Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg
interessierte, aber ihr Innerstes sträubte sich vehement dagegen.
»Ich kann dich verstehen«, sagte er und zog seine Hand zurück. »Ich verlange zuviel von dir.«
»Wie lange muss ich denn noch hier bleiben?«, fragte Dana. Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. »Ich muss Jil finden.«
»Ich verspreche dir, dass ich mich nach dieser Jil umhören werde. Aber bitte hör jetzt auf zu weinen.«
Dana war nicht bewusst gewesen, dass ihr Tränen über die Wangen liefen, aber ihr Gesicht war nass.
»Was muss ich tun, um dein Vertrauen zu gewinnen?«, fügte Lesward an. Sein Blick war flehend. »Ich lasse dich sofort gehen, wenn du es wirklich wünschst. Aber es täte mir unendlich leid um eine so tolle Frau wie dich.«
Dana schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Sie schämte sich für ihr Benehmen, es war ganz und gar nicht damenhaft.
»Wenn du mich kennenlernen willst, könnten wir es nicht etwas langsamer angehen? Weshalb muss ich dazu hier unten bleiben?«
Lesward nahm einen Stein vom Boden auf und schleuderte ihn mit enormer Kraft gegen die gegenüberliegende Wand, er zerbarst in tausend Splitter. Der Zorn stand Lesward nicht gut zu Gesicht. Jetzt war er wohl wirklich gekränkt. Toll gemacht. Dana biss sich auf die Unterlippe. Mit ihrer ewigen Feigheit und Zurückhaltung würde sie niemals einen Mann kennenlernen, obwohl es doch immer einer ihrer größten Wünsche gewesen war. War sie zu übervorsichtig?
»Dana, halte mich bitte nicht für dumm. Auf Falcon’s Eye sucht man nach dir und du siehst nicht so aus, als hättest du ein behagliches Zuhause, in das du zurückkehren könntest.« Leswards Züge glätteten sich. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustieße.«
Dana fühlte sich geschmeichelt, sie fand keine passenden Worte, um etwas zu erwidern. Er hatte Recht. Wenn seine Absichten ehrlich waren, war dies der sicherste Ort für sie.
Lesward streckte erneut seine Hand nach ihrem Gesicht aus und wischte mit dem Zeigefinger eine Träne ab. Diesmal wich Dana nicht zurück.
»Weshalb nur lebst du in diesem Loch?«, fragte sie kaum hörbar. »Wenn du ein normaler junger Mann wärest, hätte ich vielleicht weniger Probleme damit, dir zu glauben.«
Lesward seufzte. »Dies ist mein Zuhause und meine Arbeitsstätte gleichermaßen. Wir betreiben so etwas wie einen Geheimdienst. Der muss nun einmal geheim sein, wie das Wort vermuten lässt.« Er lächelte und Dana kam nicht umher, es ihm gleichzutun. Nur wenige Augenblicke später fiel die Anspannung von Dana ab. Lesward strahlte eine Zuversicht aus, die ansteckend war. Dana spürte, wie sie sich mehr und mehr beruhigte. Wenn er sie hätte umbringen wollen, hätte er es längst getan. Sie waren vollkommen allein und jenseits der Grenze, bis wohin man ihre Schreie hätte hören können.
Lesward machte einen Schritt auf Dana zu und umfasste mit beiden Händen ihre Taille. Es fühlte sich nicht unangenehm an, im Gegenteil. Zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Mutter bekam Dana eine Berührung zu spüren, die nicht darauf ausgerichtet war, ihr Schmerzen zuzufügen. Leswards Hände waren groß und seine massigen Arme beinahe so dick wie ihre Oberschenkel. Er überragte sie um fast eine Kopflänge, sein Rücken war breit und gerade. Er war ein Mann, der mit beiden Beinen im Leben stand. Ihn umgab eine Aura aus Souveränität und Stolz. Niemand würde sich mit ihm anlegen wollen. Dana musste sich eingestehen, dass er das genaue Gegenteil von ihr selbst war. Sie hatte es gar nicht verdient, dass er ihr Beachtung schenkte.
Leswards rechte Hand glitt von ihrer Taille aufwärts nach oben und streifte dabei wie zufällig eine ihrer Brüste. Er fuhr mit den Fingern die Linie ihres Kinns nach und lächelte dabei. Dann wanderte seine Hand ihren Nacken entlang, spielte mit ihren braunen Locken und zog sie ohne Ankündigung mit einer schnellen Bewegung zu sich heran. Dana hatte nicht den Hauch einer Chance gehabt, darauf zu reagieren.
Seine Lippen waren angenehm warm und weich. Dieser Kuss fühlte sich anders an als der liebende Kuss ihrer Mutter, den Dana nie vergessen hatte. Sie spürte Leswards heißen Atem auf ihrer Haut. Wie versteinert stand sie da, die Hände gegen seine Brust gepresst, jedoch nicht imstande, sich zu bewegen. Sie durchfuhr ein Gefühl der lustvollen Wärme, jedoch breitete sich gleichzeitig von innen her eine Kälte in ihr aus, die immer stärker und stärker wurde wie ein reißender Fluss, der sie in die Tiefe
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