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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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selbst.«
    »Und wie soll es jetzt weitergehen?« Jil war sich nicht sicher, ob sie die Antwort überhaupt hören wollte, aber die Ungewissheit ließ sich kaum ertragen. »Ich beabsichtige nicht mehr, mich in die Feindseligkeiten zwischen Sedhia und Varyen einzumischen.«
    Lesward schüttelte langsam den Kopf und lächelte dabei boshaft. »Und ich habe nicht die Absicht, dir ein einziges Wort zu glauben. Ich möchte dich loswerden, lieber heute als morgen.«
    »Dann lass mich gehen und wir vergessen diese Angelegenheit.«
    »Ha! Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass du auch nur einen Tag da draußen überleben würdest, wenn die Sedharym erfahren, dass du dich von ihnen abgewandt hast. Sie wissen genau, dass man dein Gedächtnis nicht löschen kann und ihre Angst vor Entdeckung ist krankhaft. Ich hingegen verspreche dir einen schnellen Tod, dafür solltest du mir dankbar sein.«
    Lesward erhob sich aus seinem Sessel. Jils Herz hämmerte, ihr stockte der Atem. Ungewöhnlich langsam für einen Sedhar bewegte Lesward sich mit einem boshaften Grinsen im Gesicht auf sie zu. Er schien Jils Angst zu genießen. Als er nur noch eine handbreit von ihr entfernt war, wandte er sich plötzlich um und ging zum Schreibtisch. Er öffnete die Schublade unterhalb der Tischplatte und zog eine Pistole hervor. Jil bereute, dass sie nicht selbst auf die Idee gekommen war, die Schublade einfach zu öffnen und die Waffe herauszunehmen, so lange sie noch die Gelegenheit dazu gehabt hätte.
    Erstens habe ich von der Waffe nichts gewusst und zweitens wäre Lesward am Schreibtisch gewesen, noch ehe ich mit der Wimper gezuckt hätte.
    Lesward wog die Waffe in der Hand und drehte sich zu Jil um. »Schlaf gut«, sagte er und richtete den Lauf der Waffe auf sie. Jil erwartete den Tod. Dies war also das Ende. Sie würde mit einem Bademantel bekleidet im Arbeitszimmer eines Dämons sterben.
    Plötzlich schwang die Tür auf.
    »Was ist hier los?« Es war Nolas eisige Stimme. Sie stand unter der Türschwelle und benötigte weniger als den Bruchteil einer Sekunde, um sich ein Bild von der Lage zu machen und neben Lesward zu stehen. »Ich kam vom Training, da habe ich dich sprechen hören. Was machst du da, bist du übergeschnappt?« Sie griff nach Leswards Arm und riss ihn hinunter, bis die Pistole nicht mehr auf Jil gerichtet war. Nolas Haare waren zu einem schlampigen Knoten gesteckt, sie trug einen locker sitzenden weißen Trainingsanzug.
    »Mische dich nicht in meine Angelegenheiten ein«, stieß Lesward mit jenseitiger Stimme hervor. Jil lief ein Schauer nach dem anderen den Rücken hinunter.
    »Du kannst das Mädchen doch nicht töten, das ist keine Lösung.« Nola ließ sich von ihm nicht einschüchtern. Noch immer hielt sie seinen Arm fest umklammert.
    »Sie ist eine Gesandte unserer Feinde, sie hat den Tod verdient. Sie ist eine Gefahr für den Orden. Ich habe geschworen, mein Leben für den Orden zu geben.« Lesward bleckte die Zähne wie ein Raubtier.
    »Komm zur Besinnung«, zischte Nola. Jil war ihr in diesem Moment unendlich dankbar. »Wenn es stimmt, was du vermutest, dann setze sie doch einfach vor die Tür«, fuhr Nola fort. »Weshalb willst du deine Hände mit Menschenblut besudeln? Denke daran, auch das war Teil deines Schwurs. Du darfst keinen Menschen töten.«
    Lesward öffnete die Hand, als hätten ihn sämtliche Kräfte verlassen, die Pistole fiel zu Boden. Ein Schuss löste sich. Jil duckte sich instinktiv und stieß einen kurzen Schrei aus, obwohl die Kugel nur eines der Bücherregale getroffen hatte. Leswards Kopf sank auf seine Brust. Seine Zerrissenheit war ihm deutlich anzumerken. Nola reagierte besonnen und bugsierte ihn zurück auf seinen Sessel, in den er sich fallen ließ wie ein nasser Sack.
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun, Fräulein Oberschlau?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Lass sie gehen. Entweder die Sedharym töten sie oder sie wird ihr kümmerliches Dasein mit einem psychischen Schaden fristen.«
    Leswards Kiefer pressten sich aufeinander. »Sie verfügt über Wissen, das uns gefährlich werden kann.«
    Nola warf Jil einen flüchtigen Blick zu. »Wer wird denn einer bettelarmen Taschendiebin glauben? Ihr mit eurer übertriebenen Geheimniskrämerei«, sagte sie. »Niemand wird sich um das scheren, was sie zu sagen hat. Wenn sie nicht aufpasst, landet sie in der Nervenheilanstalt.«
    Obwohl Nolas Worte alles andere als schmeichelhaft waren, entging Jil dennoch nicht die gute Absicht dahinter. Wenn

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