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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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zu verschwinden. Sie fühlte sich mit jedem Schritt, den sie sich weiter vom Zentrum der Stadt entfernte, unwohler.
    »Wohnst du in Breagan?«, fragte sie, bemüht, sich ihre wachsende Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.
    »Mein Haus steht knapp hinter der Stadtgrenze. Wenn du es wünschst, bringe ich dich nachher persönlich wieder zurück nach Hause. Ich weiß, dass der Weg weit ist.« Er warf ihr einen verlegenen Blick zu. Jil entspannte sich. Sie wusste nicht, wie Cryson es anstellte, dass sie ihm freiwillig mitten in der Nacht quer durch Haven folgte. Weshalb übte er einen so großen Reiz auf sie aus? Jedes Mal, wenn sie darüber nachdenken wollte, entglitten ihr ihre Gedanken. Er brauchte sie bloß anzulächeln, und all ihre Bedenken verloren augenblicklich an Substanz.
    »Du siehst aus, als wohntest du auf Falcon’s Eye«, murmelte Jil.
    Cryson stieß ein amüsiertes Lachen aus. Seine Stimme hallte über die menschenleere Straße. »Oh nein, ich gehöre nicht zum Adel. Ich habe bloß ein florierendes Familienunternehmen geerbt. Ich bin mein eigener Herr.«
    »Und zu welcher Familie gehörst du?«
    Cryson antwortete nicht sofort, als hätte ihn diese Frage überrascht. »Ich heiße Cryson Lancum«, sagte er schließlich.
    »Diesen Namen habe ich niemals gehört.«
    Cryson ignorierte ihre Bemerkung, und Jil hakte nicht weiter nach. Die breite Hauptstraße verjüngte sich jäh und verwandelte sich in einen ungepflasterten Weg, der hinter eine Baumgruppe führte. Jil verlangsamte ihre Schritte. Egal, mit welcher Methode Cryson ihr den Kopf gewaschen hatte, jetzt schrillten ihre Alarmglocken unüberhörbar. Es war, als wäre sie aus einem Traum erwacht. Mit einem Mal fragte sie sich, welcher Geist in sie gefahren sein mochte, dass sie sich so weit von ihrem Elternhaus entfernt hatte. Sie starrte auf das Messer in ihrer Hand, dessen Klinge im Mondlicht blitzte. Um sie herum quakten Frösche und surrten Insekten. Es roch nach feuchtem Erdreich und lauer Sommerluft. Unzählige Sinneseindrücke prasselten plötzlich mit aller Deutlichkeit auf sie ein. Cryson schien ihre Paralyse zu bemerken, denn er drehte sich zu ihr um und streichelte sie mit sanften Blicken.
    »Was hast du?«, fragte er. »Wir sind fast da, es sind nur noch ein paar Schritte.«
    Mit offenem Mund starrte Jil ihn an. Einen Augenblick lang wollten sich keine Worte in ihrem Kopf formen, doch dann fand sie den Zugang zu ihrem Verstand wieder.
    »Es tut mir leid, aber ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht.« Ihre Stimme klang dünn und gepresst. Sie drehte sich herum und befahl ihren Beinen zu rennen, aber es wollte ihr nicht recht gelingen. Mit geringfügig beschleunigten Schritten stapfte sie den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    »Jil, sei doch jetzt nicht albern«, rief Cryson ihr hinterher. »Wenn ich dir hätte Gewalt antun wollen, hätte ich es längst getan. Dazu hätte ich dich nicht bis hierher bringen müssen.«
    Jil spürte Crysons Hand auf ihrer Schulter. Reflexartig schnellte sie herum und stieß ihn von sich, die Klinge auf ihn gerichtet. Rückwärts gehend entfernte sie sich einige Schritte von ihm.
    »Ich möchte jetzt wirklich nach Hause gehen.« Ihre Worte klangen harscher als beabsichtigt.
    Mit einem Mal verfinsterte sich Crysons Miene. Sein Gesicht bekam raubtierhafte Züge und Jil hätte schwören können, ein gelbes Licht in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Sie erschrak und schloss ihre Finger noch fester um den Griff des Messers, bis sich ihre Fingerknöchel weiß färbten. Jeder Muskel ihres Körpers war angespannt und bereit, ihn anzugreifen.
    »Lass mich gehen, sonst ramme ich dir die Klinge in den Wanst.«
    »Jil, es hätte alles so einfach sein können, aber leider zwingst du mich jetzt dazu, Dinge zu tun, die ich nicht tun möchte.«
    Noch bevor Cryson die Worte ausgesprochen hatte, war er bei ihr. Es war, als fehlten einige Sekunden in Jils Erinnerung. Nur einen Lidschlag zuvor hatte er noch mindestens fünf Yards weit weg gestanden und im nächsten Moment griff er bereits mit seiner mächtigen Hand nach Jils Handgelenk und entriss ihr den Dolch. Klirrend fiel er zu Boden. Cryson nahm Jil hoch wie eine Puppe, mit einem Arm hielt er sie komplett umschlugen. Jil war unfähig, sich zu bewegen. Seine andere Hand presste er auf ihren Mund. Jil wollte schreien und um sich treten, aber Cryson war ihr körperlich so weit überlegen, dass ihm ihre Gegenwehr wie die Tritte eines kleinen Kindes vorkommen musste. Panik

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