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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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verteilt. Jils Blick blieb auf einigen Münzen haften, die wahllos verstreut dazwischen lagen.
    »Das hier ist eine kleine Werkstatt, in der wir Edelsteine verarbeiten, die dann an die Menschen verkauft werden. Keine große Sache.« Er riss Jil aus ihren Gedanken.
    »Gehört dir diese Werkstatt?«, fragte sie.
    »Nein, ich gehöre lediglich zu den Finanzverwaltern von Sedhia. Ich sorge dafür, dass niemand sich unrechtmäßig an Edelsteinen oder Geld bereichert. Deshalb habe ich einen Schlüssel zu allen Werkstätten.«
    Jil zog die Stirn kraus. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie genau die Sedharym an ihre Reichtümer gelangten. »Wenn ihr doch so viel wert auf eure Reichtümer legt, weshalb ist diese Werkstatt dann so schlecht gesichert? Eine Holztür! Verkauf mich doch nicht für dumm.«
    »Diese Werkstatt hier ist… Nun ja, wie soll ich es dir erklären? Eigentlich hat man sie vor längerer Zeit geschlossen. Unten ist ein Lager. Aber es sind keine Edelsteine mehr dort. Im Grunde ist es ein Ort, der nach unseren Gesetzen nicht mehr existieren dürfte.« Jules zuckte die Achseln und grinste verstohlen.
    »Was meinst du damit? Welche Gesetze?«
    »Es gibt Finanzverwalter, die das Geld und die Tauschgüter unter den Sedharym verteilen, zu gleichen Teilen versteht sich. Theoretisch sollte hier jeder dasselbe besitzen. Bis auf die Anführer natürlich, zu denen auch Cryson zählt. Die besitzen mehr. Aber seit wann funktionieren solche Systeme, in denen Güter zu gleichen Teilen verteilt werden? Es wird immer illegalen Handel geben, Bestechung und Korruption. So ist es nun einmal. Als Diebin müsstest du das doch verstehen. Also leg deine Stirn nicht so in Falten, das lässt dich alt aussehen!« Er grinste. Unwillkürlich entspannte Jil ihr Gesicht. Er hatte Recht. Sollte sie ihn deshalb verurteilen? Nichts sprach dagegen, für sich selbst ein wenig mehr herauszuholen, wenn die Möglichkeiten es erlaubten. Sie selbst war doch keinen Deut besser… Jil schnaubte und wechselte das Thema.
    »Und was befindet sich jetzt dort unten?« Sie deutete mit dem Kinn auf das Loch im Boden.
    »Jetzt ist das Lager eine Art private Schänke. Dort haben sich einige von uns nett eingerichtet«, sagte Jules mit einem Anflug von Stolz in der Stimme.
    »Nett eingerichtet? Was darf ich denn darunter verstehen?« Jil starrte wie gebannt durch die Öffnung im Boden. Ein schwacher, kaum wahrnehmbarer Lichtschein drang von dort unten zu ihnen hinauf.
    Ein selbstzufriedenes Grinsen machte sich auf Jules Zügen breit. »Wir treffen uns dort unten, um ein paar gesellige Stunden miteinander zu verbringen«, sagte er. »Im Gasthof von Sedhia fühlt man sich immer beobachtet. Hier wird doch alles kontrolliert, was sich zwischen uns abspielt.« Er machte eine Pause und blickte nachdenklich auf das an der Wand lehnende Holzbrett. »Da das Loch nicht abgedeckt ist, ist wohl gerade jemand unten. Wenn du magst, kann ich dich mitnehmen.«
    Jil konnte die Verlockung dieser willkommenen Abwechslung nicht ignorieren. Obwohl sie es sich nicht eingestehen wollte, zerbarst sie beinahe vor Neugier. Sie dachte, jeden Winkel von Sedhia in den letzten Wochen erkundet zu haben, doch scheinbar gab es hier immer noch Neues zu entdecken. Sie suchte in Jules Gesicht nach einem Anzeichen von schlechter Absicht, konnte jedoch nichts als die Erwartung ihrer Antwort auf ein ehrliches Angebot darin lesen.
    »Weiß Cryson davon?«, fragte sie voller Argwohn.
    Jules verdrehte für den Bruchteil einer Sekunde die Augen. »Ich nehme an, er vermutet es. Aber offiziell weiß er es nicht. Er denkt noch immer, dort unten lagern Edelsteine. Ein Notvorrat, sozusagen. Aber ich wäre dir wirklich sehr dankbar, wenn das, was ich dir heute erzählt habe, unter uns bleiben könnte.« Er warf Jil einen vielsagenden Blick zu. »Ich weiß, dass zwischen dir und Cryson, nun ja, ein wenig mehr ist als das schlichte Verhältnis zwischen Mentor und Schüler.«
    Jil spürte für einen Augenblick eine Blase der Empörung in sich aufsteigen, doch bevor sie platzen konnte, unterdrückte sie diese Empfindung. Jules konnte schließlich nicht wissen, was sich wirklich zwischen ihr und Cryson abspielte. Und war nicht sogar ein Fünkchen Wahrheit an seiner Vermutung?
    »Ich werde es ihm nicht sagen.« Jil meinte es ehrlich. Es war die Rache dafür, dass Cryson ihr ebenfalls nie erzählte, wo er sich herumtrieb. Sie war sich darüber bewusst, dass diese kindischen Rachegedanken mehr als albern

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