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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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dir nicht gut geht?«
    »Firio, du bist ganz sicher nicht zuhause gewesen. Ansonsten hättest du mich gehört. Ich habe…« Jil blieben die Worte im Hals stecken. …laut um Hilfe geschrien. Augenblicklich schossen ihr die Erinnerungen der letzten Nacht in den Kopf wie eine Revolverkugel. Sie räusperte und senkte die Simme. »Ich habe ordentlich Lärm gemacht. Du wärest doch heraus gekommen, wenn du mich gehört hättest.«
    Firio kratzte sich am Kopf. »Ich habe nichts gehört. Was ist denn nur los mit dir, hast du schlecht geträumt?«
    Jil spürte leichten Groll in sich aufsteigen. »Firio, ich bitte dich, deine Späße auf einen anderen Tag zu verschieben. Es ist mir sehr ernst. Wo bist du letzte Nacht gewesen?«
    Firio machte eine beschwichtigende Geste. »Bloß nicht wütend werden. Ich war hier. Es sei denn, ich leide unter Gedächtnisverlust.« Firio zwinkerte ihr zu. Zum ersten Mal empfand Jil seine aufgesetzte Sorglosigkeit als lästig.
    »Schon gut, wenn du mit mir nicht darüber sprechen möchtest, komme ich ein anderes Mal wieder«, sagte sie »Ich muss jetzt nach Hause, es wird bereits dunkel. Glaube mir, noch einmal werde ich mich unter keinen Umständen nach Sonnenuntergang am Hafen aufhalten.« Jil wandte sich zum Gehen um.
    Als sie die Tür gerade hinter sich schließen wollte, rief Firio ihr hinterher: »Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst.« Jil fuhr ein Schauer über den Rücken. Niemals hatte sie Firio in derart ernster Tonlage sprechen hören.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, fort gewesen zu sein«, fügte er hinzu.
    Jil drehte sich nicht noch einmal um. Sie war erschüttert und fühlte sich wie benebelt. Sie schloss wortlos die Tür. Ihre Füße trugen sie zurück nach Garnick, obwohl sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, wie sie dorthin gelangt war. Ihre Gedanken rotierten. Wollte Firio sich einen Scherz mit ihr erlauben? Etwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass es nicht so war. Sie versuchte sich die Ereignisse der letzten Nacht ins Gedächtnis zu rufen. Hatte Firio bloß zu tief geschlafen, um ihre Hilfeschreie zu hören? War er vielleicht doch zuhause gewesen? Litt er tatsächlich an Gedächtnisverlust? Sie fand keine befriedigende Antwort auf ihre Fragen.
    Als sie das Haus der Tevells erreichte, war die Nacht bereits hereingebrochen. So leise wie es ihr möglich war, öffnete sie das Tor zum Hof. Ihr blieb beinahe das Herz stehen, als sie eine Gestalt auf der Treppe zur Küche sitzen sah. Sie konnte im Dunkeln nicht genau erkennen, wer dort saß, aber sie nahm an, dass es sich um ihren Vater handelte. Jil rechnete bereits mit einem gehörigen Donnerwetter, weil sie wieder einmal so spät nach Hause kam. Sie verharrte in ihrer Bewegung und blieb stehen. Sekundenlang erzeugte niemand ein Geräusch, die Person auf der Treppe rührte sich nicht. Jil begann, dieses Spielchen zu langweilen.
    »Brad, wenn du gedacht hast, du könntest mich erschrecken, dann ist es dir gelungen. Aber dein beharrliches Schweigen jagt mir keine Angst ein.« Ihre Stimme wirkte in der Stille wie ein Paukenschlag.
    Die Person erhob sich und machte einen Schritt auf Jil zu. Erst jetzt bemerkte sie, dass es nicht ihr Vater war.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken, kleine Jil.« Jil kannte seine Stimme, sie hätte sie unter tausend anderen Stimmen erkannt. Ihr fuhr ein erneuter Schreck durch die Glieder, der ihre Zunge lähmte. Mit offenem Mund starrte sie in die Dunkelheit und versuchte, sein Gesicht zu sehen, erkannte jedoch nur seine Silhouette.
    Cryson legte ihr eine seiner großen Hände auf die Schulter. Sein Griff war sanft, aber unnachgiebig. »Ich konnte dich einfach nicht vergessen, bitte verzeih mir.«
    »Ich… weiß nicht…«, stammelte Jil. Ihr schwirrte der Kopf. Die verschiedensten Emotionen brachen über sie herein wie eine Sturmflut. Sie hatte sich gewünscht, ihn noch einmal wiederzusehen, aber sie misstraute ihm. Sie war müde und wütend, außerdem hasste sie es, wenn sie jemand überraschte und sie sprachlos machte.
    »Ich habe nicht mit dir gerechnet«, brachte sie schließlich zustande.
    »Ich hätte dich nicht so überfallen dürfen, aber ich habe keine andere Möglichkeit gesehen. Ich wusste nicht, wo ich dich sonst suchen sollte.« Er kam noch einen Schritt näher. Im schwachen Licht des Mondes erkannte sie nun seine hellgrünen Augen und das glatte Gesicht mit den vollen Lippen. Er trug denselben langen Mantel wie am Vorabend, und auch heute roch er wieder nach teurem

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