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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ich Ihnen das nicht gesagt? Bloß... ich werde Ben nichts erzählen. Ben konnte Christopher nie leiden, und ich glaube nicht, daß Christopher viel für ihn übrig hatte. Ehrlich gesagt, ich ver mute, sie waren ein bißchen eifersüchtig aufeinander. Aber da spielten auch noch andere Dinge eine Rolle, und Ben und Hester haben sich nicht gerade im besten Einvernehmen getrennt. Ich möchte nicht gleich am Anfang Krach mit Ben kriegen wegen Christopher, deshalb werde ich gar nichts sagen. Jedenfalls vorerst nicht.“
    „Ich verstehe.“
    Emma seufzte. „Sie machen ein sehr strenges Gesicht. Sie denken bestimmt, ich bin hinterhältig.“
    „Ich denke nichts dergleichen. Und wenn Sie mit Ihren Mustern auf der Tischdecke fertig sind - Ihre Austern sind da.“
    Als ihr Mittagessen beendet und ihr Kaffee getrunken war und Robert die Rechnung bezahlt hatte, war es halb zwei. Sie verab schiedeten sich von Marcello, kehrten zur Galerie zurück und baten den Portier, Emma ein Taxi zu besorgen.
    „Ich würde ja mit Ihnen kommen und Sie in den Zug setzen, aber Peggy muß jetzt Mittag essen gehen.“
    „Ich schaff das schon.“
    Er ging mit ihr ins Büro und schloß den Tresor auf.
    „Genügen Ihnen zwanzig Pfund?“
    Sie hatte längst vergessen, weswegen sie ursprünglich in die Gale rie gekommen war. „Was? O ja, natürlich...“ Sie tastete nach ihrem Scheckheft, aber Robert hielt sie zurück.
    „Lassen Sie nur. Ihr Vater hat ein kleines Konto bei uns. Ihm geht jedesmal das Kleingeld aus, wenn er in London ist. Wir verbuchen Ihre zwanzig Pfund darauf.“
    „Wenn Sie sicher sind, daß das...“
    „Sicher bin ich sicher. Und Emma, noch etwas. Der Mann, der Ihnen das Pfund geliehen hat. Sie haben irgendwo seine Adresse. Wenn Sie sie jetzt finden und mir geben, sorge ich dafür, daß er das Geld zurückbekommt.“
    Emma lächelte. Während sie nach der Karte suchte und sie schließlich fand, verknüllt mit einem französischen Busfahrschein und einem Streichholzbriefchen, fing sie an zu lachen, und als Robert sie fragte, was so komisch sei, sagte sie nur: „Wie gut Sie meinen Vater kennen!“

3
     
     
     
     
     
    U m die Teezeit hörte es auf zu regnen. Die Wolken verzogen sich, die Luft war angenehm frisch. Ein Sonnenstrahl verirrte sich sogar in die Galerie, und als Robert um halb sechs sein Büro abschloß und hinausging, um sich in den Feier abendstrom der heimwärts strebenden Menschheit einzureihen, stellte er fest, daß ein leichter Wind auch die letzten Wolken fortge weht hatte, so daß die Stadt unter einem blassen, klarblauen Himmel glitzerte.
    Ihm graute davor, in die unterirdische Stickigkeit der U-Bahn ab zutauchen, deshalb ging er zu Fuß bis Knightsbridge, stieg dort in einen Bus und fuhr den restlichen Weg nach Hause.
    Sein Haus in Milton Gardens war durch ein Gewirr von engen Straßen und Plätzen von der belebten Verkehrsader Kensington High Street abgetrennt. Es war eine hübsche Gegend, kleine früh viktorianische, cremefarben gestrichene Häuser mit hellen Ein gangstüren und kleinen Gärten, wo im Sommer Flieder und Magno lien blühten. Die Straßen hatten breite Bürgersteige, auf denen Kindermädchen Kinderwägen schoben, kleine, adrett gekleidete Kinder in ihre teuren Schulen gingen und die Hunde der Nachbarschaft emsig ausgeführt wurden. Im Gegensatz dazu wirkte Milton Gardens ein wenig heruntergekommen. Es war eine Häuserzeile mit großen, schäbigen Bauten, und Nummer 23, das Haus von Robert - es war das mittlere und daher mit dem Hauptgiebel der Zeile ge krönt -, sah fast immer am schäbigsten aus. Die schwarze Eingangs tür mit einem Messingbriefkasten, den Helen immer zu polieren vergaß, war eingerahmt von zwei vertrockneten Lorbeerbäumen in Kübeln. Die Autos der Bewohner parkten am Straßenrand - ein großes, dunkelgrünes Alvis-Coupe, das Robert, und ein verstaubter roter Mini, der Helen gehörte. Marcus besaß kein Auto, weil er nie Zeit gefunden hatte, den Führerschein zu machen.
    Robert ging die Treppe hinauf, tastete in seiner Tasche nach dem Schlüssel, schloß auf und ging hinein. Die Diele war groß und geräu mig. Eine erstaunlich breite, flache Treppe wand sich zur ersten Etage hinauf. Hinter dem Treppenhaus mündete die Diele in einen schmalen Flur, der zu einer verglasten Tür und in den Garten führte. Der Blick auf grünes Gras und sonnenbeschienene Kastanien hatte etwas von einer ländlichen Idylle und gehörte zu den liebenswertesten Seiten des Hauses.
    Die

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