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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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versteinerter Miene. »Und du wirst es sie auch nicht wissen lassen.«
    »Aber … «
    »Der Tempel wahrt seine eigenen Interessen, Junge«, knirschte Lukfer. »Wir haben mithilfe unserer Magie ein gewaltiges Vermögen angesammelt, und sowohl die Magie als auch der Pakt schützen uns vor der Rache für unsere Habgier. Aber was würde geschehen, wenn die Erdgeborenen wüssten, dass eine Form der Magie existiert, die von den Tempelmagiern weder gespürt noch abgewehrt werden kann, und die zudem mächtig genug ist, verzauberte Lampen auszulöschen und einen Prinzen zu töten? Sie fühlen sich ohnehin ungerecht behandelt, und ihre Unterlegenheit lässt sie aufbegehren. Das weißt du doch besser als jeder andere. Ein Bekanntwerden könnte die Magier ihre Magie und den Verstand kosten und alle Erdgeborenen das Leben – bist du dir darüber im Klaren? «
    Plötzlich wallte Lukfers Magie auf und bedrängte ihn von allen Seiten, ein wachsender Druck, weit über die Schmerzgrenze hinaus. Tam hielt dem Druck stand, schnappte vor Anstrengung nach Luft und sackte in sich zusammen, als dieser genauso abrupt verschwand, wie er gekommen war.
    »Entschuldige, mein Junge«, sagte Lukfer. »Doch wenn es ihnen jemand sagen sollte, dann ich – ich ganz allein.«
    Als Tam gerade Einspruch erheben wollte, schlug Lukfer mit der flachen Hand auf die Armlehne seines Sessels. Überall im Raum zersplitterten gläserne Ziergegenstände in tausend Stücke, um sich sogleich wieder zusammenzufügen. Lukfers Stimme schnarrte: »Du hast überhaupt keinen Sinn für unsere Geschichte . Unter hochrangigen Magiern giltst du den Jahren nach noch als Kind, und da du keiner Blutlinie angehörst, fehlt dir auch das empfangene Bewusstsein, welches Magier untereinander weiterreichen, von Eltern und Lehrern an Kinder und Schüler.«
    »›Indoktrinierung‹ meinen Sie«, sagte Tam ungerechterweise, denn er wusste sehr wohl, was Lukfer meinte: den magischen Wissenstransfer von Magier zu Magier, von Meister zu Lehrling. Ein solches Geschenk würde ihm vermutlich niemand machen, und Lukfers Magie war zu unbändig, um sie jemand anderem zuteil werden zu lassen. »Bei mir haben sie nichts unversucht gelassen.«
    Lukfer tadelte ihn mit bleiernem Kopfschütteln. »Der Erzmagier ist dreihundertundvierzig Jahre alt. Aufgezogen wurde er in diesem Tempel von Mitgliedern der ersten Generation Magier, die mit wahrer Macht gesegnet waren. Deren Erziehung und Ausbildung fand unter höchster Geheimhaltung statt, aus Furcht vor dem, was die Erdgeborenen tun würden, falls sie erführen, dass der Tempel Anstrengungen zur Wiederbelebung der Magie unternahm. Seine Haltung, und die vieler anderer Hoher Meister, ist zutiefst geprägt von der Situation des Tempels vor fünf-, sechshundert Jahren , als die Erdgeborenen noch in der Lage waren, uns regelrecht auszurotten. Die Hohen Meister mögen mächtig genug geworden sein, um für die Erdgeborenen nichts als Verachtung übrig zu haben, und würden niemals zugeben, sie zu fürchten. Doch diese ursprüngliche Furcht lebt in ihnen weiter, und zwar genau dort, wo auch alte Ängste aus der Kindheit überdauern.«
    »Diese Magie hat den Prinzen getötet.«
    »Nicht die Magie«, korrigierte Lukfer, »der Wille dahinter.«
    Diese Unterscheidung wurde von den Tempelmagiern immer wieder als Erklärung vorgebracht, und Tam verabscheute die Scheinheiligkeit, die dahinter steckte. Kein hochrangiger Magier würde sich je auf einen Vertrag einlassen, der ihm zuwider war, seit Ewigkeiten schon nicht mehr. »Magie oder Wille – wir dürfen nicht zulassen, dass dieses Morden ungehindert weitergeht. Wenn wir in dieser Angelegenheit nicht vor die Hohen Meister treten können, dann müssen wir diese Magie und deren Nutzer finden, und sie, falls nötig, zerstören. In anderen Worten: Wenn wir nicht zur Tempelwache gehen können, müssen wir die Tempelwache sein.«
    Nach einer kurzen Weile nickte Lukfer bedächtig.
    Fejelis
    Einen Freund habe ich wenigstens, dachte Fejelis, als er seinen Übungsdegen wieder an die Wand hängte und quer durch den salle ging, um Magister Tammorn zu begrüßen. Ein Dienstmädchen kam ihm mit einem Handtuch entgegen, doch er scheuchte sie weg – so brauchte er ihr nur kurz nachzublicken und sich nicht damit abzugeben, welche verborgenen Gefahren ihr Erscheinen wohl bedeuten mochte.
    Stattdessen konnte er sich ganz auf das Auftreten des Magiers konzentrieren. Ungeachtet dieses matten Schimmers, den ihm die scharlachrote

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