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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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hierher kommen sollen, wenn nicht in der Hoffnung auf eine Verbündete?
    »Oh, ersparen Sie mir das, Telmaine«, fauchte Floria in ungewohnter Schärfe, weil sie ihr Schweigen missdeutete. »Ihr Nachtgeborenen seid doch der Meinung, eine Ehe bedeutet, einander mit Leib und Seele zu besitzen, und die Freundschaft zwischen Bal und mir sei mit Untreue gleichzusetzen. Aber Balthasar und ich waren schon Freunde, als er kaum alt genug war, seine ersten Fragen durch die Papierwand zu lispeln, lange bevor er Ihnen überhaupt begegnet ist.«
    »Balthasars Fragen haben ihn doch erst in diese Lage gebracht«, erwiderte Telmaine bitter, ungeachtet jeder ehelichen Loyalität.
    »Sie meinen Tercelle Amberleys Kinder«, sagte Floria. Ihre Stimme näherte sich der Trennwand. »Das hatte ich ganz vergessen – hat Strumheller Florilinde gefunden? Ist sie in Sicherheit? Bal hat mir einen Brief geschickt, doch ich erhielt ihn erst kurz bevor ich hierher kam.«
    Brief, dachte sie – aber es konnte nicht derselbe sein, den Vladimer nun in seiner Obhut hatte. Dieses »Das hatte ich ganz vergessen« empörte sie zutiefst. »Florilinde ist in Sicherheit. Ein junger Kollege von Baron Strumheller hatte sie ausfindig gemacht, und ich habe sie zurückgeholt.« Lächerlich, leichtsinnig sogar, explizit auf ihre Tat hinzuweisen, das wusste sie sofort, aber sie wusste auch, dass die Meisterspionin alle nachtgeborenen Frauen für schwach und passiv hielt. Sie wartete darauf, dass Floria ungläubig fragte »Wie?«, doch die Lichtgeborene sagte lediglich: »Gut.«
    Stille, und dann hörte sie, wie Floria auf und ab ging. Sie biss sich auf die Lippe. Telmaine war sich durchaus bewusst, wie viel Vladimer ihr bei ihrem ersten Gespräch vorenthalten hatte, und hätte er sie gerecht behandelt, wäre sie weiterhin bereit gewesen, seinen Wünschen nachzukommen. Doch er hatte sie ausgenutzt, als Köder und Gängelband für die Broomes und als Spionin bei den Herzögen. Das begründete er wahrscheinlich mit einer gewissen Notwendigkeit, aber sie vermutete, dass er zudem der Ansicht war, es sei richtig gewesen, sie dermaßen auszunutzen. Er würde sie, Balthasar und Ishmael über alle Schamgrenzen hinaus und bis hin zur völligen Vernichtung ausnutzen, wenn ihm danach war.
    Telmaine war auf dem Gebiet der Spionage ein ebensolcher Neuling wie im Umgang mit Magie, aber sie musste einen Weg finden, sich selbst und ihre Lieben zu beschützen, auch vor Vladimer. Und obwohl Floria nun eine Gefangene war und möglicherweise sogar verhext, war sie nichtsdestoweniger mit den Machenschaften und Intrigen am Hofe der Lichtgeborenen wohlvertraut.
    Bedächtig sagte Telmaine: »Mistress Weiße Hand, der Grund, warum Balthasar jetzt nicht hier sein kann, ist der, dass er und Baron Strumheller vor zwei Nächten Fürst Vladimers Leben vor den Folgen einer magischen Hexerei gerettet haben, ausgelöst« – welches war eigentlich das richtige Verb? – »von einem schattengeborenen Magier.«
    »Einem schattengeborenen Magier? «, wiederholte Floria ungläubig.
    »Ich war dabei , als Baron Strumheller ihn tötete.« Und hätte mich beinahe übergeben beim Anblick des zertrümmerten Schädels, doch das ließ sie unausgesprochen. »Als wir ihm das erste Mal gegenüberstanden, hatte er die Gestalt von Lysander Hearne.«
    »Balthasars Bruder? «
    Wie viel hatte er Floria über Lysanders Grausamkeiten anvertraut? »Ich habe Lysander Hearne nie kennengelernt, aber der Mann, dem ich im Sommerhaus begegnet bin, hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Balthasar, zumindest äußerlich.« Telmaine hatte sogar dessen Stimme für Balthasars gehalten – oder jedenfalls eine der beiden Stimmen – , als sie diese zum ersten Mal gehört hatte. »Aber der Leichnam ähnelte Lysander in keinster Weise. Baron Strumheller sagte, es müsse sich wohl um eine Art Gestaltwandler gehandelt haben.«
    Von der anderen Seite der Papierwand hörte sie die Aufregung in Florias Atem. »Was wollen Sie damit sagen ?«, keuchte die Meisterspionin.
    »Möglicherweise hat einer von denen Ihre Gestalt angenommen und den Talisman zu Ihrem Prinzen gebracht.«
    »Das ist unmöglich. Der Prinz hat … hatte ein Dutzend Verträge mit Magiern des fünften Ranges und höher, die seine Person beschützten und seine Arbeit sicherten. Und die haben nichts gespürt. Telmaine, ich schwöre bei meinen und auch bei Ihren Göttern, ich hätte meinem Prinzen niemals irgendeinen Schaden zugefügt. Meine Familie steht seit zehn

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