachtalbe wieder an. »Frafa?«, fragte er. »Die Albe im Hintergrund? Aldungans Getreue?«
Frafa nickte. »Bis vor Kurzem. Bis Aldungan zweimal an einem Tag versuchte, mich zu töten. Nifarfa meinte, Euer Volk könnte mir am ehesten helfen - und ich womöglich ihm.«
Barsemias' Gedanken wirbelten durcheinander. Nun sah er die Albe in einem anderen Licht. Ein mächtiger Überläufer - das also steckte dahinter!
Eine Mächtige aus den Reihen ihrer Feinde konnte eine wertvolle Verbündete sein, und die Elfen suchten verzweifelt nach Verbündeten. Die Menschen hatten alle Zusagen gebrochen, die Zwerge verschanzten sich in ihren Bergen, und das Gift breitete sich immer weiter aus. Schon hatte es alles Land bis zu den nördlichen Schraffelgraten verschlungen, und Barsemias' Heimat machte sich als Nächstes bereit. Bald würden sie den Boden der Welt verlassen müssen und auf immer heimatlos am Himmel treiben ...
»Gut«, verkündete er. »Ich werde Euch zu meinem Volk führen. Aber nur bis an die Grenze von Porfagilia, bis zu den äußeren Wachen. Dort könnt Ihr nicht mehr Schaden anrichten als jeder andere Besucher, der aus eigener Kraft zu uns reist. Und von dort aus mögt Ihr Euer Anliegen dem Rat der Ältesten vortragen.«
»Klasse.« Wisbur wies auf den Rucksack, den er neben sich abgestellt hatte. »Wir haben unser Gepäck gleich mitgebracht.«
»Und die Albe hatte ohnehin nichts dabei«, warf Waldron ein.
»Wenn Ihr mein Anliegen nicht weiter unterstützen wollt, warum sollten wir dann überhaupt gemeinsam reisen?«, fragte Frafa. »Was hat Nifarfa sich dabei gedacht?«
Barsemias' Ärger flackerte wieder auf. Diese Albe war unverschämt! »Vielleicht hatte sie Zweifel, ob Ihr es allein schafft?«
Die Albe musterte ihn von oben bis
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