Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
in Kenntnis gesetzt, dass ich dich mit der Untersuchung seines Todes beauftragen möchte. Willigst du ein?«
Für Fejelis, der sich selbst gelehrt hatte, stets aufmerksam zu sein, war Tams offenes Gesicht so leicht zu lesen, wie das eines Kindes. »Du hast bereits etwas in Erfahrung gebracht, nicht wahr?«
Einen Moment lang glaubte er schon, der Magier würde einwenden, dass zwischen ihnen bisher kein Vertrag bestünde, keine Zahlung ausgehandelt und keine öffentliche Bekanntgabe erfolgt sei. All das wären durchaus rechtmäßige Einwände gewesen.
Doch hier hatte er es mit Tam zu tun, dem Magier, der weder Vertrag noch Pakt benötigte, um ein sterbendes Kind zu retten. »Ich kann es dir noch nicht sagen. Es ist eine Angelegenheit des Tempels.«
»Soll das heißen, du lehnst den Vertrag aufgrund von Interessenkonflikten ab?«
»Ich lehne den Vertrag keineswegs ab«, sagte er und errötete, obwohl diese Frage unter den gegebenen Umständen durchaus angebracht und verständlich war. »Das ist etwas … « Er hielt sich zurück. »Wer deinen Vater ermordet hat und wer sonst noch daran beteiligt war, kann ich dir zu diesem Zeitpunkt nur deshalb nicht sagen, weil ich es nicht weiß.«
Fejelis dachte einen Moment über diese Antwort nach. »Wenn du mir nicht sagen kannst, wer dafür verantwortlich ist, könntest du mir dann vielleicht sagen, wer es nicht ist? Es würde schon helfen, wenn ich wüsste, wem ich eventuell trauen kann.«
»Ja«, sagte der Magier.
»Sollten wir uns nun also über die Zahlungsmodalitäten unterhalten?«
Nicht ohne eine gewisses Maß an Wagemut nannte Tam eine Summe, die dem Honorar eines ausgebildeten Kunsthandwerkers entsprach.
Fejelis lachte – das erste richtige Lachen, seit er vom Tod seines Vaters erfahren hatte. »Das ist tatsächlich dein Ernst, nicht wahr? Wie soll es dir auf diese Art denn je gelingen, so unanständig reich zu werden, wie es deinem Rang gebührt?«
In dem offenherzigen Gesicht des Magiers zeigte sich nicht etwa Verwirrung, sondern unverhohlener Zorn. »Du weißt ganz genau, warum«, sagte er grimmig.
Fejelis bereute seine Reaktion bereits. Er wusste in der Tat, warum. Tam hatte die Folgen der Verarmung in den Provinzen miterleben müssen, die Armut, an der Geist und Körper zerbrachen, die schreckliche Ignoranz im Land. »Ja, ich weiß, warum«, sagte er einsichtig, »und ich empfinde große Hochachtung für dich. Dennoch muss ich dir leider die Möglichkeit verwehren, deine Prinzipien zum Ausdruck zu bringen, denn ich kann nicht zulassen, dass dieser Vertrag einer Verhöhnung meines toten Vaters gleichkommt.«
»Dann biete mir das an, was du für angemessen hältst. Mir ist es gleich«, sagte der Magier. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Wenn ich könnte, würde ich diese Untersuchung auch ohne Bezahlung übernehmen, für deinen Vater und für dich.«
»Damit wäre der Skandal dann wohl perfekt.« Fejelis drehte sich zu seinem Schrank um, öffnete ihn und nahm zwei Flaschen heraus, deren versiegelte Verschlüsse er sorgfältig untersuchte – unversehrt. Er bot dem Magier eine an. Dann betätigte er einen Hebel, um das Schloss erneut zu aktivieren, und klappte die Tür zu. Mit dem Rücken an den Schrank gelehnt, nahm er einen großen Schluck Wasser.
»Am Stadtrand gibt es ein interessantes Anwesen«, sagte er. »Neun Morgen Land mit einem großen Herrenhaus. Seit geraumer Zeit suche ich nun schon nach einer Möglichkeit, es dir zukommen zu lassen. Mit etwas Arbeitseinsatz dürfte es für das Wohnheim, von dem du gesprochen hast, durchaus geeignet sein.« Seit der Magier ein bisschen Geld erübrigen konnte, spendete er es für gemeinnützige Einrichtungen der Stadt zur Unterstützung mittelloser Einwanderer. »Du könntest das Haus natürlich auch in eine Werkstatt für unsere Freunde, die Kunsthandwerker, umbauen lassen. Wie du das mit dem Zehnten für den Tempel abrechnest, bleibt dir überlassen. Sei jedoch gewarnt: Mutter hat bereits ganz eigene Vorstellungen davon, was ich mit dem Anwesen anstellen könnte. War sie an Vaters Tod beteiligt?«, fragte er ganz ohne Zögern.
»Das kann ich nicht sagen«, antwortete der Magier, und die kurze Freude über Fejelis’ Angebot wich aus seinem Gesicht.
»Liegt dir diese Information denn vor? Oder hast du Bedenken, sie auszusprechen? Bitte sag mir wenigstens das.«
Der Magier blickte ihm direkt in die Augen. »Mir liegt diese Information nicht vor.«
Das musste wohl genügen. »Bereust du schon,
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