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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Littons.“
    Er küßte ihre Augen und die Spitze ihrer kurzen Nase. „Das ver spreche ich dir. Nichts mehr von den Littons.“
    Dann ließ er sie los, und sie stiegen aus und schlossen die Wagen türen so leise, wie sie gelacht hatten. Jane kramte ihren Schlüssel hervor, Robert nahm ihn ihr ab und schloß die Tür auf. Sie gingen hinein, Jane knipste das Licht an und ging die schmale Treppe hinauf. Robert schloß sachte die Tür hinter ihnen.

9
     
     
     
     
    D as Schönste an dem großen alten Haus in Milton Gardens waren die Sommerabende, die man dort verbringen konnte. Nach einem warmen, stickigen Junitag und den Abgasen im Stau auf der Kensington High Street war es ein wunder bares Gefühl, zur Haustür hereinzukommen und den Rest der Welt hinter sich zu lassen. Im Haus war es immer kühl. Es roch nach Blumen und Bohnerwachs, und im Juni waren die Kastanien dicht belaubt und voller rot-weißer Blüten, so daß die Terrassen der umliegenden Häuser dahinter verborgen und alle Verkehrsgeräusche gedämpft wurden; nur vereinzelt durchbrach ein Flugzeug die abendliche Stille.
    Der heutige Tag war ein klassisches Beispiel für diese einzigartige Wohltat. Es donnerte, und seit dem Morgen war die Temperatur ständig gestiegen, während sich Gewitterwolken zusammenballten. Unter dieser spannungsgeladenen Atmosphäre schwelte die Stadt. Die Parks waren staubig und das zertretene Gras braun geworden, und die Luft war ungefähr so erfrischend wie ein Schluck benutztes Badewasser. Doch hier hatte Helen den Rasensprenger angestellt, und ein Schwall köstlich feuchter Luft wehte Robert durch die offene Tür am anderen Ende der Diele entgegen, als er ins Haus trat.
    Er warf seinen Hut auf den Dielenstuhl, nahm seine Post und rief: „Helen ?“
    Sie war nicht in der Küche. Er ging durch die Diele, zur Tür hinaus und die Treppe zur Terrasse hinunter, und dort fand er sie, mit einem Teetablett, einem Buch - ungelesen - und einem Korb mit Näharbeiten. Sie trug ein ärmelloses Baumwollkleid und ausge bleichte Espadrilles, und die Sonne hatte auf ihrer Nase Sommersprossen hervorgezaubert, die aussahen wie Farbspritzer.
    Während er über den Rasen ging, zog er seine Anzugjacke aus.
    Helen lächelte. „Du hast mich beim Nichtstun erwischt.“
    „Und recht hast du.“ Er hängte die Jacke über die Lehne eines bemalten schmiedeeisernen Stuhls und ließ sich neben Helen fallen. „War das ein Tag! Ist noch Tee in der Kanne?“
    „Nein, aber ich kann dir noch welchen machen.“
    „Warum mach ich das nicht selbst?“ sagte Robert automatisch, aber ohne große Begeisterung.
    Sie erwiderte nichts auf diese hypothetische Frage, sondern stand einfach auf und ging mit der Teekanne ins Haus. Ein Teller mit Plätzchen stand da, er nahm sich eins, und während er es aß, lockerte er mit der anderen Hand seine Krawatte. Unter dem Rasensprenger war das Gras dicht und grün. Es mußte schon wieder gemäht werden. Er lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    Sechs Wochen war es nun her, seit er in Brookford gewesen war, um Emma Litton aufzuspüren, und in der ganzen Zeit hatte er kein Wort von ihr gehört. Nach etlichen Diskussionen mit Marcus und Helen hatte er Ben geschrieben, Emma lebe bei Christopher Ferris, den sie in Paris wiedergetroffen hatte. Sie arbeite am Repertoire theater in Brookford. Es gehe ihr gut. Mehr könne er nicht sagen. Ben hatte erstaunlicherweise darauf geantwortet, nicht direkt, sondern in Form eines handschriftlichen Postskriptums in einem Brief an Marcus. Der eigentliche Brief war rein geschäftlich, mit Maschine auf dem eindrucksvoll geprägten Papier des Ryan Memorial Mu seum of Fine Arts geschrieben. Die Litton-Retrospektive sei vorbei. Sie sei in jeder Hinsicht ein nachhaltiger Erfolg gewesen. Jetzt sei die neue Ausstellung - eine posthume Sammlung von Zeichnungen eines Genies aus Puerto Rico, das kürzlich unter betrüblichen Um ständen in einer Dachstube in Greenwich Village gestorben war - in vollem Gange, und Ben und Melissa wollten die Gelegenheit zu einer Reise nach Mexiko nutzen. Er beabsichtige, wieder mit dem Malen zu beginnen. Er wisse nicht, wann er nach London zurückkehren werde. Er sei mit lieben Grüßen immer Marcus' Ben. Und dann, unter der Unterschrift, in Bens kaum leserlichem Gekritzel:
     
    Habe einen Brief von R. Morrow bekommen. Bitte danke ihm. Emma hatte Christopher immer gern. Hoffe nur, seine Manieren haben sich gebessert.
     
    Marcus zeigte es Robert. „Ich weiß nicht, was

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