Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
Handlungsweise. Doch bin ich davon überzeugt, dass sie sich niemals an einer Verschwörung gegen den Erzherzog beteiligt hätte.«
Kalamay und Mycene verabschiedeten sich, indem sie Telmaine eine baldige Genesung wünschten und sagten, dass sie sich noch um andere Angelegenheiten zu kümmern hätten. Ihre Stimmen klangen respektvoll, aber unzufrieden; Merivan hatte sie – zumindest für den Moment – in die Flucht geschlagen. Telmaine hatte nicht bemerkt, dass Malachi Plantageter noch dageblieben war, bis er sagte: »Prinzessin Erskane, wie viel hat Prinzessin Telmaine Ihnen erzählt?«
Mit einem schrillen Lachen sagte Merivan: »Superintendent, meine Schwester erzählt mir so wenig wie irgend möglich. Ich weiß jedoch, dass ihre Tochter – infolge irgendeiner Peinlichkeit von Balthasar – entführt und gefangen gehalten wurde, und dass Telmaine bei jemand anderem Hilfe gesucht hat, derweil Balthasar darniederlag. Allerdings schien er außergewöhnlich rasch genesen zu sein«, sagte sie hämisch.
Einen kurzen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann sagte Malachi Plantageter: »Im Grunde liegt es mir fern, eine Dame damit zu belasten, ich weiß jedoch nicht, ob ich Gelegenheit haben werde, Ihren Gatten oder Ihren Bruder zeitgerecht darüber zu informieren. … « Er zögerte. »Im Vertrauen gesagt, ist der Zustand des Erzherzogs sehr ernst. Es steht nicht zu erwarten, dass er überlebt.« Merivan stockte der Atem, unüberhörbar. Telmaine wimmerte und wiegte sich vor und zurück. Die Zofe zuckte zusammen, blickte mit großen Augen zur Tür. »Und selbst wenn er überlebte, wäre er vermutlich nie wieder in der Lage, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Für seinen Sohn wurde bereits der Regentschaftsrat einberufen, unter der Führung von Herzog Mycene und Herzog Kalamay. Fürst Vladimer haben sie weggesperrt, da sie seine geistige Stabilität als fragwürdig erachten.«
»Und dennoch schenken die Herzöge – und Sie – Vladimers Anschuldigungen Beachtung«, zeigte Merivan auf.
»Prinzessin Erskane, ich habe höchsten Respekt vor Ihrer Familie und der von Balthasar Hearne. Doch über einen Zeitraum von mehreren Tagen konnten Prinzessin Telmaine und ihr Ehemann wiederholt mit bizarren und fatalen Ereignissen in Verbindung gebracht werden. Ich kann diese Tatsache nicht ignorieren und gleichzeitig meinen mir anvertrauten Pflichten gerecht werden.«
Es folgte Stille. »Vielen Dank, Superintendent, für Ihre Offenheit«, sagte Merivan mit hauchiger Stimme. »Seien Sie versichert, ich werde meinen Mann und meinen Bruder von dieser Konversation unterrichten.«
»Ich muss Sie bitten, dass Ihre Schwester hier bleibt. Sie kann ihre Zofe bei sich behalten, und der Haushalt wird ihr für alles Weitere zur Verfügung stehen. Sollte sie einen Arzt benötigen … «
»Ich werde dafür sorgen, dass sie von unserem Hausarzt behandelt wird.« Nach dem recht verhaltenen Austausch einiger Freundlichkeiten entfernte sich der Superintendent. Die Tür ging zu; im Nebenraum war es vollkommen still. »Was hat sie getan ?«, sagte Merivan mit leiser Stimme.
»Merivan«, meldete sich nun ihre Mutter zu Wort.
»Ich muss mich setzen; mir ist ganz schwindlig«, sagte Merivan. Kleider und Unterröcke raschelten zu dem Sessel, auf dem Mycene gesessen hatte; Rocksäume streiften Telmaines Knöchel; Stoffe flüsterten auf der Polsterung, als Merivan sich in den Sessel fallen ließ. »Du warst wundervoll, Liebes.«
Merivan reagierte nicht auf das Lob ihre Mutter. Ihr Sonar fegte über Telmaines Haut. »Telmaine, was um alles in der Welt hast du getan? «
»Merivan!«, zischte die Mutter. »Mach deine gute Arbeit nicht gleich wieder zunichte.«
Lautlos bewegten sich Telmaines Lippen. Es hört niemand zu, Mama. Das wüsste ich.
»Vladimer hat den Verstand verloren«, sagte Merivan.
Warnend: »Merivan.«
»Mama, er hat versucht, Telmaine zu töten, dabei hat er Sylvide erschossen. Und nun beschuldigt er Telmaine der Hexerei .« Merivan klapperte mit den Zähnen. »Ich zittere«, sagte sie empört – ausgerechnet Merivan, die doch so stolz darauf war, stets Haltung und Anstand zu wahren. »Dem Einzigen Gott sei Dank, dass die Herzöge ihm keinen Glauben schenken, auch wenn der Superintendent … Oh, mir geht es gar nicht gut.«
»Fürst Vladimer«, sagte die adlige Witwe langsam, »hat sich über die Jahre ungemein viele Feinde gemacht.« Und dann fügte sie seltsamerweise hinzu: »Der arme Junge.«
Das energische Klopfen an der
Weitere Kostenlose Bücher