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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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„Egal, es wird sich lohnen.“
    Sie hatten den Hügel erklommen und fuhren jetzt die lange Straße hinunter, die nach Porthkerris führte. Das Meer hatte in dem ruhi gen Abendlicht das durchscheinende Blau von Schmetterlingsflü geln angenommen; es war Ebbe, die Bucht ein weitläufiger Bogen aus frisch gewaschenem Sand. Nach dem Regen glitzerten Bäume und Büsche im Sonnenlicht, und als sie Heide und Felder hinter sich ließen und durch die engen Straßen fuhren, waren überall Fenster geöffnet, um die frische Abendluft einzulassen, und aus winzigen, handtuchgroßen Gärten drang der betäubende Duft von Rosen und Flieder.
    Und da waren noch andere Gerüche. Samstagabendgerüche nach gebratenem Fisch und billigem Parfüm. Die Leute flanierten in ihren besten Kleidern auf den Bürgersteigen, ein paar frühe Som mergäste waren schon da, junge Pärchen steuerten Hand in Hand das Kino an und die kleinen Cafés, die die Hafenstraße säumten.
    Robert beobachtete sie, als er an der Straßenkreuzung von dem diensttuenden Polizisten angehalten wurde.
    „Was unternehmen junge Verliebte in Porthkerris am Samstag abend, Emma?“
    „Kommt aufs Wetter an.“
    Der Polizist winkte sie weiter.
    „Was unternehmen wir?“ fragte Robert.
    „Wir?“
    „Ja. Sie und ich. Wollen Sie essen gehen?“
    Eine verrückte Sekunde lang fragte sich Emma, ob sie sich laut gesehnt hatte. „Hm, ja... ich... Sie sollen nicht denken, Sie müs sen...“
    „Ich denke nicht, daß ich muß. Ich will. Ich möchte gern. Wo gehen wir hin? In mein Hotel? Oder wäre Ihnen das unangenehm?“
    „Nein... natürlich... es wäre mir nicht unangenehm...“
    „Vielleicht gibt es hier irgendwo ein amüsantes kleines italienisches Lokal, das Ihnen lieber ist.“
    „Es gibt keine amüsanten kleinen italienischen Lokale in Porth kerris.“
    „Nein, das habe ich befürchtet. Also bleibt uns nur der Pal menhof und die Zentralheizung.“
    „Es gibt da auch eine Kapelle“, sagte Emma, die meinte, ihn warnen zu müssen. „Die spielt Samstag abends. Und die Leute tanzen.“
    „Sie sagen das, als ob es etwas Unanständiges wäre.“
    „Ich dachte, vielleicht ist Ihnen so was zuwider. Ben kann es nicht ausstehen.“
    „Es ist mir überhaupt nicht zuwider. Wie die meisten Dinge, kann es sehr lustig sein, wenn man es in der richtigen Begleitung unternimmt.“
    „So hab ich das nie gesehen.“
    Robert lachte und sah wieder auf seine Uhr. „Halb sieben. Ich bringe Sie nach Hause, fahre ins Hotel, ziehe mich um und spreche mit Marcus, dann komme ich Sie wieder abholen. Ist halb acht zu früh?“
    „Ich werde Ihnen einen Drink anbieten“, sagte Emma. „Wir haben eine Flasche Uncle Remus' Genuine Ole Rye Whisky im Haus, die Ben vor zehn Jahren geschenkt bekam, und sie ist noch nicht angebrochen. Ich wollte schon immer gerne sehen, was da drin ist.“
    Robert sah sie skeptisch an. „Okay“, seufzte sie. „Vielleicht mache ich lieber bloß einen Martini.“
     
    Im Hotel nahm er seinen Schlüssel in Empfang und mit ihm drei Benachrichtigungen.
    „Wann sind die gekommen?“
    „Die Uhrzeit ist notiert, Sir. Viertel vor vier, fünf Uhr, halb sechs. Ein Mr. Bernstein hat aus London angerufen. Sie möchten umgehend zurückrufen.“
    „Das hatte ich sowieso vor; trotzdem vielen Dank.“
    Mit leichtem Stirnrunzeln, denn solche Ungeduld sah Marcus gar nicht ähnlich, ging Robert in sein Zimmer hinauf. Die wiederholten Anrufe waren beunruhigend. Er fragte sich, ob Marcus Gerüchte gehört hatte, daß eine andere Galerie hinter dem jungen Künstler her sei. Vielleicht hatte er auch noch einmal über Farnabys Werke nachgedacht und wollte das Ganze abblasen.
    In seinem Zimmer waren die Vorhänge zugezogen, das Bett war aufgedeckt, der Kamin angezündet. Er setzte sich aufs Bett, nahm den Hörer ab und gab die Nummer der Galerie durch. Dann stu dierte er noch einmal die drei Telefonbenachrichtigungen: Mr. Bernstein bittet um Rückruf. Mr. Bernstein hat noch einmal angerufen. Mr. Bernstein...
    „Kent 3778. Galerie Bernstein.“
    „Marcus ...“
    „Robert, Gott sei Dank, endlich. Hast du meine Nachricht bekommen?“
    „Alle drei. Aber ich habe doch gesagt, daß ich dich wegen Farnaby anrufe.“
    „Es geht nicht um Farnaby. Es ist viel wichtiger. Es geht um Ben Litton.“
     
    Sie hatte ein Kleid, hatte es in Paris gesehen, sündhaft teuer, hatte es immer wieder angestarrt und schließlich gekauft. Es war schwarz, ärmellos, sehr schlicht. „Aber wann wollen Sie so

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