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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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würde sie sich eine Überfahrt nach Haven damit erkaufen können. Dana wollte gerade aufstehen, als Lesward plötzlich die Augen aufschlug. Ihr Herz machte einen Sprung, ihre Kehle schnürte sich zu. Beinahe erwartete sie, dass er aufspringen und sie töten würde, doch er blieb reglos am Boden liegen. Unter seinem Kopf hatte sich eine Blutlache gebildet. Kontinuierlich sickerte mehr klebrige rote Flüssigkeit aus der Wunde. Sie lief in die Rillen und Furchen des grob behauenen Steinbodens. Lesward fixierte Dana mit seinen Augen, ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln, bevor er abermals die Augen schloss. Seine Atmung wurde flacher, aber er war noch nicht tot. Dana konnte nicht verstehen, wie jemand so viel Blut verlieren und trotzdem noch am leben bleiben konnte. Beinahe glaubte sie, Lesward sei kein Mensch.
    Als die Tür zu dem Zimmer, aus dem er gekommen war, erneut knackte und zischte, wandte Dana sich panisch ab und rannte den Gang entlang. Sie überquerte die Kreuzung, an der sie zuvor zu den Toilettenräumen abgebogen war und rannte immer weiter geradeaus. Zu ihrer Überraschung waren alle Gänge menschenleer. Sie hetzte um mehrere Biegungen herum bis ihre Beine schmerzten und ihre Lungen brannten. Sie hatte sich verirrt.
    Den Rückweg werde ich niemals finden.
    Aber wozu sollte sie auch den Rückweg finden wollen? Sicherlich würde man den Schwerverletzten sehr bald finden und nach dem Täter suchen. Dana unterdrückte tapfer die Verzweiflung, die sich in ihr auszubreiten drohte und lief weiter. So lange dieser Gang nicht irgendwo blind endete, gab es auch noch die Hoffnung, dass er an ein Ziel führte. Dana machte die zunehmend spärlicher werdende Beleuchtung zu schaffen. Anfangs waren die Gänge noch in einem Abstand von wenigen Yards von Glühlampen erhellt, doch schon bald gab es sie nur noch an Kreuzungspunkten, und die letzte Lampe lag jetzt schon mindestens fünfzig Yards hinter Dana. Sie tastete nach den Wänden und verlangsamte ihre Schritte. Niemand würde sie finden, wenn sie hier unten starb. Dana tadelte sich selbst für derlei Gedanken. Sie durfte jetzt nicht wieder in ihre alten Verhaltensweisen zurückfallen und sich wie ein kleines Mädchen verhalten. Was hätte Jil getan? Sie wäre weiter gegangen, jawohl. Sie hätte keine Angst gehabt. Dana schluckte und setzte beharrlich einen Fuß vor den anderen. Sie lauschte in die Stille hinein. Waren dort Stimmen in der Ferne? Sie drückte ein Ohr gegen die kalte Wand. Ein leises Grollen, vielleicht ein Murmeln, irgendetwas rumorte in den Gängen. Dana tastete sich weiter, bis ihre Hand ins Leere griff. Ein schmaler Tunnel, kaum breiter als ihre Schultern, zweigte vom Hauptgang ab. Dana befühlte dessen Umrandung. Er führte leicht schräg nach oben. Ein frischer Windhauch streifte ihre Wangen. Es roch nach Erde und Laub. Dana hätte niemals gedacht, dass sie sich jemals über so etwas Selbstverständliches wie frische Luft freuen könnte, doch von diesem köstlichen Duft beflügelt verdrängte sie ihre Bedenken und zwängte sich in den Lüftungsschacht.
    Freiheit, Freiheit, Freiheit .
    Die Wiederholung dieses Wortes erstickte die Panikanfälle, die tief in Danas Innerem darauf warteten, die Oberhand zu gewinnen. Sie würde ohnehin sterben, wenn jemand sie entdeckte, weshalb also nicht wenigstens versuchen, diesen letzten Funken Hoffnung in ein loderndes Feuer zu verwandeln?
    Dana hörte unter sich Schritte. Viele Stiefelpaare rannten an dem Eingang zum Lüftungsschacht vorbei. Dana atmete durch. Wenn sie nur eine Minute länger gezögert hätte, wäre sie entdeckt worden. Sie hatte das Richtige getan. Einmal in ihrem Leben schien sie eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Stimmen drangen zu ihr hinauf.
    »Wie ist das möglich?«, rief ein Mann.
    »Scheißegal, wir greifen an!«, antwortete eine andere Stimme. »Seid ihr bewaffnet?«
    Mehrere Männer murmelten durcheinander.
    »Da kommen sie!«
    Dann ertönte ein Schuss. Der Knall schmerzte Dana in den Ohren. Rufe, Schritte, Schüsse. Unter ihr musste sich ein heilloses Durcheinander abspielen. Dana wollte diese Brutstätte des Wahnsinns so schnell wie möglich verlassen. Sie kämpfte sich weiter den Schacht hinauf, schürfte sich Ellenbogen und Hände an den scharfkantigen Wänden ab. Sie spürte keine Schmerzen. Sie musste hier weg. Sie musste Jil finden.
    Der Schacht stieg zunächst nur leicht an, wurde dann jedoch immer steiler.

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