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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Queenstown war - er hat sie die ganze Zeit zusammen gesehen und hatte nicht die leiseste Ahnung, was sich da anbahnte.“
    Emma erinnerte sich an Marcus' Beschreibung von dem schönen Haus, sah Ben im goldenen Käfig von Melissas Vermögen, ein ruhe loser Tiger, seine Phantasie, seine schöpferischen Kräfte im Luxus erstickt. Ihr wurde klar, daß sie Melissa Ryan unterschätzt hatte, als sie dachte, Ben würde für das, was er begehrte, niemals kämpfen. Sie hatte nicht ermessen, wie sehr er es begehrte.
    Plötzlich war sie wütend. „Er hätte nicht nach Amerika zurückkehren dürfen. Das war überhaupt nicht nötig. Er wollte einfach in Ruhe gelassen werden und weitermalen.“
    „Emma, niemand hat ihn gedrängt.“
    „Die Ehe wird nicht halten. Ben ist noch keiner Frau länger als sechs Monate treu geblieben, und ich kann mir nicht vorstellen, daß Melissa Ryan sich das gefallen läßt.“
    Robert sagte sanft: „Vielleicht klappt es diesmal, und es hält.“
    „Aber Sie haben sie zusammen gesehen an dem Tag, als sie sich kennenlernten. Sie konnten die Augen nicht voneinander lösen. Wenn sie alt und häßlich gewesen wäre, hätte ihn nichts von Porth kerris weggebracht.“
    „Sie ist aber nicht alt und häßlich. Sie ist schön, hochintelligent und sehr reich. Und wenn es nicht Melissa Ryan gewesen wäre, dann wäre es sehr bald eine andere gewesen. Sie wissen so gut wie ich, daß es wahr ist.“
    „Aber wir hätten wenigstens mehr als einen Monat zusammen gehabt“, sagte sie verbittert.
    Robert schüttelte ratlos den Kopf. „Ach, Emma, lassen Sie ihm doch sein Leben.“
    Sein Tonfall brachte sie in Rage. „Er ist mein Vater. Wieso darf ich nicht mit ihm zusammensein wollen?“
    „Er ist kein Vater, sowenig wie ein Ehemann oder Liebhaber oder Freund. Er ist Künstler. Ein Künstler wie der fanatische Verrückte, bei dem wir heute nachmittag waren. Sie haben keine Zeit für unsere normalen Wertvorstellungen. Alles und jeder andere kommt an zweiter Stelle.“
    „An zweiter Stelle? Ich hätte nichts dagegen, an zweiter Stelle zu kommen oder an dritter oder vierter. Aber ich stand immer ganz unten auf einer langen Liste. Seine Malerei, seine Liebesaffären, sein ewiges Herumschwirren in aller Welt, sogar Marcus und Sie, das alles ist Ben wichtiger, als ich es jemals war.“
    „Dann lassen Sie ihn in Ruhe. Denken Sie zur Abwechslung mal an was anderes. Lassen Sie hier alles sausen, suchen Sie sich einen Job.“
    „Hab ich alles schon gemacht. Die letzten zwei Jahre hab ich ge nau so verbracht.“
    „Dann kommen Sie morgen mit mir nach London, wohnen Sie bei Marcus und Helen. Mit ein bißchen Abstand von Porthkerris können Sie sich an den Gedanken gewöhnen, daß Ben wieder ver heiratet ist, und sich entscheiden, was Sie als nächstes tun wollen.“
    „Vielleicht habe ich mich schon entschlossen.“
    Es war da, in ihrem Hinterkopf. Als beobachte sie die Drehbühne vom dunklen Zuschauerraum eines Theaters aus. Eine Kulisse glei tet aus dem Blickfeld, und zugleich kommt eine neue Szenerie lang sam auf die Bühne. Eine andere Kulisse. Ein anderes Zimmer viel leicht. Eine andere Sicht aus einem anderen Fenster. „Aber ich will nicht nach London.“
    „Und heute abend?“
    Emma runzelte die Stirn. Sie hatte es vergessen. „Heute abend?“
    „Wir wollten essen gehen.“
    Sie spürte, daß es zuviel für sie war. „Ich möchte lieber nicht...“
    „Es wird Ihnen guttun...“
    „Nein. Und ich habe Kopfschmerzen...“ Es war eine Ausflucht, erfunden, und nun stellte sie erstaunt fest, daß es stimmte. Ein Schmerz, der sich anfühlte wie der Beginn einer Migräne, wie wenn die Augäpfel mit Drähten in den Hinterkopf gezogen würden; der Gedanke an Essen, Hühnchen in Soße, Eiscreme, erregte Übelkeit. „Ich kann nicht mitkommen. Ich kann nicht.“
    Robert sagte leise: „Die Welt wird deshalb nicht untergehen“, und diese alte, tröstliche Phrase war zuviel für Emma. Zu ihrem Schrecken fing sie an zu weinen. Sie hielt sich die Hände vors Ge sicht, drückte die Fingerspitzen gegen ihre pochende Stirn, versuchte sich zu beherrschen. Weil sie wußte, daß durch Weinen alles noch schlimmer wurde, daß Tränen blind machten, daß die Schmer zen sich noch steigern würden....
    Sie hörte, wie er ihren Namen sagte, spürte plötzlich, daß er ne ben ihr stand, seine Arme um sie legte. Ihre Tränen durchnäßten das makelloses graue Revers seines Anzugs. Und Emma versuchte nicht, sich von ihm zu lösen,

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