Lichterspiele
prunkvollen Halle telefoniert, wo der alte Gutsherr an einem Ende zuhörte und der junge Gutsherr am anderen.“
„Hat er die Bilder?“
„Nein, aber er bekommt sie. Wenn nicht alle, dann wenigstens einige...“ Sie entfernte sich von ihm und ging über den Rasen, um den Sprenger zu verrücken. „Den Raeburn will er unbedingt ha ben“, erklärte sie, „er will sich auf jeden Preis einlassen.“
Robert schenkte sich Tee ein und fing an, die Abendzeitung zu lesen. Als Helen zurückkam, reichte er ihr das in der Mitte aufge schlagene Blatt.
„Was ist?“ fragte sie.
„Das Mädchen. Dinah Burnett...“
„Wer ist sie?“
„Du solltest ihr Gesicht inzwischen kennen. Sie ist eine junge Schauspielerin mit einem tüchtigen Agenten. Jedesmal, wenn man eine Zeitung oder eine Illustrierte aufschlägt, ist ein Bild von ihr drin, wie sie auf einem Klavier hockt oder mit einem Kätzchen schmust oder etwas ähnlich Anstößiges.“
Helen machte ein komisches Gesicht beim Betrachten der aufreizenden, erotischen Fotografie und las die Bildunterschrift laut vor:
„Die rothaarige Dinah Burnett, die in der Fernsehserie Detective einen so starken Eindruck beim Publikum hinterließ, ist jetzt mitten in den Proben für das neue Stück von Amos Monihan, The Glass Door, in dem sie ihre erste ernste Bühnenrolle hat. 'Ich habe Angst', verriet sie unserem Reporter. 'Aber ich bin so stolz, daß man mich für dieses wunderbare Stück ausgewählt hat.' Miss Burnett ist 22 und stammt aus Barnsley.“
„Ich wußte gar nicht, daß ein neues Stück von Amos Monihan in Arbeit ist. Wer inszeniert?“
„Mayo Thomas.“
„Dann muß sie gut sein. Erstaunlich, was für Talente sich hinter ausgesprochen dämlichen Gesichtern verbergen können. Aber warum hast du mir das gezeigt?“
„Eigentlich ohne Grund. Bloß daß Jane ihr eine Wohnung ein richtet. Zuerst sollte es eine recht bescheidene Angelegenheit wer den, aber kaum hatte sie diese Rolle, hielt sie sich schon für eine Millionärin. Du weißt schon, verspiegelte Badezimmer und Bett überwürfe aus weißem Nerz.“
„Sehr hübsch“, sagte Helen. Sie warf die Zeitung wieder auf seinen Schoß, aber ihm war heiß, er war zu träge, um sie aufzufangen, und so rutschte sie von seinem Knie und fiel auf die Erde. Kurz darauf räumte Helen abwesend das Teegeschirr zusammen. Sie nahm das Tablett und machte sich auf den Weg ins Haus.
„Wie sieht's mit Abendessen aus?“ fragte sie. „Gehst du zu Jane, oder bleibst du hier?“
„Ich geh zu Jane.“
„Schön. Ich esse ein Stück Käse. Zum Kochen ist es ohnehin zu heiß.“
Als sie fort war, zündete er sich eine Zigarette an. Er saß da, hörte den Tauben zu und sah zu, wie die Schatten auf dem Rasen immer länger wurden. Allmählich wurde es kühler, und er genoß die abendliche Ruhe des Gartens. Als er die Zigarette zu Ende geraucht hatte, stand er auf, ging ins Haus und hinauf in seine Wohnung, wo er duschte, sich rasierte und dann Jeans und ein leichtes Hemd anzog. Als er sich den ersten Drink des Abends ein schenkte, klingelte das Telefon. Er füllte das Glas zur Hälfte mit Sodawasser, dann ging er zu seinem Schreibtisch und nahm den Hörer ab. Es war Jane.
„Robert?“
„Ja.“
„Liebling, ich bin's. Hör zu, ich wollte dich bloß warnen, komm nicht vor acht hierher...“
„Warum, hast du einen Liebhaber bei dir?“
„Ich wünschte, es wäre so. Nein, es ist Dinah Burnett, sie hat eine neue Idee für ihr Badezimmer, Gott lasse ihre Seele verfaulen, und sie will nach der Probe vorbeikommen und es mit mir bespre chen.“
„Für ein Mädchen, das so stolz darauf ist, in einem vollkommen idiotischen Stück zu spielen, steht ihr der Sinn sehr nach materiel len Dingen, findest du nicht?“
„Du hast wohl die Abendzeitung gelesen. Das Gewäsch macht mich krank.“
„Ich kann mir nicht erklären, wieso sie es nicht für nötig hielt zu erwähnen, daß sie eine Wohnung einrichtet und die bekannte Innenarchitektin Jane Marshall, siebenundzwanzig Jahre alt, Maße 103/80/110, hinzugezogen hat. Du hast hoffentlich nicht damit gerechnet, daß wir essen gehen - ich bin nicht richtig angezogen.“
„Natürlich nicht, es ist viel zu heiß. Ich hab kaltes Hähnchen da, ich dachte, ich mach einen Salat.“
„Und ich steuere eine eiskalte Flasche Wein bei.“
„Wunderbar.“
„Dann bis acht.“
„Gut, acht Uhr.“ Er wollte gerade den Hörer auflegen, als sie noch einmal sagte: „Komm nicht früher“,
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