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Lichterfest

Lichterfest

Titel: Lichterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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und rutschte unbehaglich auf ihrem Sessel herum, für dessen Preis man wahrscheinlich Island hätte kaufen können. Die Sorge um ihren Neffen hatte sie offensichtlich erschöpft, sie wirkte blass, trotz der ganzen Schminke.
    »Ich glaube, jeder andere hätte auch so reagiert. Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen«, beschwichtigte ich sie.
    Trotzdem wurden ihre Augen feucht. »Aber Señor! Genau das mache ich mir die ganze Zeit! Vorwürfe! Die ganze Zeit! Ohne diese Fotos wäre Fernando nichts zugestoßen! Das ist alles meine Schuld! Ay, dios! « Sie verbarg das Gesicht in den Händen.
    »Haben Sie ihm die Bilder gezeigt?«
    Die Tränen ruinierten Rosies Make-up und richteten ein regelrechtes Farbmassaker auf ihrem Antlitz an. Sie sah zutiefst bemitleidenswert aus.
    » Señor, ich wusste nicht, wer der Mann war, den Antonia da küsste. Deswegen habe ich die Fotos Fernando gezeigt. Da ist er komplett ausgerastet. Er hat geschrien, er werde den Bastard umbringen.« Sie atmete tief ein. »Er macht sich dauernd Sorgen um Antonia. Er nimmt seine Aufgabe als großer Bruder sehr ernst, wissen Sie.«
    »Das hat mir bereits Ihre Schwester erzählt. Und Ihre Freundin Claire.«
    »Ach, Sie kennen Claire? Sie ist eine gute Frau. Ein großes Herz.« Wie zur Betonung legte sie ihre Hände auf die Brust und seufzte tief.
    »Was ist dann geschehen?«
    Rosie schniefte und wischte sich die Tränen energisch ab, was keineswegs vorteilhaft für ihr Erscheinungsbild war.
    »Er nahm die Bilder an sich. Er war immer noch aufgebracht und hat gesagt, dass ich mich auf der Stelle verstecken müsse, ich hätte mich in eine gefährliche Situation gebracht. Ich habe sofort gesagt, dass ich in dem Fall die Fotos zurückbringen würde, doch er wollte das nicht. Dios, Sie hätten ihn sehen sollen. Er machte mir Angst, er sah so wütend aus. Ich flehte ihn an, keine Dummheit zu begehen, doch er hörte gar nicht hin. Er gab keine Ruhe, bis ich ihm versprochen hatte, in dieser Wohnung abzuwarten, bis sich alles beruhigt hat. Doch dann erfuhr ich, dass man versucht hatte, bei mir einzubrechen, und gleichzeitig geschah das Schreckliche mit Fernando …« Sie schluchzte und kramte ein Papiertaschentuch aus ihrem Kleid, mit dem sie sich geräuschvoll die Nase putzte. »Seither bin ich, sooft es geht, im Spital und bete für ihn.« Sie bekreuzigte sich erneut und begann, leise zu weinen. » Señor, glauben Sie mir, wenn ich gewusst hätte … aber dann hätte ich die Bilder trotzdem nicht liegen lassen können. Antonia war darauf. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.« Unglücklich sah Rosie mich an, während ihr die Tränen unaufhaltsam über das Gesicht liefen.
    Ihr Anblick zerriss mir das Herz. »Ich werde mich darum kümmern. Bleiben Sie erst mal hier, bis ich mich melde«, versuchte ich, sie zu beruhigen. »Wissen Sie, wo die Fotos jetzt sind?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Im Spital habe ich seine Sachen durchsucht. Und in seinem Zimmer waren sie auch nicht. Vielleicht hat er sie verloren?« Sie sah mich unsicher an.
    »Das glaube ich kaum.« Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Bei den Grafs hatte er sie auch nicht gelassen, sonst hätte ihn dieser Schluep kaum quer durch die Stadt verfolgt.
    Beinahe flehend ergriff Rosie meine Hand. »Er ist ein guter Junge, Señor, er würde niemandem etwas antun. Er ist einfach temperamentvoll. So sind wir Latinos nun mal. Aber er ist intelligent und gibt sich Mühe bei seiner Ausbildung.«
    »Im Hotel Rothaus, nicht wahr?«
    Sie bestätigte mit einem Nicken.
    Ein vager Gedanke schwirrte mir plötzlich durch den Kopf. Wenn ich die Fotos wiederbeschaffte, war Rosie theoretisch aus der Schusslinie. Wahrscheinlich würde sie sich einen neuen Arbeitgeber suchen müssen, aber sie schien ausgezeichnete Kontakte zu haben. Vielleicht ließ Blanchard sogar mit sich reden. Aber das Leid dieser Frau musste gelindert werden. Dafür nahm ich es in Kauf, jeder noch so dünnen Spur nachzugehen.
     
    Ich kurvte durchs Quartier und wurde mit jeder Runde ungeduldiger. Die ersten leicht bekleideten Damen begannen bereits, meinen Käfer mit unverhohlenem Interesse zu betrachten. Kein Wunder, fuhr ich doch wiederholt und – da ich verzweifelt nach einer Parkmöglichkeit Ausschau hielt – entsprechend gemächlich an den einschlägigen Etablissements vorbei, wo sich die Frauen aufreizend in den Schaufenstern rekelten.
    Endlich ergatterte ich einen Parkplatz in der Nähe meiner Wohnung. Ich warf erneut einen Blick auf den

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