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Lichterfest

Lichterfest

Titel: Lichterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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Unispital Fernando Hirt aufzusuchen, da war ich mir mit einem Mal ganz sicher. Während Alice Graf zu Hause ihren toten Mann auffand und das Verschwinden des Hodler-Gemäldes bemerkte.
    »Haben Sie sonst noch jemanden gesehen?«
    »Nein, ich gehöre doch nicht zu diesen alten Schachteln, die den ganzen Tag am Fenster stehen, um ihre Nachbarn auszuspionieren!«
    »Haben Sie kein Auto gehört, kurz bevor Frau Graf zurückgekehrt ist? Oder ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Das Splittern einer Scheibe eventuell?«
    »Nein. Ich war aber auch im Keller, um die Gartenschere zu holen. Ich wollte doch die Forsythien zurückschneiden. Das habe ich so auch schon der Polizei gesagt. Als ich raufkam, sah ich nur, wie Schluep zurückkehrte. Wenig später waren die Sirenen zu hören.«
    Schluep musste umgehend die Polizei benachrichtigt haben. Es war anzunehmen, dass Alice Graf unter Schock gestanden hatte.
    »Was hatte er denn an?«
    »Der Schluep? Hm, daran erinnere ich mich jetzt wirklich nicht mehr.«
    »Hut, Mantel, einen lila Schal?«
    »Mantel, das kann sein«, antwortete Claire zögernd »Aber sicher keinen lila Schal, das wäre mir aufgefallen.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann hatte sie begriffen. »Ach, Sie denken, das war der Schluep am Samstagabend.«
    »Es wäre möglich.«
    Sie überlegte kurz, dann sagte sie: »Das ist mir jetzt zu kompliziert.«
    Ich musste lachen und verabschiedete mich von ihr.
    »Aber Sie berichten mir von der Auflösung des Falles bei einem Kaffee?«
    Ich versicherte ihr, dass ich das sehr gern tun würde, und beendete den Anruf. Dann leerte ich das Glas Whisky in einem Zug, lehnte mich in meinem Bürosessel nach hinten und betrachtete erneut das Bild in der Zeitung. Alice Graf und der als Nachfolger ihres Mannes gehandelte Martin Schluep bei der Einweihung des neuen Kindergartens Zwergenhöhle in Höngg, stand darunter.
    Martin Schlueps Figur passte perfekt zu derjenigen des Vermummten. Claire hatte eben gesagt, dass er dauernd in Frau Grafs Nähe gewesen sei, also war es nicht unmöglich, dass er auch am Samstagabend zugegen war, als Fernando auftauchte.
    Wie es schien, hatte Alice Graf Fernandos Drohungen ernst genommen und musste Martin Schluep losgeschickt haben, um an das vermutlich brisante Material zu gelangen. Dieser hatte sich rasch den Mantel übergeworfen und den Hut aufgesetzt – seine eigenen Kleidungsstücke, wie ich jetzt wusste, da er sie auf dem Foto von der Kindergarteneinweihung ebenfalls trug. Aber ihm musste etwas gefehlt haben, um sich das Gesicht zu verhüllen, deswegen hatte er sich einen Schal von Alice Graf geschnappt. Am Montag hatte er dann seinen eigenen Schal getragen. Ich erinnerte mich genau an das karierte Muster, denn ich hatte den Stoff auf der Verfolgungsjagd für einen Sekundenbruchteil in der Hand gehalten. Kein Wunder, dass er mir entkommen war: Marathonläufer und Zehnkämpfer. Dr. Biasi hätte gestaunt, wie lange ich dennoch dicht an ihm drangeblieben war.
    Allmählich sah ich klarer. So wie es schien, hatte Rosie die Fotos bei Blanchard entdeckt und sie mitgehen lassen, weil sie sich Sorgen um ihre Nichte machte. Zu Hause hatte sie dann festgestellt, wer der Mann auf den Bildern war, wahrscheinlich mithilfe von Fernando. Dieser begab sich wutentbrannt zu Grafs Anwesen, während Rosie es für klüger erachtete abzutauchen. Ich glaubte sogar, dass Fernando ihr aufgetragen hatte, sich zu verstecken, wahrscheinlich ahnte er die Gefahr, in die sie sich begeben hatte. Denn wenn Rosie die Kinder tatsächlich so liebte, wie ihre Schwester und Claire behaupteten, dann wäre sie sicher nicht feige von der Bildfläche verschwunden. Alice Graf hetzte nach den Drohungen ihren Parteisekretär auf Fernando, was zur Folge hatte, dass dieser spitalreif geprügelt wurde.
    So weit, so logisch. Doch eine Frage beschäftigte mich immer noch: Wo waren die verdammten Fotos?
    Grübelnd ließ ich meinen Blick über die aufgeschlagene Zeitungsseite wandern. Zuoberst war ein kurzer Bildbericht über die Stararchitektin Joswitha Moor, darunter wurden Angelina Jolie und Brad Pitt erwähnt. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe nachzulesen, ob sie erneut unter einer Ehekrise litten oder wieder einmal ein Katastrophengebiet besuchten, eines von beidem würde es ohnehin sein. Das dazugehörige Foto erinnerte mich an ein Suchbild, denn man brauchte schon ein sehr geübtes Auge, um die beiden inmitten ihrer bunten Kinderschar ausfindig zu machen.
    Daneben

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