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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Farbe verlieh, stand vor ihm ein gramgebeugter Mann. Vor Kummer über den Tod des Prinzen – oder aus einem anderen Grund? »Magister Tammorn«, begrüßte er ihn förmlich. »Seien Sie willkommen.«
    »Eure Prächtigkeit«, sagte der Magier mit einem knappen Kopfnicken. »Womit kann ich Ihnen zu Diensten sein?«
    »Kommen Sie und leisten Sie mir Gesellschaft, während ich mich frisch mache«, sagte Fejelis. Er drehte sich um und führte den Magier zwischen den Fechtbahnen hindurch, registrierte dabei dessen Schritte und das Tappern der harten Sohlen auf den Fliesen. Seine eigenen Schuhe mit den weichen Sohlen quietschten hin und wieder. An allen vier Wänden des salle wurden sie von ihren Spiegelbildern begleitet, denn zu dieser Tageszeit war der Himmel nur noch durch das Dachfenster zu sehen. Zwar bestanden zwei der Wände zur Gänze aus Glas, doch da die Sonne auf der anderen Seite des Palastes stand, die Außenwände also im Schatten lagen, hatten sich die Scheiben bereits verspiegelt. Diese Stunden nutzte Fejelis am liebsten für sein Training: Zum einen waren körperliche Ertüchtigungen im direkten Sonnenlicht äußerst ermüdend, und zum anderen hielten die Schatten unerwünschtes Publikum fern.
    Verschlossene Türen trugen natürlich ebenso ihren Teil zum Schutz seiner Privatsphäre bei, zumindest vor gewöhnlichen Höflingen – einen Magier konnte eine verriegelte Tür jedoch nicht aufhalten.
    Auch aus dem Ankleideraum verscheuchte Fejelis seine Bediensteten. Er wollte für dieses Gespräch keine Zeugen haben, und seine Dienerschaft schien – nein, sie war – erheblich nervöser als gewöhnlich. Fejelis machte sich deswegen jedoch keine großen Sorgen. Er konnte diese Unruhe seiner vorzeitigen Erhebung zum Prinzen, den kursierenden Gerüchten über seine Schuld oder auch seinem Umgang zuschreiben.
    Als er sich zu Tam umwandte und dessen mitfühlende Miene sah, schnürte es ihm regelrecht die Kehle zu. Noch kurz zuvor hatte Fejelis seine Lehrmeister angehalten, ihn schonungslos zu fordern, um seinen Kopf von jeglichem Ballast zu befreien, damit er sich voll und ganz auf den Moment konzentrieren konnte. Nun jedoch war er sich nicht einmal mehr seiner eigenen Stimme sicher, so dass er Tammorn zur Begrüßung lediglich die Hand hinhielt. Der Magier ergriff diese und zog ihn für eine aufdringliche, aber willkommene Umarmung an sich. »Jay«, sagte er in des Prinzen Ohr. »Oh, verflucht , Fejelis. Es tut mir so leid.«
    Fejelis gestattete sich, ein wenig Trost in Tams bäuerlicher Stärke zu finden, einer Stärke, die auf fast fünfzig Jahren Lebenserfahrung beruhte, und zwar eines Lebens, das wahrlich nicht immer das reine Vergnügen gewesen war. Dann zog er sich aus der Umarmung zurück. Das Wichtigste war nun, einen kühlen Kopf und einen klaren Blick zu bewahren. Trauer war nur etwas für Männer in gesicherter Position.
    »Ich weiß, Tam«, sagte er heiser. »Er ist viel zu früh von uns gegangen und dann auch noch auf so grausame Art und Weise. Aber wir waren uns beide der Gefahren bewusst.« Sein aufmerksamer Blick fing Tams Besorgnis auf, und er machte sich im Stillen eine Notiz. Über welche Gefahren wusste Tam Bescheid, die er selbst noch nicht kannte?
    »Was hast du nun vor?«
    »Überleben«, erwiderte Fejelis schlicht und ergreifend. »Vater wäre zutiefst enttäuscht, wenn ich es nicht täte.« Und dann, mit einer ordentlichen Portion Ironie: »Ich empfinde es als äußerst kränkend, dass mich irgendjemand doch tatsächlich für töricht genug hält, meinen Vater ausgerechnet in jener Nacht ermorden zu lassen, in der ich meine Mündigkeit erreiche.«
    »Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass so etwas geschieht«, gab Tam zu bedenken.
    »Nun, so töricht bin ich jedenfalls nicht. Und sollten diesbezüglich Zweifel deinerseits bestehen, lass uns diese hier und jetzt aus der Welt räumen.« Er bot ihm seine nackte Hand dar. Jegliches Zittern derselben war ausschließlich auf seine körperliche Erschöpfung zurückzuführen. Fejelis ging davon aus, dass er heute Nacht gut schlafen würde. Er hatte nur noch nicht entschieden, ob es seinem Schutz diente oder er sich nur in noch größere Gefahr begab, wenn er eine seiner gestrigen Tanzpartnerinnen mit in seine Gemächer nahm.
    Tam gab dem Prinzen mit einer abwehrenden Geste zu verstehen, dass er ihn nicht berühren wollte. »Ich vertraue dir.«
    »Da bist du wahrscheinlich der Einzige«, sagte Fejelis. »Mistress Weiße Hand hat dich also davon

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