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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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dies der richtige Zeitpunkt ist, um darüber zu diskutieren.«
    Buel stieß einen Laut aus, halb Lachen, halb Husten. »Du bist ein Feigling und hast doch nur Angst, dass ich dir beim Kartenspiel noch mehr von dem Geld aus der Tasche ziehe, das du nicht besitzt!«
    Eryll lehnte sich mit dem Oberkörper über die Tischplatte. Als er sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Wenn hier jemand feige ist, dann doch wohl du! Ich brauche dich wohl nicht an den Vorfall unten am Hafen zu erinnern, oder etwa doch?«
    Jetzt lief auch Buels Gesicht rot an. Seine Augen glühten gelblich. »Halt dein dummes Maul.«
    Joanas Blick wanderte zwischen den beiden Streithähnen hin und her. »Was hat sich denn am Hafen ereignet? Das wüsste ich jetzt aber auch gern.«
    Jules nickte zustimmend. Auch Jils Neugier war geweckt, doch sie wollte sich nicht in den Streit einmischen. Sie rückte mit ihrem Stuhl ein wenig zurück und versuchte, sich möglichst unauffällig zu verhalten.
    Über Erylls Züge huschte ein hämisches Lächeln. »Er hat Varne sterben lassen, der Idiot! Ich habe es bis heute für mich behalten, aber vielleicht melde ich den Vorfall doch noch.« Seine Stimme troff vor Abscheu.
    »Du willst mich verraten, weil du deine Schulden nicht begleichen kannst. Du weißt genau, weshalb ich den Vartyd nicht erschießen konnte.«
    »Du hast es ja mehr als einmal betont! Trotzdem hättest du schießen müssen, um Varne zu retten, anstatt die letzte Kugel für eine unsinnige Racheaktion aufzubewahren, die, ganz nebenbei bemerkt, am Ende nie stattgefunden hat.«
    Jetzt sprang Buel von seinem Stuhl auf, der daraufhin umkippte und geräuschvoll auf dem Boden aufschlug. Schneller, als Jils Augen seinen Bewegungen folgen konnte, hatte er eine Pistole gezogen und richtete sie direkt auf Erylls Kopf. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Jil Angst in Erylls Blick gelesen, doch er blieb ruhig sitzen und verbrannte Buel mit einem bitterbösen Blick. Die anderen Sedharym warfen sich verwunderte Blicke zu, bis Jules nach Buels Arm griff. »Lass den Scheiß, Mann.« Er stieß seinen Arm nach oben. Ein Schuss löste sich. Jil zuckte zurück. Der Knall war so ohrenbetäubend laut, dass sie auf ihrem rechten Ohr nur noch einen Pfeifton wahrnahm. Joana, Jules und Eryll sprangen von ihren Stühlen auf, stürzten sich auf Buel und versuchten, ihm die Waffe zu entreißen. Der Schuss war ins Leere gegangen. Die Bewegungen innerhalb des sich prügelnden Knäuels aus Leibern waren so schnell, dass Jil ihnen mit den Augen nicht folgen konnte. Sie verspürte den Wunsch einzugreifen, doch sie wusste, dass sie sich allenfalls selbst dabei verletzen würde.
    Ein weiterer Schuss entwich Buels Waffe. Staub und kleine Gesteinsbrocken rieselten von der Decke. Schließlich schafften es die drei anderen Sedharym mit vereinten Kräften, Buel zu Boden zu drücken und ihm die Pistole abzunehmen. Sie waren so sehr damit beschäftigt, den sich windenden und obszöne Flüche ausstoßenden Unruhestifter festzuhalten, dass sie nicht bemerkten, wie das Bettlaken erneut zur Seite geschoben wurde. Jils Herz machte einen Sprung, als sie Cryson erblickte. Sie wäre am liebsten im Erdboden versunken oder hätte sich unsichtbar gemacht, doch es war zu spät. Er hatte sie gesehen. Doch zunächst wandte er seine Aufmerksamkeit den anderen zu. »Was ist hier los?« Seine Stimme donnerte durch den Raum. Jil hatte ihn niemals so außer sich erlebt. Buel hob den Kopf und hörte abrupt damit auf, sich unter Jules zu winden wie ein Aal. Niemand sagte etwas, der Schock stand allen Anwesenden ins Gesicht geschrieben. Ein Gesteinsbrocken, kaum so groß wie eine Walnuss, löste sich von der Decke und fiel zu Boden. Der Aufschlag wirkte in der plötzlichen Stille wie ein Peitschenhieb. Crysons vor Zorn gelb glühende Augen wanderten zur Decke und entdeckten das Projektil, das dort steckte. Indes rappelten sich Buel und die anderen Sedharym auf und klopften sich den Staub aus der Kleidung. Mit Ausnahme von Eryll, der Cryson mit kalten Blicken fixierte, wandten alle den Blick ab oder starrten auf den Boden.
    »Habt ihr gänzlich den Verstand verloren?« Crysons Stimme war laut und dröhnend. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Jil sah, dass er die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten geballt hatte. Er griff nach Buels am Boden liegende Jacke, die Jules ihm im Gefecht vom Leib gerissen hatte, und zog den Beutel mit dem feinen hellen Pulver hervor. Dann

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