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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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suchte sie bereits nach einem Fluchtweg, obwohl sie noch gar nicht wusste, was Lesward mit ihr vorhatte. Er ließ sich in einen Sessel fallen. Jil stand barfuß, mit nassen Haaren und nur in einen riesigen Bademantel gehüllt vor ihm. Jeder Muskel ihres Körpers war angespannt und bereit zur Flucht, obwohl sie wusste, dass Lesward ihr mit seiner übermenschlichen Schnelligkeit jederzeit überlegen sein würde.
    »Was hast du wirklich vor?« Leswards Stimme war kalt wie Eis. Sein glühender Blick durchbohrte Jil und stellte ihre Selbstsicherheit auf eine harte Probe.
    »Was meinst du damit?«
    »Hör auf, die Unwissende zu spielen.« Seine Hände krallten sich in die Armlehne des Sessels. Jil merkte ihm an, dass er sich zurückzuhalten versuchte. »Ich hatte eine Vermutung, aber dieses Mal an deiner Hüfte gibt mir nun die endgültige Gewissheit.« Also wusste er es doch. Es war zu spät.
    »Du bist resistent gegen unseren Gedächtniszauber«, fuhr er fort. »Nur ein Sedhar oder ein Mensch, in dessen Adern das Blut der Sedharym fließt, kann dem Zauber widerstehen.«
    »Und ist es ein Verbrechen, Sedharblut in sich zu haben?«, fiel Jil ihm ins Wort.
    »Nein, aber es ist mehr als ungewöhnlich. Unser Blut ist dominant, es bedürfte der Auswaschung durch mehrere Generationen, bis ein Erbe in der Lage wäre, ohne das Sedhiassa oder Fremdenergie auszukommen. Ich frage mich ernsthaft, wie es deine Vorfahren bewerkstelligt haben, im Tageslicht zu überleben.« Er ließ den Blick gedankenverloren durch den Raum schweifen. »Aber die Zufälle häufen sich allmählich. Ich kenne dieses Mal. Und ich wette, dass auch du ganz genau weißt, was es damit auf sich hat. Ich kannte den Magier persönlich, der sich für unseren Orden geopfert hatte, auch er trug dieses Mal. Du bist auf Falcon’s Eye aufgetaucht wie aus dem Nichts. Unwahrscheinlich, dass es ein Zufall gewesen sein soll.« Lesward stieß ein kurzes Lachen aus. »Es ist bloß zu komisch, dass du ausgerechnet unseren fleischgewordenen Keuschheitsgürtel dazu gebracht hast, dich hier einzuschleusen.«
    Jil rang einen Moment lang mit sich selbst, ob sie alles zugeben oder leugnen sollte. Ihr Zögern wertete Lesward scheinbar als Geständnis.
    »Zu schade, dass dein Plan nicht aufgegangen ist«, fügte er hinzu. Jil spürte, wie sich ihre Ohren erwärmten. Das Schicksal war grausam. Gerade, als sie sich sicher war, ihre Gefühle für Ray zuzulassen und ihren Auftrag zu vergessen, musste ihr ein kleines Muttermal zum Verhängnis werden.
    »Ich bin da in eine Sache hinein geraten, die eine Nummer zu groß für mich war«, versuchte sie sich zu rechtfertigen. »Ich wusste für lange Zeit nicht, auf wessen Seite ich wirklich stehen wollte. Ich hatte immer gedacht, die Vartyden seien diejenigen, die den Tod verdient hätten. Seit Nola und Ray mir die Wahrheit erzählt haben, weiß ich einfach nicht mehr, was ich glauben soll.«
    Als Lesward mit einer Antwort zögerte, wanderte Jils Blick zu dem Schreibtisch an der Wand. Auf der Tischplatte lagen ein paar blaue funkelnde Steine, vermutlich die Edelsteine, die die Vartyden in den Minen abbauten. Bei Jils letztem Besuch hatten sie noch nicht dort gelegen. Jil verspürte den Wunsch, danach zu greifen, Taschendiebin durch und durch. Doch gerade, als sie die Hände nach den walnussgroßen blauen Steinen ausstreckte, drehte Lesward sich zu ihr um. Schnell zog sie die Hand zurück.
    Wie kannst du jetzt nur daran denken? Lesward wird dich ohnehin umbringen. Im Reich der Toten kannst du nichts mehr damit anfangen.
    Jil verdrängte diesen Gedanken.
    »Die Steine sind nicht für dich bestimmt«, sagte Lesward mit monotoner Stimme. Er hatte ihr Vorhaben scheinbar bemerkt. »Ich möchte eine hübsche Kette für eine noch hübschere Dame daraus machen.« Ein widerlich süffisantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Du bist wirklich abgebrüht, in solch einer Situation überhaupt daran zu denken, mir etwas zu stehlen.« Er stützte die Ellenbogen auf die Armlehnen des Sessels und führte die Hände zueinander, bis die Fingerspitzen sich berührten. »Weshalb hat Ray dir überhaupt etwas erzählt? Es sieht ihm nicht ähnlich, Geheimnisse zu verraten. Und erst recht nicht einer dummen Göre, deren Erinnerungen sich nicht löschen lassen.«
    »Vielleicht liebt er mich?« Jil war sich darüber bewusst, wie trotzig sie in diesem Moment klang.
    Lesward stieß geräuschvoll die Luft aus. »Ray liebt überhaupt niemanden, nicht einmal sich

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