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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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längst versiegt.«
    Jil stieß die Luft durch die Zähne aus. »Cryson, du solltest weniger Drogen nehmen. Bist du damit schon einmal bei einem Arzt vorstellig geworden?«
    Cryson ignorierte den Kommentar. »Jil, ich verstehe, dass es für dich unbegreiflich klingt. Aber ich erzähle dir die Wahrheit. Hast du vorher geglaubt, dass es eine Stadt unterhalb von Haven gibt? Hast du je geglaubt, dass es Menschen gibt, die so schnell und stark sind wie die Sedharym? Weshalb hast du dann so große Probleme damit, mir den Rest auch noch zu glauben?«
    Jil senkte den Blick und kaute auf ihrer Unterlippe. Er hatte Recht, trotzdem wollte ihr Verstand seinen Worten keinen Glauben schenken.
    »Nun, jedenfalls glaube ich, dass du von ganz besonderer Abstammung bist«, sagte Cryson. »In der Vergangenheit hat es Mischlinge gegeben. Damals, als die Sedharym sich noch mit den Menschen verpaart haben. Dein Blut ist vielleicht etwas wässrig, aber es könnte unsere Rettung sein.«
    Jil nahm einen Klumpen Erz vom Boden auf und warf ihn in den kleinen Bach. Mit einem lauten plopp versank er auf dem Grund. »Was verlangst du von mir? Ich kann nicht zaubern. Ich kann überhaupt nichts außer zu stehlen.«
    »Und genau darum bin ich sehr froh, wenn ich ehrlich bin.«
    Jil zog eine Augenbraue hoch. »Wie bitte?«
    »Niemand verlangt von dir, dass du zauberst. Darum geht es auch gar nicht.« Cryson machte eine beschwichtigende Geste. »Vielleicht sollte ich dir die Geschichte von Anfang an erzählen.«
    »Ich bitte sogar darum.«
    Cryson fuhr mit den Fingern eine silberne Ader in der Gesteinswand neben sich nach. Er machte eine lange Pause, aber Jil unterbrach seine Gedankengänge nicht. Sie beobachtete seine gepflegten Hände, die über den kalten Stein strichen. Seine Stirn war in Falten gelegt, er schien hoch konzentriert. Schließlich räusperte er.
    »Vor langer Zeit lebte mein Volk mit den Menschen Seite an Seite«, sagte er. »Wir sind langlebiger als Menschen, aber anders als diese tragen wir die Quelle unserer Lebensenergie nicht in uns. Wir ernähren uns von einem Stoff, der einst dem Sonnenlicht innewohnte, bis ein magiekundiger Sedhar auf die heimtückische Idee kam, er könnte uns unterwerfen und zu einem Leben im Verborgenen zwingen.« Crysons Stimme brach, er machte erneut eine Pause. Jil schwieg. »Er bannte das Licht, das uns am Leben erhält, in ein mächtiges Artefakt. Einige Abtrünnige schlugen sich auf seine Seite. Sie gründeten einen Orden und nannten sich fortan Vartyden oder auch Die Wächter. Der Magier errichtete eine unsichtbare Schutzmauer um das Quartier der Vartyden, die wir nicht durchbrechen können. Nur er selbst oder die Erben seines Blutes seien in der Lage, diese Mauer jemals wieder zum Einsturz zu bringen. Dazu muss der Bannbrecher das Artefakt über diese magische Grenze hinaus tragen.« Cryson suchte Jils Blick. Sie verzog keine Miene. Sie wusste nicht, ob sie seinen irren Worten Glauben schenken sollte oder nicht, deshalb beschloss sie, ihn einfach reden zu lassen.
    »Dieser Magier hat sich im Anschluss an seinen Zauber selbst das Leben genommen, damit er nie in Versuchung geraten kann, den Bann selbst wieder zu brechen«, fuhr Cryson fort. »Er hinterließ keine Erben. Zumindest dachte ich das bis vor einer Woche noch. Du trägst das Mal seiner Familie.«
    »Du glaubst doch nicht wirklich diesen Unsinn, oder?« Jil stieß geräuschvoll die Luft aus und schüttelte den Kopf.
    Cryson griff nach ihrer Hand. An der Stelle, an der seine Finger sie berührten, kribbelte ihre Haut.
    »Doch, denn es ist die Wahrheit«, sagte er. »Du könntest dieses Artefakt für uns stehlen, den Bann damit brechen und mein Volk von der Krankheit befreien, die uns allmählich verzehrt.«
    Cryson erhob sich von dem Felsen und ging vor Jil auf die Knie. »Wir sind sehr krank. Wir können ohne dieses Licht nicht leben, auch können wir uns nicht mehr fortpflanzen. Ich hatte mich bereits mit unserem Schicksal abgefunden, aber seit ich dich gefunden habe, schöpfe ich wieder Hoffnung.«
    Jil schluckte. Sie fühlte sich unwohl, der Kragen ihrer Bluse kam ihr plötzlich zu eng vor. Sie spürte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat. »Du möchtest, dass ich dieses Teil für euch stehle?«
    Cryson nickte.
    »Und was passiert dann? Was habe ich davon? Weshalb sollte ich dir helfen? Ich hatte bislang ein angenehmes Leben und eigentlich wollte ich nichts daran ändern.«
    »Ein angenehmes Leben?« Cryson stieß einen Laut aus, halb

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